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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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sich für Cara zu bestätigen, als sie Liz und Melanie gemeinsam in Philadelphia einkaufen sah.
    Nachdem sie Penelope Saunders kennengelernt hatte, war es andererseits Cara eindeutig klar, daß diese dazu bestimmt war, unbeachtet zu bleiben. Cara spürte das mit der instinktiven Sicherheit eines Menschen, der selbst daran gewöhnt ist, abseits zu stehen. Penelope war zu verschieden von den übrigen Mädchen, um Anschluß finden zu können. Cara wußte, daß man in dieser Welt nicht anders sein durfte als die Masse der Mitmenschen. Es war daher eine große Überraschung für sie, als sie sah, wie Liz bereits in der zweiten Woche fast ihre gesamte Freizeit Penny widmete und dagegen Melanie buchstäblich ignorierte.
    Das reizte Caras Neugierde, denn diese Entwicklung kam unerwartet und paßte so gar nicht zu der Liz, die Cara anfangs gesehen hatte. Offensichtlich hatte sie Liz unterschätzt, und darum begann sie nun, sie etwas genauer zu beobachten. Zwar hatte sie noch keinen Menschen mit weißer Hautfarbe gekannt, dem man vertrauen konnte, und sie gab sich nicht der Illusion hin, daß Liz eine Ausnahme sein könnte. Auch war sie fest davon überzeugt, daß Liz nicht so nett zu ihr wäre, wenn sie die Wahrheit über Cara Jamison wüßte. Was Cara an der Sache interessierte, war die Tatsache, daß sie sich geirrt hatte. Um als Farbige in der Welt der Weißen voranzukommen, war es für sie sehr wichtig, keinen Fehler in der Beurteilung anderer Menschen zu machen, oder zumindest möglichst wenige. Nur eine sehr sichere Menschenkenntnis konnte ihr einen gewissen Schutz bieten, denn bei den Weißen wußte man nie, woran man eigentlich war. Sie redeten meist anders, als sie handelten. Wenn man aber lernte, sie richtig einzuschätzen, dann konnte man sich vielleicht davor bewahren, immer wieder verletzt zu werden.
    Im vergangenen Frühjahr war ihr das in ihrer Heimatstadt klargeworden, als ihr in der neuen Wohnsiedlung Greendale das erste Modellhaus gezeigt wurde. Cara hatte den eleganten Häusern im supermodernen Bungalowstil keine sonderliche Aufmerksamkeit geschenkt, bis das Gerücht sich verbreitete, dieser neue Stadtteil sei Angehörigen aller Rassen zugänglich, und zehn von siebzig Häusern würden an Negerfamilien verkauft werden. Niemand hatte das geahnt. Manche meinten, man habe diese Tatsache absichtlich geheimgehalten. Mr. Percival, der Richter, den die Negerbevölkerung für ihren besten weißen Freund gehalten hatte, zeigte sich sehr aufgebracht über diese Neuigkeit.
    „Neger wollen nie dort leben, wo sie unerwünscht sind“, tobte er. „Ich möchte wissen, wer hinter dieser Geschichte steckt. Offensichtlich ist es ein Klüngel von Unruhestiftern. Der Kongreß sollte die Sache untersuchen!“
    Einem Pfarrer in der Innenstadt, der eine Predigt über die Nächstenliebe gehalten hatte, waren sämtliche Fensterscheiben eingeworfen worden, als er aus seiner Kirche nach Hause kam. Als die Siedlung bis zu einer Entscheidung durch das Oberste Gericht gesperrt wurde, gab der Bürgermeister die Erklärung ab, er sei zwar sehr dafür, den Negern Gelegenheit zu geben, ein menschenwürdiges Dasein zu führen, aber nicht Tür an Tür mit ihm. Sowohl der Richter als auch der Bürgermeister waren nette Leute. Es gab viele solche netten Leute, die sich einig darüber waren, daß Neger in hübschen, modernen Häusern im Bungalowstil wohnen sollten, aber man verschwieg, wo das sein sollte. Auf jeden Fall nicht hier! Aber auch nicht dort. Vielleicht in der nächsten Stadt? Ja, das war wohl das beste, denn dann hatte man sich nicht mit dem Problem auseinanderzusetzen, konnte seine Hände in Unschuld waschen und weiterhin schöne Reden über den guten Willen gegenüber den schwarzen Brüdern und Schwestern halten.
    So waren die Weißen. Man wußte nie, was sie als nächstes vorhatten, und zuweilen schien es Cara so, als wüßten sie es selbst nicht recht. Jetzt lebte sie mitten unter ihnen und tat so, als sei sie eine von ihnen, aber sie konnte nicht umhin, die weißen Mädchen mit andern Augen zu betrachten als sie sich untereinander. Es war sehr schwer für sie, so etwa, als müsse sie zwei verschiedene Bürden zugleich tragen, und oft fühlte sie sich am Abend erschöpft davon.
    Heute war wieder so ein Abend, und Cara wollte sich gerade aufs Bett fallen lassen, die Augen schließen und nichts mehr sehen und hören, als Liz’ Stimme zu ihr hereindrang. Sie lauschte, ob die Schritte bei Liz’ Zimmer endeten oder weitergingen.

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