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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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Schäfer und drehte sein Gesicht zur Kamera. »Werden beide recht behalten? Wer wird die erste Runde gewinnen? Nach einer kurzen Werbepause geht’s weiter. Bleiben Sie dran!«
    Willkommen zurück bei »Marionetten«. Die erste Runde beginnt; russisches Roulette, ein riskantes Spiel, bei dem jeder seinen Kontostand rasch vervielfachen oder sein eingesetztes Pfand verlieren kann. Die Tore sind offen, die Skalpelle sind scharf. Nur einer kann gewinnen!
    »Also gut, Maria, reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Welches Körperteil möchten Sie setzen?« Behutsam legte Quizmaster Schäfer eine Hand auf den Buzzer und lächelte sein Lächeln.
    »Ich wollte einen Finger setzen, den Ringfinger.«
    Schäfer ließ das Lächeln fallen. »Maria, eine Dekontamination kostet ein Heidengeld, Sie sollten wirklich mehr riskieren.«
    »Hey, das ist unfair«, rief Hoogin, herzhaft lachend. »Du beeinflusst die Kandidaten, gar nicht nett von –«
    »Unsinn Luther«, fiel ihm der Quizmaster ins Wort. »Sie entscheidet ganz allein, was sie einsetzen will. Niemand redet ihr da rein … oder Maria?«
    »Nee, meine Wahl.« Sie hustete. »Wissen Sie was, ich riskier’s: Ich setze meinen ganzen Arm!«
    »Richtig entschieden, Sie sind sehr tapfer«, bestätigte Schäfer. »So kommt man weiter bei dieser Show.«
    »Siehste, siehste. Jetzt hat sie sich ganz anders entschieden.« Hoogin blähte die Backen, dann grinste er wieder. »Ach egal, die verliert eh! Cyrill, ich ziehe nach und setze mein zweites Bein.«
    »Hast du dir das auch gut überlegt?«
    »Logisch, keine halben Sachen.«
    »Wunderbar«, lachte der Quizmaster. »Wir sind gespannt, wie das Duell zwischen euch ausgehen wird …«
    Und Schäfer drückte den Knopf.
    Zuerst wurde die Anzeigentafel tiefschwarz, plötzlich ein grelles Licht, das die gesamte Bühne tünchte, ehe der Umriss einer Pistole schärfer wurde; ihr Lauf schwenkte zum Publikum; links klappte die Trommel auf und eine Kugel wurde eingelegt.
    »... los!« Nochmals betätigte er den Buzzer: Die Trommel begann zu rotieren, glitt zurück ins Gehäuse, dabei spannte sich der Hahn – schlug nach vorne, worauf ein hartes Klack! durchs Studio dröhnte.
    »Glück gehabt, Maria. Unser Nervenbündel ist dran. Daumen drücken, Luther.«
    Die gleiche Animation wurde abgespielt. Klack!
    »Puh … hatte ein mieses Gefühl«, lachte Hoogin erleichtert. »Das nenne ich Schwein!«
    Beim dritten Durchgang, Maria war an der Reihe, spritzte eine blutige Sequenz quer über die Anzeigentafel – gleichzeitig barst ein ohrenbetäubender Schuss aus den Boxen; ein Bang! stand auch als Wort über der Pistole und wurde durch Amputation! getauscht.
    »Oh Himmel, nein«, stieß Maria hervor; in ihrem Gesicht kämpften Entsetzen und Angst gegen die Glückshormone und verloren. »Da habe ich wohl Pech gehabt …«
    »Pech gehabt, Maria«, wiederholte Schäfer, der nun doch Probleme mit seinem Gewissen bekam. Arme Frau , dachte er. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn es Luther, diesen öligen Versager, getroffen hätte. Aber da konnte man nichts machen. Immerhin zahlte das Studio sämtliche Kosten für die Prothesen. »Sie kennen die Prozedur. Bitte legen Sie Ihren linken Arm in die Schale, damit unser Chirurgie-Roboter mit der Operation beginnen kann.«
    »Meinen rechten Arm, Cyrill.«
    »Nein, den linken. Sie sagten: Ich setze meinen ganzen Arm. Leider ist Ihr rechter Arm nicht mehr vollständig.«
    »Oh, das war mir nicht klar. Ehrlich Cyrill, ich meinte den linken – Faktor 4,5.«
    »Sorry Maria, der Faktor 6 wurde schon auf Ihrem Männchen eingebucht.« Sein Finger deutete auf die Proportionsfigur. »Das hätten Sie früher klarstellen sollen.«
    »Aber die kann ich gar nicht sehen«, schrie Maria verzweifelt. Neue Panik drückte die Drogen beiseite. »Sie hätten mir den Faktor nennen müssen!«
    »Regeln sind Regeln, Maria. Ihr linker Arm ist futsch.« Schäfer suchte die Kamera, zwang sein Lächeln auf die Lippen; zum ersten Mal dachte er ans Aufhören. »Weil wir den anstehenden operativen Eingriff aus schutzrechtlichen Gründen nicht länger zeigen dürfen, machen wir nun eine größere Werbepause.« Er streckte die Faust vor. »Bis gleich!«
    Und so ist der Stand nach Runde eins: Frau Salveri hat leider beim russischen Roulette verloren, ihr wurde der linke Arm abgetrennt. Anfangs ein wenig über den Verlust betroffen … was jeder gut verstehen kann … ist sie jetzt wieder fröhlich. Ihr Kampfgeist ist erwacht! Schauen wir,

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