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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Atmen also. Sie musste sich dazu zwingen, von selbst ging es gar nicht. Ihr Körper hatte anscheinend seine Verpflichtung vergessen. Wieder das Wasser. Sie schluckte. Mehrere Male, bis nichts mehr nachrann.
    »Gut, gut. Genug.«
    Ferin öffnete die Augen. Über ihr hing die gelbe Sonnenscheibe, umgeben von strahlend blauem Samt. Wo war sie? Mit Sicherheit nicht dort, wo sie hingehörte.
    Ein gleichmäßiges Rattern und Knirschen drang an ihre Ohren, untermalt von einem Klopfen, rhythmisch, mal näher, mal weiter weg. Ihr Körper wurde durchgeschüttelt, ab und zu war ein stärkeres Holpern dabei. Neben sich gewahrte sie grauen Stoff, Hände, die einen prallen Beutel hielten. Alte Hände, faltig. Groß und kräftig. Männerhände. Blaue Male auf den Unterarmen. Ein Pheytaner.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf und stieß sich den Kopf. »Au!«
    »O weh, Mädchen. Das wird eine ordentliche Beule geben.«
    Wohl kaum, dachte sie und rieb sich die schmerzende Stel-le.
    »Ich bin Gamón«, sagte der Mann. »Du hast lange geschlafen.«
    »Ferin. Geschlafen? Warum?«
    »Nun, ich nehme nicht an, dass du müde warst. Obwohl das natürlich auch eine Erklärung wäre. Man kann lange schlafen, wenn man müde ist. Sehr lange. Aber du warst nicht müde. Vielleicht ein wenig erschöpft, aber nicht müde. Ich weiß, wie das ist, diese Erschöpfung. Sie kommt von der Maske …« Er grinste tiefgründig.
    Die Maske? »Was?«
    »Ja. Du warst doch maskiert? Ich kann es sehen. An deiner Haut. Es ist das Gaáb. Es macht dich blass. Das geht vorbei. Juckt ein bisschen, aber geht vorbei. Du hast gute Haut. Sehr gute Haut.«
    Er klang verwirrt. Ferin betrachtete ihn genauer. Sein runzeliges Gesicht leuchtete tiefrot, ja, stellenweise war es sogar wund, als hätte ihn die Sonne verbrannt, und an der Stirn hatten sich tiefe Kratzspuren in die Haut gegraben. Sein Riss war breit und reichte über die Nasenwurzel hinaus. Er war von ungewöhnlicher Farbe, näherte sich dem Violett und wirkte wie ein vertrocknetes Flussbett. Sein Haar, glatt und schulterlang, hatte im Sonnenlicht einen rötlichen Farbton angenommen. Und sein Mund schien ständig zu lächeln. Seine Gesichtszüge waren ihr unbekannt, aber seine Stimme … an seine Stimme konnte sie sich erinnern.
    »Sie waren im Pjandar.«
    »Ja. Im Pjandar. Du hast mich gesehen. Es war ein guter Tag. Ich habe ewig gebraucht, um sie loszuwerden. Habe schon nicht mehr daran geglaubt, dass ich es einmal schaffe. Aber an diesem Tag war ich stark genug. Und alle waren da. Sogar die Königin!«
    Er strahlte vor Stolz. »Und du? Bei dir ging es wohl schnell. Du bist noch jung. Wie viele Tage? Nein, lass mich raten. Vier? Zwei? Ah! Zwei. Ich bin beeindruckt.«
    Ferin atmete hörbar ein. Die Maske! Stückchenweise kehrte die Erinnerung zurück. Noch nicht deutlich genug, um alle offenen Fragen zu klären. Bilder zuckten vor ihren Augen auf. Der Spiegelsaal und die Maskierung. Die Bibliothek. Ihr Vater – ein Stich in ihrer Brust. Weshalb? Was war mit ihm? Das Bild verschwand, machte Platz für das nächste. Der Pjandar. Gamón. Ja, er war der Mann, der sich die Maske vom Gesicht gerissen hatte. Und jetzt hockte er hier, vor ihr, auf diesem – sie sah sich um – Wagen.
    Es war ein Karren, wie ihn auch die Holzhändler benutzten, zur Gänze offen, ohne Sitzbänke. In der Ecke gegenüber lag ein graues Bündel Mensch, unbeweglich. Schlafend oder gar tot? Vorn auf dem Kutschbock saß ein Gardist, er lenkte die Pferde, zwei kräftige Füchse. Immer wieder ließ er die Peitsche knallen, um sie zur Eile anzutreiben. Links neben dem Wagen ritten zwei weitere Gardisten, die Augen starr geradeaus gerichtet.
    Sie fuhren durch graubraune Landschaft. Überall Steine und Sand, keine Berge, keine Bäume, keine Häuser. Nichts als nackter Erdboden und sengende Hitze. Eine Straße wand sich durch die Gesteinswüste, kaum als solche erkennbar, führte sie ins Nirgendwo. Wohin fuhren sie?
    Ferin ließ sich an die Seitenwand zurücksinken. Wie war sie überhaupt hierhergekommen?
    »Na?«, forschte Gamón. »Soll ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen? Ja? Na gut. Also, der Gán selbst hat dich zu diesem Transport gebracht.«
    Das Wort Gán war nur ein Flüstern, so als getraute er sich nicht, es lauter auszusprechen.
    »Der Gán?« Sie flüsterte ebenfalls.
    »Jaja. Du warst ohnmächtig.«
    Ferin schauderte. Der Gán. Die Bilder kehrten zurück, klarer jetzt. Ein großer Mann in schwarzem Umhang, weiße Haare,

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