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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Leute abzocken. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Dass ich nicht lache.«
    Sie hatte offenbar ihr neues Thema gefunden. Die Rothaarige schnaubte verächtlich und zündete sich umständlich eine Zigarette an. Mehrfach musste sie ihr Einwegfeuerzeug schütteln, bis die Reibfläche endlich das spärlich ausströmende Gas entzündete. »Darauf muss ich einen trinken. Komm, Häbät, mach mir noch ein Pils.« Die robuste Rothaarige schien schon nicht mehr ganz nüchtern. »Erst ist die Musik Scheiße. Und jetzt auch noch ein Bulle. Das passt zu meinem Tag. Mann, ein Bulle. Guck an. Na, Kleiner, willste auch ein Bier?«
    Frank versuchte, ruhig zu bleiben. Mit einem Mal war er nicht »unser Mann an der Bluesharp und den Congas«, wie Claus ihn auf der Bühne immer vorstellte, sondern ganz Hauptkommissar. »Wann und wo ist denn dieser Herr gestorben?«
    »Ach nee, jetzt spielt sich der Bulle auch noch als verständnisvoller Samariter auf. Nee, nee, damit machste bei Rita keine Punkte. Nich mit mir. Wofür bist du denn eigentlich zuständig? Für geklaute Fahrräder, oder was?« Die Rothaarige sah Frank abschätzend an. Dabei verzog sie ihren großen Mund zu einem spöttischen Lächeln. Ihre grünen Augen blieben dabei seltsam leer.
    »Mordkommission.« Frank sah ihr direkt in die Augen.
    Die Frau drehte sich nun ganz zu ihm um. Dabei schwankte sie leicht. »Ups.« Mehr brachte sie nicht heraus.
    Die kleine Dicke mischte sich ein. »Sie müssen entschuldigen, Rita hat schon ein bisschen was getrunken. Wenn sie nüchtern ist, ist sie ganz anders. Herbert, wo bleibt mein Wein?«
    »Ist schon gut. Wann ist das denn mit diesem Herrn – ich meine gehört zu haben, Feldges – passiert? Wohnte er hier in der Gegend? Ich meine, es kann ja sein, dass er an einem Schlaganfall gestorben ist. Meist ist es auch so, dass der Körper einfach aufhört zu arbeiten.« Frank kam sich ziemlich blöd vor bei diesen abgedroschenen »Es-ist-wie-es-ist«-Sprüchen, von denen jeder wusste, dass sie sowieso nichts erklärten und im Grunde alles nur schlimmer machten. Aber so kurz nach dem Auftritt war er zu nichts anderem fähig. »Vielleicht ist das in diesem Fall auch so gewesen. Sie werden sehen. Glauben Sie mir. In den meisten Fällen gibt es eine ganz einfache Erklärung dafür.«
    »Und wenn nicht?« Dabei hielt die Freundin der Rothaarigen dem Zapfer ihr Weinglas hin. Sie hatte das Glas in kaum zwei Zügen geleert. »Der Hausarzt hat gesagt, Feldges war für sein Alter gesund. Der Notarzt hat dann Herzversagen als Todesursache aufgeschrieben. Passt das?«
    »Das weiß ich nicht. Da kann in der Tat nur eine Obduktion Klarheit bringen. Aber oft wollen die Angehörigen das ja nicht.«
    »Das kann man doch verstehen, oder? Würden Sie wollen, dass man Ihren liebsten Angehörigen aufschnippelt? Ich habe das im vergangenen Jahr beim Nachbarbauern erlebt. Da war die Frau gestorben. Keiner wusste so richtig, woran. Aber aufschneiden lassen wollte sie keiner. Daran wollte sich niemand versündigen.«
    Frank fragte noch einmal nach »Wo lebte dieser Feldges? Können Sie mir das bitte sagen?«
    »Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht, Bulle, aber bitte: Wilhelm Feldges wohnte in Lobberich. Er hatte dort einen Bauernhof.« Die Rothaarige begann leicht zu schwanken.
    »Danke für die Auskunft.« Frank war nun längst nicht mehr in der Rolle des Bluesmusikers. Ein toter Rentner, einfach umgekippt bei einer Karnevalssitzung. Eine merkwürdige Geschichte. Andererseits versuchte er, sich zur Ordnung zu rufen, du hast frei, du hast bis gerade eben auf der Bühne gestanden, Frank Borsch, du übertreibst und siehst schon Gespenster. Einmal Bulle, immer Bulle, hatte seine Ex-Frau bei solchen Gelegenheiten gesagt. Immer dann, wenn sie sich über ihn geärgert hatte. Der plötzliche Gedanke an sie tat ihm weh.
    »Sagen Sie, bei welcher Sitzung ist das passiert?« Frank musste sich konzentrieren, denn Wolli hatte inzwischen Musik von Marcio Parker laufen, und das mit einer ziemlichen Lautstärke.
    »Na, beim dritten Abend der Wölese, am Quellensee in Breyell. Aber das sagt dir bestimmt nix. Sie sind doch nicht von hier, das sehe ich doch sofort.« Die Rothaarige war wieder beim Siezen gelandet.
    »Ich weiß, dass die Wölese eine Karnevalsabteilung der Kolpingfamilie sind. Und der Quellensee ist mir auch bekannt. Wissen Sie, ob bei dem Toten etwas gefunden wurde? Ein Stück Papier vielleicht, ein Zettel, eine Seite aus einem Buch? Mit einem Gedicht

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