MASKENBALL UM MITTERNACHT
anmutigen Knicks. „Ich darf dieses Kompliment erwidern. Sie sehen wieder einmal fabelhaft aus.“
Und das stimmte auch. Callies Großmutter, in ihrer Jugend eine gefeierte Schönheit, war mit ihrem kunstvoll hochgesteckten schneeweißen Haar, ihrer schlanken Figur und hoheitsvollen Haltung immer noch eine attraktive Erscheinung. Und Callie war stolz darauf, dass die Duchess, die über einen exzellenten Modegeschmack verfügte, nie an der Garderobe ihrer Enkelin herummäkelte. Nur einmal hatte sie ein striktes Verbot ausgesprochen, als Callie in ihrer ersten Ballsaison den Wunsch geäußert hatte, ein farbiges Ballkleid zu tragen statt der monotonen Weiß- und Cremetöne.
„Danke, meine Liebe.“ Die Duchess lächelte huldvoll. „Callie, du kennst den Ehrenwerten Alfred Carberry, nehme ich an?“ Sie stellte sich an Francescas Seite und manövrierte Mr. Carberry in Callie Nähe, während sie angeregt plauderte.
„Lady Haughston, wie reizend, dass Sie sich meiner Enkelin annehmen. Sagen Sie, wie ist das werte Befinden Ihrer Frau Mutter? Wir müssen uns dringend unterhalten. Ich könnte schwören, wir haben uns seit Lord Leightons Hochzeit nicht mehr gesehen.“
Sie hakte sich bei Francesca unter und wandte sich mit einem liebenswürdigen Lächeln an Mr. Carberry und Callie. „Ihr jungen Leute langweilt euch gewiss bei unserem kleinen Plausch. Warum bitten Sie Lady Calandra nicht zum Tanz, Mr. Carberry, während Lady Haughston und ich uns über die letzten Neuigkeiten austauschen?“
Francesca straffte leicht indigniert die Schultern, so mir nichts dir nichts zur Altersgruppe der Duchess gezählt zu werden, während der um mindestens sieben Jahre ältere Ehrenwerte Alfred als junger Mann bezeichnet wurde, nahm aber die harmlose List der Duchess mit Humor und bewunderte ihr Talent, die Situation so pfiffig zu manipulieren. Mit einem bedeutungsvollen Blick zu Callie ließ sie sich von der alten Dame entführen.
Callie schenkte dem ihr zugewiesenen Herrn ein verkrampftes Lächeln. „Sie müssen sich nicht verpflichtet fühlen, mit mir zu tanzen, nur weil meine Großmutter …“
„Nicht der Rede wert“, erwiderte Mr. Carberry im jovialen Tonfall, den er mit seinen jüngeren Geschwistern anschlug. „Es ist mir eine Ehre, Sie auf dem Parkett herumzuwirbeln. Macht Ihnen der Abend Spaß?“
Callie fügte sich in ihr Schicksal und überlegte, wie sie den plumpen Mr. Carberry bald wieder loswerden könnte. Zu ihrer Freude begann das Orchester einen lebhaften bäuerlichen Tanz zu spielen, dessen rasche Schrittfolge ein Gespräch so gut wie unmöglich machte, der allerdings wesentlich länger dauerte als ein Walzer. Während der Drehungen nach links und nach rechts hielt sie heimlich Ausschau nach der geschwungenen Feder eines Cavalierhutes.
Hinterher hörte sie sich lächelnd seinen Dank für den Tanz an, bevor ihre Hand vom nächsten Tänzer ergriffen wurde, einem Mr. Waters, den sie nur flüchtig kannte. Sie hatte sich nur einmal während eines Empfangs mit ihm unterhalten, hegte aber den leisen Verdacht, der Herr sei auf der Suche nach einer reichen Frau. Wenigstens verstand er es, geistreich zu plaudern, und war ein passabler Tänzer.
Am Ende des Tanzes schlug Mr. Waters einen Rundgang durch den Saal vor, und Callie nickte zustimmend. Die Zeiger der großen Kaminuhr standen kurz vor zehn, was bedeutete, dass die Musiker bald eine längere Pause einlegen würden und die Gäste sich zu einem späten Souper in den angrenzenden Speisesaal begaben. In der Befürchtung, ihre Großmutter würde ihr demnächst wieder einen potenziellen Heiratskandidaten vorstellen, beschloss Callie, sich möglichst außer Sichtweite der Duchess aufzuhalten.
Während sie an der Seite ihres Begleiters gemessenen Schrittes den Saal umrundete, machte sie höfliche Konversation über den gelungenen Maskenball, den wundervollen Klang des Orchesters und die erdrückende Wärme im Saal. Eine der hohen Flügeltüren, die auf die Terrasse führten, stand halb offen.
Ihr Begleiter hielt inne. „Eine Wohltat, die frische Luft, finden Sie nicht auch?“, fragte er. „Man kommt beim Tanzen so rasch außer Atem.“
Callie nickte abwesend, da sie Mr. Waters’ Beredsamkeit mittlerweile längst nicht mehr so unterhaltsam fand. Und plötzlich entdeckte sie zu ihrem Schrecken ihre Großmutter im Gespräch mit Lord Pomerance. Hoffentlich hatte die Duchess nicht vor, ihr diesen unerträglichen Schwätzer aufzuhalsen! Er war jünger als Mr.
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