Maskenball
wird höchste Zeit, das wir ins Präsidium kommen. Herbert Verhoeven muss her. Und zwar dringend.«
»Meine Herren, lieber Herr Borsch und lieber Herr Eckers, ich bin Ihnen sehr gewogen. Das wissen Sie. Aber das geht nun wirklich nicht. Sie können Dr. Köhler nicht länger festhalten. Sie, das heißt wir, haben nichts wirklich Belastendes in der Hand. Soweit ich das überblicken kann, ist seine Forschungsarbeit über jeden Zweifel erhaben, auf die Gerüchte in der Klinik können wir nichts geben, denn sie haben sich bisher nicht erhärten lassen. Und dass Köhler ein paar Tage von der Bildfläche verschwindet? Nun, ja, bei der Arbeitsbelastung der Ärzte heutzutage kann ich verstehen, wenn einer für eine Zeit aussteigen will. Dass er das ohne Wissen und Erlaubnis seiner Kollegen und seines Chefarztes tut, ist sicher nicht die feine englische Art. Aber das ist mit der Trendkrankheit ›Burn-out-Syndrom‹ sicherlich zu erklären. Und so gesehen kann Köhler tun, was er will. Auch wenn ich starke ethische und moralische Bedenken habe, strafbar ist das Schwänzen des Dienstes so gesehen nicht.« Staatsanwalt Ralf Böllmann sah die beiden Ermittler über den dünnen Goldrand seiner Brille an. »Ich möchte auch zu gerne mal raus aus meiner Mühle hier. Aber sehen Sie sich doch mal bei uns um. In den Büros türmen sich die Akten. In manchen sind es sogar so dermaßen viele, dass sie nach einem bestimmten Plan gestapelt werden müssen, damit die Statik der Böden das mitmacht.«
Frank und Ecki mussten grinsen.
»Das ist wirklich kein Witz. Wir ersticken förmlich in Arbeit. Und wenn wir nicht bald dieses neue Computersystem bekommen, sehe ich für die Effektivität unserer Arbeit wirklich schwarz.«
»Computersystem?«, fragte Ecki neugierig. Alles, was nur im Entferntesten dazu geeignet war, seine Arbeit zu erleichtern, interessierte ihn brennend.
»Nur ganz kurz: Acusla soll bei uns als Pilotprojekt eingeführt werden. Es geht um die allgemeine Computerunterstützung für Staatsanwaltschaften.«
»Ich liebe solche Abkürzungen. Sie sind das Salz in der Suppe eines jeden Behördenapparats«, warf Frank ein, dem das schiefe Bild seines Vergleichs im Moment des Sprechens peinlich bewusst wurde.
Böllmann nickte nur. »Zum Beispiel sollen künftig schriftliche Verfügungen über die Einstellung eines Verfahrens vom jeweils zuständigen Staatsanwalt per Knopfdruck ausgedruckt werden können. Die zeitaufwendige Schreiberei fällt damit weitgehend weg.«
»Cool.« Ecki nickte wissend.
»Ob das wirklich so cool ist, weiß ich nicht. Denn die Kollegen Staatsanwälte werden künftig jede Menge Schreibkram selbst erledigen müssen. Trotz der fertigen Textbausteine. Und ob die Kollegen das so toll finden werden, wage ich schon jetzt zu bezweifeln.« Staatsanwalt Ralf Böllmann rückte seine Brille gerade. »Aber das ist nicht unser Thema. Wir brauchen gar nicht erst zur Untersuchungsrichterin zu gehen. Mit einem Antrag auf Haftbefehl kommen wir nicht durch. Ich sehe da keine Chance.«
Frank wollte sich nicht geschlagen geben, obwohl er wusste, dass Böllmann Recht hatte. »Was ist, wenn wir ihn gehen lassen und er versucht, Hecker endgültig aus dem Weg zu räumen?«
»Das wird ihm nicht gelingen, Hecker wird bewacht. Die Kollegen in Duisburg werden Köhler beim Versuch, ins Zimmer zu kommen, sofort festnehmen.«
»Dann haben wir wohl keine andere Wahl.« Frank hob bedauernd die Hände und sah Ecki an. »Wir werden uns auch um diesen Verhoeven kümmern. Die Beschreibung, die seine Schwester von ihm und seinem Verhalten gibt, passt auf den ersten Blick schon zu dem Tatmuster. Kein normaler Mensch und Täter bringt die beiden Rentner auf diese brutale und widerwärtige Weise um. Ich gehe ganz schwer von einem Psychopathen als Täter aus.«
Staatsanwalt Ralf Böllman kramte in seinen Papieren, für Frank und Ecki ein deutliches Zeichen dafür, dass er die Besprechung für beendet hielt. Die beiden Ermittler standen schon an der Tür zum Flur, als Böllmann ihnen noch ein freundliches »Viel Spaß auf unserer Karnevalsfete« mit auf den Weg gab.
»Nee, keine Zeit«, kam es wie aus einem Mund zurück.
»Ich habe auch keinen Spaß an solchen Veranstaltungen, vor allem nicht dann, wenn ich nur auf Mitarbeiter treffe.«
Auf dem Weg zum Auto musste Frank dann doch noch einmal nachfragen. »Du gehst auch nicht zur Staatsanwaltschaft? Warum nicht? Ich denke, du bist ganz scharf darauf?«
»Ich kann dich doch nicht die
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