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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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doch die eigentliche Bedrohung. Du hast keine Ahnung, wozu die Leute von Better Future imstande sind. Ihr müsst die Behörden einschalten, bevor sie Beweise vernichten. Solange noch was da ist, was man beschlagnahmen kann.« Ihr Blick zuckte zu mir.
    Mein rechter Contour wippte nach oben und traf die Unterseite des Tischs. Das Geschirr hüpfte zwei Zentimeter in die Luft und fiel scheppernd zurück. Der Hund sprang von Angelicas Schoß, um in der Tür Zuflucht zu suchen, und funkelte mich giftig an.
    »Charlie?« Lola sah mich an.
    »Entschuldigung. Ja, mir geht es gut.«
    Ich putzte mir im Bad die Zähne und blickte mich im Spiegel an. Meine Beine hatten kein Bewusstsein. Das war unmöglich. Dass sie selbstständig denken konnten, würde ich erst glauben, wenn ich sie öffnete und dabei auf winzige Elfen stieß, die sie antrieben. Um eine Persönlichkeit zu erzeugen, reichte es nicht, ein paar inaktive Werkstoffe miteinander zu kombinieren.
    Trotzdem, irgendwas ging da vor. Eine Störung, mit der ich nicht gerechnet hatte.
    Lola lächelte mir zu, als sie hereinkam, und angelte nach etwas am Waschbecken. Ihre Hüfte streifte meine. Sie fand eine kurze blaue Zahnbürste, beäugte sie und drückte Zahncreme darauf. »Hast du gewusst, dass es einen Zustand gibt, in dem man sich vor dem eigenen Speichel ekelt?« Sie steckte sich die Zahnbürste in den Mund und redete außen herum. »Stell dir vor.«
    »Mrff«, antwortete ich.
    »Letschte Nach muschte ich auf dem Schofa schlafen.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Schofa?«
    »Schofa.« Sie verschob die Zahnbürste und neigte das Kinn. Durch ihren Mund schwappte ein Meer von Zahncreme. »Sofa.«
    Ich spürte ein feines, unsichtbares Zupfen.
    Sie beugte sich vor und spuckte aus. »Ziehen wir doch die Matratze aus Harrisons Bett. Dann kann ich neben dir schlafen.«
    Harrison war Angelicas Sohn. Er kam an zwei Wochenenden pro Monat zu Besuch. Lola hatte mir davon erzählt, die Augen glühend vor Empörung, und dann eine ganze Geschichte über irgendwelche wildfremden Leute vom Stapel gelassen, deren Handlungen mich offenbar interessieren sollten. Mit Bedauern nahm ich zur Kenntnis, dass Rod seiner Karriere höhere Priorität einräumte als der von Dr. Angelica. Aber ich kannte Rod nicht. Ich begriff nicht, was ich mit diesen Informationen anfangen sollte.
    »Damit wir … uns endlich näher kennenlernen.«
    Ich wollte ins Waschbecken spucken, aber die Contours bewegten sich nicht. Sie waren völlig steif. Tilt, dachte ich.
    Lolas Hand strich eine Falte in meinem Hemd glatt. »Komm ins Bett.«
    In meinem Gehirn meldete sich ein Flüstern: Die Beine haben was gegen Lola. Das war albern. Aber es entsprach den empirischen Daten. Sie sind eifersüchtig.
    »Komm.« Lola hakte die Finger in meine. Sie öffnete die Tür und spähte hinaus in den Flur. Ich folgte ihr zum Zimmer von Angelicas Sohn. Ihr Rücken wirkte klein und zerbrechlich, und plötzlich überfiel mich die Befürchtung, dass die Contours sie treten wollten. Abrupt blieb ich stehen. Lola drehte sich um und winkte mich zu sich. Ich war bestürzt. Ich hatte oft daran gedacht, mit Lola ins Bett zu gehen. Sehr oft. Aber ich wollte sie nicht umbringen.
    »Komm schon, Charlie.« Sie kehrte um, zog mich ins Kinderzimmer und schloss die Tür. Sie schlängelte die Arme um meine Taille und neigte das Gesicht.
    »Gleich.«
    »Mmm.« Lola stellte sich auf die Zehenspitzen, und ihre Lippen suchten meinen Mund.
    »Ich weiß nicht …«
    Unsere Lippen fanden sich. Ich vergaß die eigenmächtigen Beine. Zumindest erschienen sie mir weniger wichtig. Entscheidend war jetzt, dass ich mich Lola näherte. Dann merkte ich, dass ich mich ihr bereits näherte. Die Anziehungskraft nahm zu und zerrte meine Metallfinger zu ihrem Herzen. Lolas Augen sprangen auf. Sie drückte mich mit den Händen weg. »Charlie!« Einen Moment lang konnte sie sich nicht lösen. Dann machte sie zwei taumelnde Schritte nach hinten. Ihre Brust hob und senkte sich. »Es ist wieder da!«
    Inzwischen hatte ich drei Datensätze. Erstens in ihrer Suite, als wir zum ersten Mal miteinander allein waren. Zweitens die gemeinsame Flucht vom Balkon. Und jetzt das. »Es passiert, wenn sich deine Herzfrequenz beschleunigt.«
    »Was?« Lola fasste sich an die Brust. »Was passiert?«
    »Nein, warte. Hab keine Angst. Das macht es nur schlimmer.«
    »Was passiert damit?«
    »Denk einfach an was anderes. Wie wär’s mit Angelicas Hunden? Die sind doch so süß.« Genau in diesem

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