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MASKENBALL UM MITTERNACHT

MASKENBALL UM MITTERNACHT

Titel: MASKENBALL UM MITTERNACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CANDACE CAMP
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beaufsichtigt wurde.
    Aber warum? Es ergab keinen Sinn. Die einzige Konsequenz, die Callie daraus zog, bestand darin, Lady Daphne von nun mit Argwohn zu begegnen.
    Brom war vermutlich nicht in die Pläne seiner Schwester eingeweiht. Er hatte aufrichtig schockiert und verärgert gewirkt, als er Callie allein im Separee antraf. Und er hatte eindeutig mit Irene und Gideon gerechnet. Des Weiteren hatte er sich mit keinem Wort für seine Verspätung entschuldigt. Er wirkte sogar erstaunt, dass die Gesellschaft sich schon so lange im Vergnügungspark aufhielt. Als Callie eine Bemerkung darüber machte, sie habe kaum noch mit seinem Erscheinen gerechnet, hatte er gestutzt und gemeint: „Aber Daphne sagte …“, ohne den Satz zu beenden. Callie hatte den Eindruck, er war im Begriff zu erklären, seine Schwester habe ihn zu dieser späten Stunde bestellt.
    Callie zog aus all dem den Schluss, dass Daphne sie aus einem unerklärlichen Grund nicht leiden konnte, obgleich sie sich ihr gegenüber zuckersüß und freundlich gab. Wollte Daphne ihren Bruder gegen sie einnehmen? Und wenn ja, warum?
    Hätte Callie dem dreisten Kerl nicht eine Flasche über den Schädel geschlagen, wäre der Trunkenbold vielleicht über die Brüstung geklettert und zudringlich geworden. Und was hätte Brom sich gedacht, wenn er Callie in den Armen eines fremden Mannes vorgefunden hätte?
    Callie durchrieselte ein Frösteln. Falls das der Grund für Daphnes schamloses Benehmen war, so war sie eine kalte und gefühllose Person, die es darauf angelegt hatte, Callie schnöde bloßzustellen und ihr hinterhältig in den Rücken zu fallen. Dabei konnte sie sich des Erfolgs ihrer Intrigen keineswegs sicher sein. Wie sich herausstellte, war der Schuss ja tatsächlich nach hinten losgegangen, Bromwell war rechtzeitig erschienen und hatte seiner Schwester bestimmt Vorhaltungen gemacht, ihre Schutzbefohlene allein gelassen zu haben.
    Callie war froh, dass für den Abend keine gesellschaftlichen Verpflichtungen geplant waren. Ihr war nicht nach Gesellschaft zumute, zumal mit der Möglichkeit zu rechnen war, Lady Swithington zu begegnen. Sie verbrachte einen behaglichen stillen Abend zu Hause und schrieb Briefe an ihre Großmutter und ihren Bruder. Allerdings musste sie sich insgeheim gestehen, dass sie sich nach Lord Bromwell sehnte, und überlegte, wann ein ganzer Tag vergangen war, ohne ihn gesehen zu haben.
    Callie rechnete am nächsten Tag in freudiger Erwartung mit seinem Besuch, aber zu ihrer Verwunderung blieb er auch diesmal fern. Am späten Nachmittag fragte Francesca beiläufig: „Wo bleibt denn unser Freund? Ich muss sagen, ich habe mich an Bromwells Besuche gewöhnt.“
    Ein kleiner Stich fuhr durch Callies Herz. „Ich weiß es nicht.“
    Francesca zog die Stirn kraus, aber ihre Stimme klang heiter. „Eigenartig. Nun, wir werden ihn ins Gebet nehmen, wenn wir ihn sehen.“
    Aber sie sahen ihn nicht – nicht bei Mrs. Cutternans Soiree, auch nicht am folgenden Nachmittag bei Francescas Einladung zum Tee. Callie plauderte lächelnd mit den Gästen und bemühte sich, nicht den Anschein zu erwecken, sie erwarte jeden Moment Lord Bromwell Erscheinen. Allerdings war es ihr kaum möglich, den Gesprächen zu folgen, da ihre Gedanken ständig abschweiften und sich mit der Frage beschäftigten, ob er seine Aufwartung später machen würde, und wenn nicht, warum nicht.
    Hatte sie etwas Falsches gesagt? Etwas Falsches getan? Hatte er den Eindruck gewonnen, sie habe sich leichtsinnig verhalten, weil sie den Vergnügungspark nicht umgehend verlassen wollte, nachdem die Herren zu viel getrunken hatten und laut geworden waren? Hätte sie seiner Meinung nach den Park ohne die Radbournes gar nicht besuchen dürfen?
    Aber er würde ihr wohl kaum den Besuch in Begleitung seiner Schwester vorwerfen. Hätte Lady Swithington allerdings ihre Freunde zur Ordnung gerufen, statt sich zügellos zu benehmen, wäre der Abend nicht zu einem Zechgelage ausgeartet. Könnte er tatsächlich Callie die Schuld daran geben, obgleich es eindeutig die Pflicht seiner Schwester gewesen wäre, mehr Vernunft an den Tag zu legen?
    Aber vielleicht ging es ihm gar nicht darum. Vielleicht hatte er an Callies späterem Verhalten Anstoß genommen. Immerhin hatte sie ihn gedrängt, noch einen kleinen Rundgang durch den Lustgarten zu machen. War das zu dreist von ihr? Hatte sie den Eindruck erweckt, von den unangenehmen Erlebnissen nicht genügend abgestoßen zu sein? War sie ihm zu

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