Masken der Lust (German Edition)
wäre. Sie wollte ihn mehr denn je.
Sie ging zu ihm hinüber, stellte ein paar Fragen und war von seinen durchdachten Antworten beeindruckt. So viel zu diesem Manöver. Er gab ihr den Blick frei und stellte sich hinter sie, damit sie das Meisterwerk begutachten konnte, und dann … ohhhh. Er legte ihr seine Arme um die Taille und ließ sein Kinn auf ihrem Kopf ruhen. Sarah schob ihre Arme über seine, schwelgte in seiner Art, sie zu halten, versank vollkommen darin. Dies war viel besser als eine Schmeichelei. Warum sollte es ihn kümmern, was sie anhatte, wenn er ihr offensichtlich die Kleider ausziehen wollte?
Letzte Nacht war es nicht nur darum gegangen, betrunken auf einer wilden Party zu sein. Etwas geschah zwischen ihnen beiden – vielleicht nicht gerade für die Ewigkeit, aber sie hatte das Gefühl, dass sie sich wirklich immer daran erinnern würde.
Sie fühlte sich von seiner Stärke geborgen und von seinem muskulösen Körper durchwärmt. Und das war noch nicht alles. Seine Erektion drückte an ihr Kreuz, weil er um so vieles größer war. Sarah lehnte den Kopf an die Mitte seiner Brust, und Marco beugte sich leicht vor, um ihr Haar zu küssen.
Seligkeit.
Es ging schnell voran, aber sie wollte es so. Sie blieben noch ein paar Minuten länger dort stehen. Sie wagte nicht, sich zu rühren, bis seine Erektion ein wenig abgeklungen war, wollte die Aufmerksamkeit des gleichgültigen Saalwächters nicht erregen, der unweit entfernt herumstand und sie keines Blickes würdigte.
Marco schien bemüht, langsam und tief zu atmen. Wahrscheinlich versuchte er, an etwas anderes zu denken als an das Gefühl, sie unter ihren Brüsten zu halten, und an die Art, wie ihr Arsch in der engen Jeans an seine Schenkel drückte. Sie grinste und drehte sich in seiner Umarmung um.
«Besser so?», flüsterte sie boshaft. Nun presste sich sein Steifer an ihren Bauch.
«Nein», flüsterte er zurück und lächelte zu ihr hinab.
«Dann sag etwas.» Ihre Stimme war nun ein wenig lauter, aber der Wächter sah noch immer nicht in ihre Richtung. «Du musst dich ablenken. Ich werde es nicht für dich tun.»
Marco räusperte sich und machte ein paar Bemerkungen über Veroneses großartiges Farbempfinden. Der Trick funktionierte für sie beide. Sie zog seine Arme auseinander und löste sich aus seiner Umarmung, hielt sich aber an einer seiner Hände fest.
«Gehen wir», sagte sie. «Genug Kunst. Ich möchte mir etwas Greifbares ansehen. Wie dich. Nackt.»
Er lachte leise. «In Ordnung. Du bist nicht gerade schüchtern.»
«Nein. Wir haben nicht alle Zeit der Welt, weißt du?»
«Verstehe.»
«Hübscher Palazzo», murmelte Sarah und sah sich um. Konnte man das so sagen? Ihre Herkunft aus Brooklyn hatte sie nicht auf solche Anwesen vorbereitet. Es gab sogar eine Anlegestelle für Gondeln vor der Haustür, und, herrjemine, er besaß tatsächlich eine. Schwarz und schnittig, der Fahrgastraum unter einer Schutzplane, dümpelte die Gondel vor den Stufen, die zum Wasser des Kanals hinunterführten. Er konnte aus seiner Haustür treten und sogleich einsteigen. Marco bewohnte die oberen zwei Stockwerke seines Palazzos und ließ das untere leerstehen.
Aqua alta. Er hatte ihr den Tidenhub erläutert, durch den die Kanäle anschwollen und Überflutungen verursacht wurden. Kaum jemand benutzte noch sein Erdgeschoss.
Über eine Wendeltreppe waren sie nach oben gestiegen. Das Dachgeschoss war ansprechend eingerichtet mit alten Polstermöbeln, die modern in Schwarz-Weiß bezogen waren, und stimmungsvollen Fotografien von Venedig bei Nacht, ebenfalls in Schwarz-Weiß. Eine zeigte nicht mehr als die sehr schwarze Spiegelung einer Gondel, ein karges und vage beunruhigendes Bild.
Sie sah sich rasch seine Familienfotos an, um keine neugierigen Fragen zu stellen, und betrachtete Fotos von ihm zusammen mit anderen Leuten, die entweder berühmt waren oder großartig aussahen. Die gerahmten Aufnahmen standen auf Bücherregalen aus Mahagoni mit Tausenden von Bänden, neue wie alte. Signora Dolcetti hatte ein gutes Gedächtnis.
Einige der Bücher sahen sehr alt aus, älter als das Bändchen Zaubersprüche, das er ihr im Café gezeigt hatte. Doch auch sie hatten abgenutzte Lederrücken und unleserliche Titelprägungen aus flockig gewordenem Blattgold.
Sie bekam keine Gelegenheit, sie sich anzuschauen oder auch nur mit Oh und Ah die Einrichtung zu bestaunen, weil Marco sie nackt auszog, derart schnell aus ihren Kleidern schälte, dass sich fragte, wie
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