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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Wunde, sammelte sich und brachte ihren Atem zum Fließen. Die Bilder kamen ganz von selbst. Sie tauchte in die Welt seines Körpers ein, sah die zerschnittenen Muskelstränge, die verletzten Blutgefäße und Nervenfasern. In ihrer Vorstellung fügte sie zusammen, was zusammengehörte. Ihr Mund formte Laute, Silben und am Ende Worte: »Heilung durch den Geist, Kraft durch den Geist. Heilung durch …« … den Geist, Kraft durch den Geist. Heilung … Ein Sog, der sie mitriss, fortspülte, davontrug …
    Das Kribbeln nahm sie erst wahr, als es sich zu einem heißen Strom verstärkte. Sie fühlte ihn tief in ihrem Inneren entstehen, pulsierend zog er voran, und auf einmal war es ganz einfach, ihn durch ihre Hände weiterzuschicken. Sie konnte sogar spüren, wie er in den anderen Körper eindrang, durch ihre Bilder geleitet an die richtigen Stellen gelangte und dort zur Entfaltung kam.
    Der Mann ächzte und wand sich unter ihren Händen – es war der Schmerz der Heilung. Ein winziger Impuls ihres Bewusstseins genügte, um sich dafür zu öffnen. Ein Brennen durchfuhr sie, breitete sich wellenartig aus, und sie keuchte auf, von der Intensität überrascht. Sie löste eine Hand und berührte den Boden, um den Schmerz an das Holz abzugeben. Erde wäre besser gewesen, Holz, vor allem totes Holz, war mehr ein Notbehelf, doch es musste genügen.
    Er lag jetzt wieder ruhig da, sein Stöhnen war verebbt. Ihre Hand kehrte an seine Brust zurück. Noch war es nicht genug. Sie konnte nicht sagen, woher sie das wusste, aber in ihr war dieses Drängen weiterzumachen, das Bedürfnis, mehr zu geben, und sie vertiefte sich noch einmal in die Heilung. Völlig unerwartet bemerkte sie in sich ein Gefühl von Sicherheit, begleitet von maßloser Freude und Befriedigung. Es verstärkte ihr Zutrauen in ihre Fähigkeiten, und es gelang ihr, die Heilströme noch einmal zu intensivieren.
    Nach einer Weile jedoch flossen die Ströme nicht mehr in den Körper vor ihr, sondern prallten davon ab, als würden sie von einem Spiegel reflektiert. Sie bemühte sich weiter, musste aber einsehen, dass es zwecklos war – sein Körper stieß ihre Energie ab. Offenbar war das der Punkt, die Heilung zu beenden. Ferin nahm ihre Ströme zurück, die Bilder vor ihrem inneren Auge verblassten, ihre Atmung wurde flacher, und schließlich zog sie die Hände weg. Sie traute sich kaum, nach unten zu sehen.
    Als sie es tat, traten ihr vor Freude Tränen in die Augen. Geschafft! Sie hatte es wirklich geschafft. Seine Haut hatte die Heilpaste gänzlich aufgenommen, die Wunde hatte sich geschlossen, und stattdessen prangte nun eine tiefrote Narbe auf seiner Brust. Sein Puls war weit kräftiger als zuvor. Auch die Atmung war gleichmäßig und seine Stirn kaum feucht. Es ging ihm besser, mehr noch: Er würde überleben.
    Ferin sank in sich zusammen. Das kurzzeitig aufgeflammte Gefühl der Erleichterung wich und hinterließ pure Erschöpfung. Alles tat ihr weh, ihre Muskeln zitterten im Nachklang an das starre Sitzen und die Anstrengungen des Tages. An Schlaf war noch nicht zu denken, erst musste sie sich reinigen, den Rest des Schmerzes und alle negativen Energien aus ihrem Körper streichen. Doch nicht hier. Draußen, an der frischen Luft.
    Vorher aber musste der Fremde verbunden werden. Ferin trug die Heilpaste dick auf die Narbe auf, legte ein sauberes Stück Leinen darüber und stützte seinen Oberkörper mit ihren Knien, damit sie den Verband herumwickeln konnte. Er war schwer, und ihr fiel zum ersten Mal auf, wie schlank und muskulös er war. Seine Wirbelsäule dagegen erwies sich als unerwartet knochig, doch bevor sie sich darüber wundern konnte, stach ihr wieder sein blutiges Handgelenk ins Auge. Beinahe hätte sie es vergessen. Jetzt nicht. Ich kann nicht mehr. Sie würde es später versorgen. Sie drehte ihn auf die Seite und stabilisierte ihn mit zwei Kissen. Kessel, Eimer und die übrigen Utensilien räumte sie an die Wand, dann wankte sie ins Freie.
    Die Dämmerung kündigte den Abend an und verwandelte den Dschungel in ein graublaues Meer. Sobenio saß auf einem der Steinsockel, das Tier hockte auf seinem Kopf, den Schwanz um sein Ohr geringelt. Ferin lehnte sich an den Holzpfosten im Eingang zum Vorbau. Sie hatte nicht erwartet, dass der Magier hier war. Nicht nach seinem Ausbruch vorhin. Aber wo sollte er auch sonst sein? Er wohnte hier.
    Sie mussten über den Streit sprechen. Sie holte Luft, suchte verbissen nach Worten. Es war hoffnungslos, ihr Kopf

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