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MASKENBALL UM MITTERNACHT

MASKENBALL UM MITTERNACHT

Titel: MASKENBALL UM MITTERNACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CANDACE CAMP
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nicht sein Stammbaum.“
    „Und was ist das Problem?“, hakte Callie nach.
    Der Duke blickte zwischen seiner Schwester und seiner Großmutter hin und her. „Das ist eine alte Geschichte. Aber darum geht es nicht.“ Er biss die Zähne aufeinander. „Ich habe in deinem besten Interesse gehandelt, als ich ihn vor dir warnte.“
    „Was?! Du hast ihn vor mir gewarnt?“, fragte Callie entsetzt.
    Er nickte knapp.
    „Wie konntest du das tun?“ Callie hatte das Gefühl, die Luft werde ihr gewaltsam aus den Lungen gepresst. „Ich fasse es nicht, wie du mich auf diese Weise demütigen kannst. Ihm zu sagen, dass ich ihn nicht sehen darf, als sei ich ein unmündiges Kind oder … nicht ganz bei Verstand. Als sei ich unfähig, mir ein eigenes Urteil zu bilden.“
    „So etwas habe ich nie gesagt!“, widersprach er heftig.
    „Das war auch nicht nötig“, entgegnete Callie zornentbrannt. „Das hast du mit deiner Rede, mit wem ich Umgang pflegen darf und mit wem nicht, doch deutlich zum Ausdruck gebracht.“ Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie hastig fortblinzelte.
    „Ich habe nur getan, was in deinem Interesse ist!“
    „Und ich habe mich selbstverständlich zu fügen!“ Callie ballte die Fäuste und biss die Zähne aufeinander. Die Stimme drohte ihr zu versagen. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und eilte die Treppe hinauf.
    „Callie!“, rief Rochford und wollte hinter ihr her, verharrte jedoch am Fuß der Treppe und wandte sich an die Duchess, als erwarte er Hilfe von ihr.
    Seine Großmutter verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte seinen Blick mit unbewegter Miene. „An ihrem unmöglichen Benehmen bist nur du schuld. Du hast sie zu lasch erzogen. Du warst zu nachsichtig, und sie hat immer ihren Kopf durchgesetzt und getan, was ihr beliebt. Du hast sie nach Strich und Faden verwöhnt, und jetzt hast du die Quittung.“
    Der Duke atmete tief und wandte sich ab, um sein Arbeitszimmer aufzusuchen. Auf halbem Weg drehte er sich über die Schulter. „Ich werde mich beeilen, meine Geschäfte in London morgen zu erledigen. Sorge bitte dafür, dass wir in zwei Tagen abreisen können.“
    Callie stürmte rasend vor Wut in ihr Zimmer, wo ihre Zofe Belinda wartete, um ihr beim Auskleiden behilflich zu sein. Callie schickte sie weg, wollte allein sein und hatte nicht die geringste Lust, in ihrem aufgewühlten Gemütszustand zu Bett zu gehen.
    Das Mädchen zog sich mit einem bekümmerten Blick auf ihre Herrin zurück, und Callie wanderte aufgebracht im Zimmer hin und her. Irgendwann hörte sie die schleppenden Schritte ihrer Großmutter draußen auf dem Flur, aber nicht die schweren Stiefelschritte ihres Bruder. Zweifellos hatte er sich in sein geliebtes Arbeitszimmer zurückgezogen, um in aller Ruhe in einem Buch zu lesen, oder sich auf seine Besprechungen am nächsten Morgen vorzubereiten. Ihm war ja auch kein himmelschreiendes Unrecht angetan worden. Für ihn war die Sache erledigt.
    Callie verzog angewidert das Gesicht und warf sich in den Sessel neben dem Bett. Nein, diese Behandlung wollte sie sich nicht bieten lassen. Bisher war sie der Ansicht gewesen, sie bestimme ihr Leben selbst, wenigstens innerhalb der Grenzen gesellschaftlicher Gepflogenheiten. Auf eine diesbezügliche Frage hätte sie geantwortet, sie habe die Freiheit, zu tun, was ihr gefällt, und führe ein selbstbestimmtes Leben. Zugegeben, sie nahm oft Rücksicht auf die Wünsche ihrer Großmutter, aber doch nur, um den Hausfrieden nicht zu gefährden, und diese Entscheidung traf sie selbst, nicht weil sie ihr befohlen wurde.
    Sie ging, wohin es ihr gefiel, empfing Freunde und Bekannte, die sie sich ausgesucht hatte, bestimmte über ihre Theater- und Opernbesuche, nahm Einladungen zu Teegesellschaften und Soireen an, ohne jemandem Rechenschaft darüber abzulegen. Sie stand dem Haushalt vor, die Dienstboten befolgten ihre Anweisungen. Sie kaufte Dinge, die ihr gefielen, von ihrem eigenen Geld. Rechnungen wurden von ihrem Buchhalter beglichen, wie es in ihren Kreisen üblich war. Und Sinclairs Rechnungen wurden auf die gleiche Weise bezahlt. Ihr Bruder verwaltete Callies Vermögen, nicht ohne bei jeder neuen Investition ihr Einverständnis einzuholen. Wenn sie stets ihre Zustimmung gab, so lag das daran, dass er in den letzten zehn Jahren vorzügliche Arbeit geleistet hatte.
    Doch nun musste sie feststellen, dass die Idee ihrer persönlichen Freiheit ein Trugbild war. Sie hatte lediglich bisher ihrem Bruder in allem

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