MASKENBALL UM MITTERNACHT
ausgezeichnete Idee.“ Francesca nickte mit einem gefassten Lächeln.
Mit einer Verbeugung in die Runde verließ Rochford das Haus.
„Wenn die Damen uns entschuldigen, Callie und ich wollen uns ein wenig frisch machen, bevor wir aufbrechen“, sagte Francesca und hakte sich bei Callie unter.
Die Freundinnen lächelten den Damen zu und zogen sich zurück. Callie vermied es sorgsam, Bromwells Blick zu begegnen, aus Furcht, etwas von dem, was letzte Nacht zwischen ihnen vorgefallen war, könne sich in ihren Augen spiegeln. Arm in Arm begaben sich die Freundinnen nach oben.
Im oberen Flur, außer Sicht- und Hörweite der anderen, gab Francesca ihren Arm frei, und Callie sank seufzend gegen die Wand.
„Mein Gott, Francesca“, flüsterte sie.
Francesca schüttelte den Kopf und führte sie den Flur nach hinten. „Hast du Gepäck?“, fragte sie leise.
Callie nickte und antwortete ebenso leise. „Ja, im Zimmer.“
Im gleichen Moment dachte sie an das zerwühlte Bett und Broms auf dem Boden verstreuten Kleider.
„Ich hole sie rasch“, fügte sie hastig hinzu und eilte errötend ins Zimmer.
Im nächsten Moment huschte sie mit der Reisetasche wieder in den Flur. „Wie soll ich das denn erklären? Soll ich sie aus dem Fenster werfen oder im Schrank verstecken?“
Francesca schüttelte den Kopf. „Gib sie mir und lass mich nur machen.“
Sie nahm Callie die Tasche ab. Auf halber Treppe nach unten begann sie mit tragender Stimme: „Gott, bin ich froh, dass wir daran gedacht haben, meine kleine Reisetasche ins Haus zu nehmen. Ohne Spiegel, Kamm und Bürste kann man sich kaum das Haar ordentlich zurechtmachen. Findest du nicht auch?“
„Ja, gewiss“, stimmte Callie zu und verkniff sich ein Schmunzeln. Die gute Francesca.
„Das ist ja ein entzückendes Haus, sehr charmant und so idyllisch gelegen“, fuhr Francesca fort, als sie den Flur betraten. „Ist das Anwesen schon immer in Ihrer Familie, Lord Bromwell?“
„Es gehört meiner Schwester“, antwortete Bromwell. „Das ehemalige Jaghaus ihres verstorbenen Gatten.“
„Ach, wie interessant.“ Francesca wandte sich an Daphne. „Wie gütig von Ihnen, Lady Swithington, Ihrem Bruder dieses Refugium zur Verfügung zu stellen. Aber Sie haben ja immer gern an andere gedacht.“
Der Blick, mit dem Daphne Francesca bedachte, sprühte vor Gift. Lady Haughston quittierte ihn mit einem liebenswürdigen Lächeln und wandte sich an Callie. „Wir wollen uns sputen, sonst wird der Duke noch ungeduldig.“ Mit einem drolligen Augenaufschlag bedachte sie Daphnes Begleiterin. „Männer haben es gar nicht gern, wenn man ihre Pläne durchkreuzt, habe ich festgestellt. Finden Sie nicht auch, Mrs. Cathcart?“
„Wie recht Sie haben, Lady Haughston“, pflichtete die Angesprochene ihr eifrig bei. „Genauso ist es und nicht anders. Es ist sehr bedauerlich, dass Sie schon aufbrechen müssen, ich hätte mich zu gerne noch ein wenig mit Ihnen unterhalten, aber ich habe natürlich volles Verständnis für Ihre Eile.“
„Ich hole nur rasch meine Pelerine, und schon sind wir fort.“ Francesca ging den Flur nach hinten zur Küche und kam kurz darauf wieder mit einem dunkelblauen Cape um die Schultern. Callie griff eilig nach ihrem Umhang, den Brom am Abend vorher auf die Bank geworfen hatte, und die beiden Damen begaben sich zur Haustür.
„Ich begleite Sie.“ Lord Bromwell folgte ihnen.
„Das ist nicht nötig“, murmelte Callie, die sich zwang, ihn anzusehen, und inständig hoffte, dass ihr nichts von ihrem Gemütsaufruhr anzumerken war.
„Ich bestehe darauf“, entgegnete er knapp und bot ihr den Arm.
Ihm ins Gesicht zu schauen weckte in ihr den Wunsch, gleichzeitig zu lächeln und zu weinen. Sie sehnte sich danach, ihm die Wange zu streicheln, wo Rochfords Faust ihn getroffen hatte, ein letztes Mal die Arme um ihn zu schlingen und zu küssen. Aber das alles durfte sie nicht tun. Tränen brannten in ihren Augen. Sie musste die Scharade durchhalten, die Francesca so perfekt inszeniert hatte. Sie durfte nur höflich lächeln, ihre Hand in seine Armbeuge legen und so tun, als seien sie nur flüchtige Bekannte.
Man verabschiedete sich voneinander. Mrs. Cathcart war hoch erfreut über die Begegnung, da sie sich sonst nicht in den gehobenen Kreisen bewegte, denen Lady Haughston und die Lilles-Familie angehörten. Lady Swithington hingegen schien weit weniger erfreut zu sein. Ihr verkrampftes Lächeln wirkte so aufgesetzt, dass man befürchtete, es könne ihr
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