Maskerade der Liebe
wird mich dafür büßen lassen.“
Nicht nur dich, dachte Emily düster. „O Lawrence, wenn du nur wüsstest, was du alles dadurch angerichtet hast!“ „Das ist mir gleichgültig“, erwiderte er mit dem Egoismus eines verliebten Mannes. „Ich liebe sie, und sie liebt mich.“
Emily lachte beinahe hysterisch. „Leider hält Lord Nesfield überhaupt nichts davon. Er meint, dass ein Glücksjäger ihr den Kopf verdreht hat.“
„Dieser Schurke! Sein Geld ist mir völlig gleichgültig. Er hat die hinreißendste Tochter der ganzen Christenheit, und er weiß es nicht einmal.“
„Du irrst dich - er weiß es durchaus.“ Emily ließ sich auf einen Stuhl sinken und fühlte sich auf einmal unglaublich erschöpft. Ihre Maskerade, diese törichte Farce, war völlig umsonst gewesen. Die Lügen, die Versteckspiele, ihre Nacht mit Jordan . . . Alles war sinnlos gewesen.
Sie war zu Grunde gerichtet, ihr Ruf dahin und ihr Leben schon bald keinen Pfifferling mehr wert - und das alles, weil sie nicht bemerkt hatte, dass ihr Vetter eine Zuneigung zu Sophie gefasst hatte. Und ihre Freundin zu ihm.
„Wann ist es passiert?“ flüsterte Emily. „Du schienst sie überhaupt nicht zu mögen.“
Lawrence begann im Zimmer hin und her zu gehen, wobei er seine Hände auf dem Rücken verschränkt hatte. „Ich hielt sie natürlich von Anfang an für wunderschön. Gleich damals beneidete ich den Mann, der sie einmal gewinnen würde. Aber sie wirkte auch so hochnäsig, so kalt. Doch als du mir auf dem Ball von ihrer Schüchternheit erzählt hast, fing ich an, noch einmal darüber nachzudenken.“ Wunderbar! Sie selbst war dafür verantwortlich.
„Dann verlor ich dich eine Weile aus den Augen. Ich hatte gedacht, dass wir den Ball verlassen wollten, doch dann warst du nirgends mehr zu sehen.“
Emily straffte die Schultern und warf ihrem Vater einen unbehaglichen Blick zu. Das war, als sie mit Jordan in der Kutsche gesessen hatte.
„Da die letzte Person, mit der du gesprochen hattest, Sophie war“, fuhr Lawrence fort, „suchte ich sie, um zu fragen, wo du steckst. Ich entdeckte sie allein und ziemlich außer sich.“
Er hielt inne, und man konnte den Ärger, den er verspürte, an seinem Gesicht erkennen. „Irgendein Narr hatte in ihrer Hörweite darüber gescherzt, was für eine Szene ihr Vater auf dem Tanzboden veranstaltet hatte. Sie fühlte sich zutiefst beschämt. Ich tat das Einzige, wovon ich glaubte, dass es sie aufheitern würde. Ich bat sie, mit mir zu tanzen.“ Emily seufzte. Sie konnte es sich geradezu bildlich vorstellen. Lawrence, der beim Anblick der gequälten Sophie seine ritterliche Seite entdeckte. Sophie, die ihm für seine Freundlichkeit angesichts der Grausamkeit anderer dankbar war.
Ihr Vetter sah auf einmal träumerisch in die Ferne. „Wir tanzten zwei Mal. Es war einfach wunderbar.“
Lawrence hatte zwei Mal getanzt? Und nannte es wunderbar? Er war wahrhaftig von Cupidos Pfeil getroffen worden, wenn eine solche Wandlung bei ihm eingetreten war.
„Und wegen dieser beiden Tänze wolltet ihr fliehen?“ fragte sie ungläubig.
„Nein, natürlich nicht.“ Lawrence sah woanders hin. „Als ich nach London zurückkehrte, wusste ich, dass auch sie wegen ihres gesellschaftlichen Debüts dort war. Ich habe sie also aufgespürt.“
„Sie aufgespürt?“ fragte ihr Vater, der ihn noch immer streng anblickte.
„Ich habe einen Detektiv beauftragt, herauszufinden, wo sie wohnte. Eines Tages machte sie dann mit ihrer Zofe Einkäufe. Ich folgte ihnen und . . .“ Er warf seinem Onkel einen schuldbewussten Blick zu. „Ich tat so, als hätte ich sie zufällig auf der Straße getroffen. “
„Du meinst, du hast sie angelogen.“
Lawrence zuckte unter dem anklagenden Blick des Pfarrers zusammen. Emily musste sich sehr zusammennehmen, um nicht in Tränen auszubrechen. Der Schwindel von Lawrence war nichts im Vergleich zu dem, was sie in den letzten Wochen getrieben hatte. Wenn ihr Vater das herausfände, würde es ihm wahrscheinlich das Herz brechen.
„Es war nur eine kleine Lüge und außerdem die einzige“, verteidigte sich Lawrence. „Sie wollte mich genauso gern sehen wie ich sie. Nach dieser Begegnung trafen wir uns deshalb regelmäßig.“
„Und wann kamst du auf die Idee, mit einer Frau durchzubrennen, die gesellschaftlich weit über dir steht, junger Mann?“ fuhr sein Onkel ihn an.
Lawrence richtete sich kerzengerade auf und schaute auf den älteren Mann hinab. „Ich möchte dich nur
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