Maskerade der Liebe
die Einladung anzunehmen. Die meisten hatten von seinem Tanz mit Lady Emma auf dem Ball gehört, und so richtete sich die Aufmerksamkeit der Gäste auf Emily.
Wieso mussten sie sich wieder einmal die Mäuler zerreißen? Sie hatte nicht geahnt, dass der Klatsch in der Londoner Gesellschaft derart blühte. Viele führten ein müßiges Leben und verschlossen die Augen vor den Menschen, die ihre Hilfe dringend benötigt hätten. Wenn sich doch die so genannten vornehmen Leute nur nützlich machen würden, anstatt sinnlos ihre Zeit zu vergeuden.
Lady Astramonts zwitschernde Stimme klang über den Rasen zu ihr herüber. „Lord Blackmore, ich hoffe, Sie finden hier alles zu Ihrer Zufriedenheit. Dort gibt es Apfelkuchen und. . .“
Während sie weiterplapperte, warf Emily einen raschen Blick auf Jordan. Obgleich er ziemlich gequält wirkte, reagierte er auf den Redeschwall seiner Gastgeberin mit einem charmanten Lächeln und einem beifälligen Murmeln.
Das überraschte sie. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er sich kalt und unhöflich benehmen würde. Zwar mochte sie Lady Astramont nicht, aber sie hätte es ungehörig gefunden, wenn sie in ihrem eigenen Heim herablassend behandelt worden wäre. Es gab ihr ein gutes Gefühl, dass er derselben Ansicht zu sein schien.
Man konnte es ihm aber auch nicht Vorhalten, dass er sich so schnell wie möglich von ihrem klammernden Griff löste. Er warf Emily einen bedeutungsvollen Blick zu und nahm sich dann genug Zeit, um die anderen Anwesenden zu begrüßen. Irgendwie kam er ihr wie ein Tiger vor, der mit seiner Beute spielte.
Er wartete, bis Lady Astramont ihren zweitwichtigsten Gast, Lady Dundee, abschleppte, um ihr das Haus zu zeigen. Dann schlenderte er zu Emily, die in einem Gartenstuhl unter einer Eiche saß.
Zum Glück war sie nicht allein. Mr. Pollock, der sich offenbar auch recht spät entschlossen hatte, die Einladung anzunehmen, hatte die ganze Zeit über neben ihr gesessen. Bis zu diesem Augenblick hatten sie seine einfallslosen Bemerkungen über das Wetter und den „entsetzlichen“ Lachs ermüdet. Nun war sie dankbar, dass er neben ihr saß.
Pollock machte ein finsteres Gesicht, als Jordan zu ihnen trat, der grüßend den Kopf neigte.
Sie nickte kühl. „Wo ist Ihr Freund Lord St. Clair?“ War er vielleicht gerade dabei, in die Falle zu gehen?
„Ian zeigt sich selten bei gesellschaftlichen Anlässen.“ „Was diesen kleinen Empfang betrifft, kann man es ihm nicht vorwerfen“, bemerkte Pollock. „Es überrascht mich, dich hier zu sehen, Jordan. Das passt gar nicht zu dir, mit Lady Astramont zu verkehren.“
„Zu dir auch nicht. Aber ich wage zu behaupten, dass du aus demselben Grund wie ich gekommen bist.“ Jordans Blick wanderte zu Emily. „Ich erschien natürlich, um den Garten zu bewundern. Mir wurde gesagt, dass man hier sehr originelle Blumen findet.“
Als sie errötete, sah Pollock ihn erbost an. „Ach ja, ich vergaß. Du zertrittst ja gern Blumen, nicht wahr?“
„Ganz und gar nicht. Eine vollkommene Blume bedarf jedoch einer vollkommenen Umgebung. Und ich bin hier, um mich daran zu ergötzen.“
„Wirklich? Was verstehst du denn unter einer vollkommenen Umgebung?“ fragte Pollock missmutig.
„Nun, die ländliche Gegend.“ Er lächelte Emily zu. „Dorthin gehören Blumen - oder etwa nicht?“
Herausfordernd sah sie ihn an. Am liebsten hätte sie ihn aufgefordert, endlich von hier zu verschwinden und sie allein zu lassen. Wie konnte ein Mann nur so gut aussehen und ein solches Ungeheuer sein? Bisher hatte sie ihn immer im Abendanzug gesehen. Seine ungezwungene Aufmachung an diesem Tag verstärkte nur noch seine Anziehungskraft. Wie ein junger Schäfer lehnte er sich an den Baumstamm, und die Nachmittagssonne ließ sein rotbraunes Haar aufschimmern, so dass es wie ein Feuer loderte. Seine Miene war allerdings keineswegs sanft wie die eines Schäfers.“ Sie forderte Emily heraus und reizte sie dazu, sich auf ein Wortgefecht mit ihm einzulassen.
Er hielt sich für so klug. Sagen Sie, was Sie denken, hatte Lady Dundee ihr geraten. Mit Jordan würde das sehr einfach sein. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihre banale Andeutung richtig verstehe, Lord Blackmore. Meinen Sie, ich sollte nach Schottland zurückkehren?“
„Überhaupt nicht. Ich glaube nicht, dass Schottland Ihnen zusagen würde. Das englische Landleben scheint für eine junge Dame mit Ihren Eigenschaften wesentlich passender. “
Pollock sah verblüfft von ihr
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