Maskerade der Liebe
diesem Aasgeier Nesfield doch geholfen, einen Mann zu ruinieren. Warum?“
„Sophie ist meine Freundin“, erwiderte Emily entschlossen. Diese Erklärung hatte sie bereits Lady Dundee gegeben. „Ich wollte nicht, dass sie jemand heiratet, der . . . der. . .“
„Der hinter ihrem Geld her ist? Welch ein Wahnwitz!
Wenn deine Freundin in einen Schäfer verliebt gewesen wäre, hättest du alles getan, um ihr zu ihrem Glück zu verhelfen. Ich kenne dich.“
Seine Miene wurde streng. „Was ist mit deiner Abneigung gegen das Lügen passiert? Soll ich etwa denken, dass du freiwillig aufreizende Kleider trugst und dich vor jedem Mann in London zur Schau stelltest, nur um deiner Freundin zu helfen? Ich glaube kein Wort davon.“
„Das ist mir ganz gleich.“
„Das sollte es dir nicht sein. Ich kehre nämlich nach London zurück, sobald ich dich bei deinem Vater abgeliefert habe. Ich werde die ganze Wahrheit herausfinden, selbst wenn ich Nesfield dafür erwürgen muss.“
Angst packte sie. „Das darfst du nicht! Du musst mit Lord St. Clair sprechen und auch mit Pollock. Warne sie, aber bitte verrate Nesfield nichts.“
Er fasste Emily an den Schultern und schüttelte sie. „Warum, verdammt? Womit hat er dir gedroht?“
Tränen liefen ihr über die Wangen. „Zwinge . . . mich nicht, es dir zu erzählen. Du könntest nichts dagegen unternehmen, und wenn ich es dir sage . . . “
„Geht es um den Lebensunterhalt deines Vaters? Ist es das? Hat er gedroht, deinen Vater zu entlassen? Emily, ich bin in der Lage, deinem Vater zehn Stellen zu besorgen, wo immer er es wünscht.“
„Darum geht es nicht.“ Sie sah ihn geistesabwesend an. „Lord Nesfield weiß etwas über mich. Er sagt, dass er . ..“ Nein, es hatte keinen Sinn, es ihm zu gestehen. Jordan würde sicher zu Nesfield eilen, ganz gleich, wie sehr sie ihn bat, es nicht zu tun. Er würde handeln.
Niemals würde er akzeptieren, dass er den Marquess nicht davon abbringen konnte, sie vor Gericht zu stellen. Er würde sich dazwischen werfen, dem Marquess drohen und nur ihren Untergang erreichen. Sie sah nur noch einen Ausweg.
Verzweifelt klammerte sie sich an seinen Mantel. „Ich werde dich heiraten, Jordan, deine Geliebte sein . . . Ich werde alles tun, was du von mir verlangst. Geh bloß nicht zu Nesfield! Nimm mich mit dir nach London zurück, und ich werde selbst mit ihm sprechen.“
Nun blickte Jordan sie auf eine Weise an, als wäre sie ein abstoßendes Insekt. Zornig riss er ihre Hände von seinem Mantel und ließ sich dann zurückfallen. „Dinge? Was für Dinge weiß Nesfield über dich, die so schrecklich sind, dass du sogar anbietest, meine Geliebte zu werden, nur damit sie nicht ans Licht kommen?“
„Das ist jetzt gleich. Wir werden heiraten, dann wird er vielleicht nicht. . .“ Sie hielt inne. „Was sage ich da? Er hasst dich. Wenn wir heiraten, wird er noch viel eher seine Drohung wahr machen.“
Jordan sah sie jetzt so besorgt an, dass es ihr fast das Herz brach. „Außerdem willst du auch keine Frau mit dunklen Geheimnissen. Es ist eine Sache, die Tochter eines Pfarrers zu heiraten, aber eine ganz andere, eine Gattin zu haben, die vielleicht eine Diebin oder eine Mörderin sein könnte.“
„Das genügt!“
„Du hast mich gebeten, dir zu vertrauen“, flüsterte sie. „Doch mir willst du niemals vertrauen. Nicht der große Earl of Blackmore. Nein, du musst alles wissen, alles unter Kontrolle haben. Du wärst niemals so töricht, dich auf einen anderen Menschen zu verlassen.“
„Sei still, Emily, verdammt, sei still!“ Seine Augen funkelten bedrohlich. Dann klopfte er heftig an die Decke der Kutsche. „Fahr zum Pfarrhaus, Watkins!“
Das Gefährt setzte sich in Bewegung. Starr blickte sie Jordan an. „Was willst du machen?“
Er antwortete nicht. Eine unheilvolle Stille breitete sich aus und ließ sie angespannt und verängstigt dasitzen.
„Du wirst trotzdem mit ihm reden. Obwohl ich dich gebeten habe, es nicht zu tun. Obwohl du versprochen hast, es nicht zu tun, wenn ich mich dir hingäbe.“
Das ließ ihn zusammenzucken. „Ich hätte niemals dieses Versprechen geben sollen. Daraus ist nichts Gutes entstanden.“
„Du willst es also brechen?“
„Verstehst du denn nicht? Das muss ich. Es ist das Beste für dich. Nichts, was du gesagt hast, hat meine Meinung geändert. Ich werde dich bei deinem Vater lassen und nach London zurückkehren.“
Er sah in eine andere Richtung. „Aber ich werde wiederkommen. Ganz
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