Masken der Lust (German Edition)
Nachttopf zum Fenster rausgießen.»
Das Bündel zuckte die Schultern, und Marcos Kopf kam unter dem Samt zum Vorschein. «So machen es doch alle. Dann überlass es halt dem Stubenmädchen.»
Sarah runzelte die Stirn, als sie ins Bett zurückkletterte. «Ich fühle mich schuldig.»
«Das solltest du nicht.»
Er rollte herum, umarmte sie und schob einen kräftigen Schenkel zwischen ihre Beine. Seine Haut fühlte sich erhitzt an, und er roch wunderbar – eine Mischung aus moschusduftendem Mann und dem leinenen Laken, auf dem sie sich geliebt hatten.
«Was jetzt?»
«Bist du in Venedig, mach’s wie die Venezianer. Den ganzen Tag schlafen und die ganze Nacht zechen. Irgendwo findet sich immer ein Ball oder dergleichen.»
Sarah drückte ihm einen Kuss mitten auf die Brust. Sie spürte seinen Herzschlag, langsam und gleichmäßig. «Du hast doch gesagt, du hättest Einladungen zu Bällen in – in unserem Jahrhundert. Werden wir denn rechtzeitig zurück sein?»
Er streckte den Arm aus und packte sie am Hinterteil. «Wen kümmert’s?»
«Marco, ich meine es ernst.»
Sein warmer Atem fuhr ihr durchs Haar, als er einen Seufzer ausstieß. «Wir werden das Buch suchen müssen. Es ist irgendwo in Venedig. Zum Glück war – ist – die Stadt ein wenig kleiner. Ich werde es finden.»
«Ich bin etwas beunruhigt. Ich sollte sehr beunruhigt sein. Wieso bin ich es nicht?»
Er lachte glucksend. «Weil du gehabt hast, was jede Frau braucht. Einen guten Fick.»
Sie erstarrte und wollte schon zwangsläufig Einspruch erheben, entspannte sich aber wieder. Er hatte recht. Ihr war herrlich lüstern und faul zumute, und sie hätte sich vom Schicksal sonstwohin verschlagen lassen. Es hatte sie bereits in seine Arme geführt.
«Noch mehr gefällig?», erkundigte er sich, als sie nichts erwiderte. «Ich ficke dich liebend gern. Du bist wirklich eine civetta – wilder als eine rollige Katze.»
«Und das heißt, genau so, wie du es gern hast, ha, ha. Nur bin ich nicht sicher, ob ich den Vergleich gutheiße. Das ist nicht gerade romantisch.»
Wenigstens besaß er den Anstand, ein wenig geknickt dreinzublicken. Italiener waren wahrlich stolz auf ihre weltmännischen Manieren. Sie tätschelte seine Wange.
Er hielt ihre Hand fest und küsste sie auf die Innenfläche. «Ah, bellissima , lass mich dich mit Rosenblättern bedecken und beschlafen, derweil ich mein Verzücken singe.»
«Hmm. Später vielleicht, danke. Ein richtiges Bad hingegen wäre jetzt klasse.»
«Die Dienerschaft wird sich auch darum kümmern.» Er gähnte und nahm sie fester in den Arm.
«Also … wer sind wir? Dieselben, die wir waren?»
Marco lehnte sich zurück und betrachtete sie. «Du wirkst auf mich wie dieselbe. Aber dein Haar ist länger. Sehr hübsch. Du siehst sehr schön aus.»
«Lass die Schmeicheleien. Ich muss das wissen.»
Er strich ihr übers Haar und schlug einen beschwichtigenden Ton an. «Das kann ich nicht sagen. Wir können sein, wer immer wir sein wollen. Ich … ich bin Signor Maschera, ein berüchtigter Lebemann, und du … nun, du bist eine Kurtisane.»
«Bin ich das?»
«Ja, natürlich. Offenkundig sind wir Liebende. Ein verheiratetes Paar im alten Venedig würde solche Leidenschaft wahrscheinlich nicht miteinander teilen. Es hätte pflichtschuldig Sex, um Kinder zu bekommen.»
Sie stieß ihn vor die Brust. «Pfui! Daran habe ich nicht einmal gedacht. Friert die Zeit einem das Gehirn ein? Aber ich trage ein Verhütungspflaster. Meine Güte. Hoffentlich wirkt es überhaupt in diesem Jahrhundert.»
Marco schnaubte verächtlich. «Es gibt das Sprichwort, wonach die besten Zimmerleute die wenigsten Späne machen.»
«Und was, zum Henker, soll das bedeuten?»
Wieder strich er ihr übers Haar und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, der die Sorgenfalten, von denen sie wusste, dass sie da waren, fortzauberte. «Kurtisanen waren selten von ungewollten Schwangerschaften betroffen. Die kannten alle Kniffe.»
«Verstehe.» Sie war aber nicht gänzlich beruhigt. Sarah berührte das Pflaster, als wäre es ein Amulett gegen solche Vorkommnisse. «Hey, woher weißt du, dass du nicht verheiratet bist?»
«Ich fühle mich einfach nicht verheiratet. Ich fühle mich frei.»
«Hm.» Ein weiterer Gedanke kam ihr in den Sinn. «Männer und Frauen waren nicht gleichgestellt, stimmt’s? Ich kann nicht gehen, wohin ich will, und alles sagen, was ich möchte, oder –»
Wieder packte er ihren Hintern. «Als Kurtisane kannst du das doch. Es
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