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MASKENBALL UM MITTERNACHT

MASKENBALL UM MITTERNACHT

Titel: MASKENBALL UM MITTERNACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CANDACE CAMP
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Betreten des Ballsaals bereute Callie ihre Entscheidung und wünschte, sie wäre nicht gekommen. Nachdem sie Lady Smythe-Furling und deren beide Töchter begrüßt hatte, ließ sie den Blick durch den Saal schweifen. Am Rande des Tanzparketts entdeckte sie Bromwell im Gespräch mit Lord Westfield.
    Ihr Herzschlag geriet ins Stolpern; nur mit Mühe gelang es ihr, eine gleichmütige Miene beizubehalten. Er war hier! Hoffnung durchflutete Callie, sosehr sie sich auch dagegen sträubte. Er würde sich ihr zuwenden und lächeln, und dann würde er den Saal durchqueren und sie begrüßen, und alles wäre wieder gut.
    Doch er wandte sich ihr nicht zu, blickte nicht in ihre Richtung. Callie schlenderte durch den Saal, plauderte mit Freunden und Bekannten, sorgsam darauf bedacht, sich von ihm fernzuhalten. Sie weigerte sich standhaft, Ausschau nach ihm zu halten. Wenn er mit ihr sprechen wollte, würde er zu ihr kommen.
    Er kam nicht.
    Sie tanzte mit dem Gastgeber und mit dem Gemahl von Lady Smythe-Furlings ältester Tochter. Sie tanzte mit Francescas gutem Freund Sir Lucien, der den ganzen Abend nicht von ihrer Seite wich, wofür sie ihm von Herzen dankbar war. Francesca hatte ihm vermutlich etwas ins Ohr geflüstert, und Callie war froh, dass er sich ihr so aufmerksam widmete und ihr Unbehagen milderte.
    Sie war auch sehr erleichtert, dass ihre Tanzkarte sich füllte, und die Gäste den Eindruck gewinnen mussten, sie genieße den Ball. Sie plauderte, sie lachte, sie kokettierte sogar ein wenig mit Sir Lucien, der wie immer Charme und Witz versprühte.
    Callies Inneres aber tobte in wilder Aufruhr, ihre Seele und ihr Herz waren wund. Bromwell war hier, der Mann, der sie erst vor wenigen Nächten leidenschaftlich geküsst hatte, der Mann, der ihr in den letzten Wochen seine ganze Aufmerksamkeit geschenkt hatte – er hatte es nicht einmal für nötig befunden, sie zu begrüßen. Vermutlich war es besser so, überlegte sie, da sie nicht wusste, ob es ihr gelungen wäre, die Fassung zu wahren. Es war schwer genug, beherrscht zu erscheinen, ohne mit ihm zu sprechen.
    Die Stunden krochen in quälender Langsamkeit dahin. Callie sehnte sich danach, zu fliehen, sich auf ihr Bett zu werfen und zu weinen, aber sie wollte sich nicht fortstehlen, wollte niemandem Gelegenheit bieten, über sie zu tuscheln.
    Man munkelte ohnehin bereits dies und jenes über sie. Lord Bromwell hatte sie in den letzten Wochen mit Aufmerksamkeiten förmlich überschüttet, und jedem Ballbesucher musste auffallen, dass er an diesem Abend kein Wort mit ihr sprach. Callie spürte die heimlichen Blicke; Gespräche verstummten, wenn ihr Blick eine Gruppe streifte. All diese Beobachtungen verstärkten ihren Kummer – umso wichtiger war es ihr, sich nichts davon anmerken zu lassen.
    Francesca begann früher als sonst Ermüdungserscheinungen zu zeigen, verbarg ein gelegentliches Gähnen hinter ihrem Fächer und entschuldigte sich charmant bei den Umstehenden wegen ihrer Schläfrigkeit. Callie vermutete, Francesca täusche die Müdigkeit ihr zuliebe nur vor, um sich alsbald zu entschuldigen und das Fest vorzeitig zu verlassen.
    Es überraschte sie nicht, als Francesca verkündete, sie sei zu erschöpft, um länger zu bleiben, und damit den Freundinnen Gelegenheit gab, sich zu verabschieden. Callie atmete erleichtert auf, als sie sich in die weichen Lederpolster der Kutsche zurücklehnte.
    „Tausend Dank“, sagte sie leise zu Francesca.
    „Ohnehin ein langweiliges Fest“, entgegnete sie und tätschelte Callies Arm. „Wie fühlst du dich, meine Liebe?“
    „Ganz gut“, antwortete Callie beiläufig. „Zugegeben, ein wenig verwirrt, aber …“ Sie zuckte mit den Schultern, ohne den Satz zu beenden.
    Francesca nickte, sie war zu feinfühlig, um Callie weiter zu bedrängen. Stattdessen stellte sie sachlich fest: „Man darf den Launen der Männer keinen großen Wert beimessen. Allerdings fürchte ich, Lord Bromwells seltsames Verhalten wurde irgendwie von seiner abscheulichen Schwester beeinflusst.“
    Callie lachte trocken. „Liebste Francesca, du schaffst es doch stets, mich zum Lachen zu bringen.“
    „Freut mich. Meine Mutter sagte mir einmal, ich hätte die Gabe, auch eine ernste Sache zu bagatellisieren.“ Nach kurzer Pause fügte sie heiter hinzu: „Und ich glaube nicht, dass sie das als Kompliment meinte.“
    Für den Rest der Heimfahrt schwieg Francesca in ihrer taktvollen Art. Im Haus angekommen, wünschte sie Callie eine gute Nacht und begab sich

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