MASKENBALL UM MITTERNACHT
auf dem Lande wird Ihnen guttun. Ist das klar?“
Waters nickte hastig, wagte es nicht, den Cavalier oder Callie anzusehen.
„Gut. Verschwinden Sie.“
Der Cavalier ließ von ihm ab, und Waters suchte schleunigst das Weite, ohne noch einen Blick zurück zu wagen. Erst jetzt wandte der Retter sich an Callie.
„Geht es Ihnen gut? Hat er Sie verletzt?“
Callie nickte schlotternd, spürte plötzlich, wie ihr die Kälte bis in die Knochen drang. „Ja … nein … es geht mir gut. Danke. Ich …“ Die Stimme versagte ihr, sie schluckte schwer.
„Hier, Sie frieren.“ Er nahm sein Cape ab und hängte es ihr um die Schultern.
„Danke.“ Sie klammerte sich an dem Stoff fest und schaute zu ihm auf.
Im schwachen Licht leuchteten ihre tränenverschleierten Augen groß und hilflos. Er zog den Atem scharf ein.
„Sie sind wunderschön. Sie sollten sich nicht dazu verleiten lassen, mit einem ehrlosen Schurken allein auf einer dunklen Terrasse zu sein.“
„Ich weiß. Es war dumm von mir.“ Callie schenkte ihm ein dünnes wässriges Lächeln. „Normalerweise bin ich nicht so naiv, mit einem Mann, den ich kaum kenne, nachts auf einer Terrasse zu lustwandeln. Ich wollte … ich wollte nur meiner Großmutter entwischen und habe impulsiv gehandelt.“
„Ihrer Großmutter entwischen?“, fragte er mit belustigt blitzenden Augen. „Ist sie denn eine Hexe?“
„Nein, nur eine notorische Kupplerin, die mich unter die Haube bringen will.“
„Aha.“ Er nickte. „Verstehe. Beinahe so schlimm wie eine kupplerische Mutter.“
Callie lächelte. „Zum Glück sind Sie zufällig aufgetaucht. Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Tausend Dank für meine Rettung.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen.
Seine sehnigen Finger umschlossen die ihren warm und tröstlich. Und dann drückte er seine Lippen sanft auf ihren Handrücken. „Es war mir ein Vergnügen, Ihnen beizustehen. Aber das war kein Zufall. Ich sah, wie der Kerl Sie ins Freie führte, und sein Gesicht gefiel mir irgendwie nicht.“
„Sie haben mich beobachtet?“, fragte Callie neugierig. Offenbar hatte er Ausschau nach ihr gehalten, so wie sie nach ihm.
„Ich war im Begriff, Sie um einen zweiten Tanz zu bitten“, erklärte er, „als die Musik zu spielen aufhörte und mir klar wurde, dass es Zeit zum Souper ist. Im nächsten Moment entschwanden Sie auf die Terrasse.“
„Dennoch war es sehr freundlich, uns zu folgen.“
„Jeder andere hätte genauso gehandelt.“
„Nein“, beharrte sie lächelnd. „Nicht jeder.“ Sie senkte den Blick. „Sie halten immer noch meine Hand, Sir.“
„Ja, ich weiß. Soll ich loslassen?“ Seine Stimme klang weich und sinnlich.
Callie blickte auf. Der dunkle Glanz seiner Augen löste ein nervöses Flattern in ihrem Magen aus. „Ich … nein, eigentlich nicht.“
„Gut.“ Sein Daumen strich sanft über ihren Handrücken, und Callie durchrieselte ein Prickeln.
„Nun, da ich den Schurken verjagt habe … habe ich mir eine kleine Gunst verdient, finde ich.“
„Welche Gunst?“, fragte Callie ein wenig atemlos. Er stand dicht vor ihr, sie spürte seine Körperwärme, ein feiner Duft nach Seife wehte sie an. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, aber nicht vor Angst wie noch vor wenigen Minuten, sondern in banger Erwartung.
„Ihren Namen, Mylady.“
„Calandra“, flüsterte sie.
„Calandra“, wiederholte er, jede Silbe betonend. „Ein bezaubernder Name.“
„Finde ich nicht“, widersprach sie. „Und meine Freunde nennen mich Callie.“
„Callie.“ Er strich mit dem Daumen der anderen Hand sanft die Kontur ihrer Wange entlang. „Das passt zu Ihnen.“
„Aber ich kenne Ihren Namen immer noch nicht.“
„Bromwell. Freunde nennen mich Brom.“
„Brom“, hauchte sie. Sein Daumen hinterließ eine sengende Spur an ihrer Wange wie züngelnde kleine Flammen.
„Aus Ihrem Mund klingt er viel schöner.“ Sein Daumen strich ihre Unterlippe entlang, und die Flammen begannen, in ihrer Magengegend zu züngeln. Sein Blick folgte der Spur seines Daumens, seine Augen verdunkelten sich, seine Lippen wurden weich.
Er neigte sich über sie, und Callie wusste, dass er die Absicht hatte, sie zu küssen. Aber statt sich ihm zu entziehen, reckte sie sich ihm entgegen.
Seine Lippen nahmen die ihren in Besitz, und in ihr loderte eine Feuersbrunst. Sie erbebte, jeder Nerv in ihr schien zum Leben zu erwachen und im Einklang mit der trägen, köstlich süßen Berührung seines Mundes auf dem ihren zu sein. Nie zuvor in
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