Maskerade der Liebe
zum Abschluss brachten.
Aber um welche Pläne handelte es sich?
Pollock einzuladen war Lady Dundees Vorschlag. Zum Teufel, es hatte etwas mit Pollock zu tun. Warum hätte sich Emily sonst jemals dem Mann genähert? Als Jordan jetzt darüber nachdachte, fiel ihm auch wieder ein, dass sie bereits auf dem ersten Ball viel Zeit mit ihm verbracht hatte.
Die Vorstellung, dass Emily und Pollock sich innig umarmten, ließ ihn schaudern.
„Alles in Ordnung?“ fragte Ian. „Du siehst blass aus.“ „Es geht mir gut, danke. Ich habe nur ein wenig Hunger.“ „Dann gehen wir wohl besser zum Essen hinunter.“ Jordan folgte seinem Freund aus dem Salon. Allerdings hätte er lieber erfahren, was tatsächlich zwischen Pollock und Emily geschehen war.
Nun hatte er zumindest eine Möglichkeit in der Hand, Emily zum Sprechen zu bringen. Er hatte eine kleine Überraschung für sie, sobald er allein mit ihr wäre. Diesmal würden ihn keine Tränen und kein Betteln davon abbringen, die Wahrheit aus ihr herauszubringen.
Emily warf einen Blick über den Esstisch. Jordan saß neben einer anziehenden jungen Witwe. Im Moment hatte er seine Aufmerksamkeit auf seine Tischdame gelenkt. Vielleicht konnte sie, Emily, ihn sogar dazu bringen, das Fest früher zu verlassen. Sie wäre froh gewesen, wenn dies der Fall sein würde.
„Sie würden ihr wohl am liebsten die Augen auskratzen, nicht wahr?“ flüsterte Mr. Pollock ihr ins Ohr.
Sie schimpfte im Stillen über Lord St. Clair, dass er sie neben Mr. Pollock gesetzt hatte. Die Tochter eines Earl sollte ihr Abendessen nicht neben einem Bürgerlichen einnehmen. Vielleicht wusste Ian dergleichen Dinge nicht. Er hatte sogar gestanden, dass er zum ersten Mal einen Empfang gab.
Aber Lady Dundee hätte ihn im Salon darauf aufmerksam machen können.
Der Viscount hatte sich bei der restlichen Sitzfolge ganz an die Regeln gehalten. Deshalb saß Jordan auch zwischen Lady Dundee und der schönen Countess - der Countess, deren Augen Emily tatsächlich am liebsten ausgekratzt hätte, auch wenn sie das niemals zugegeben hätte.
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, log sie Mr. Pollock munter an, während sie sich auf ihr Roastbeef konzentrierte.
„Von der lebenslustigen Witwe, die neben Blackmore sitzt. Sie ist ganz der Typ Frau, der ihm gefällt. “
Emily zitterte die Hand, mit der sie das Messer hielt. Das wusste sie nur allzu genau. Die Frau war wie geschaffen für ihn: sinnlich, üppig und einladend, wenn man von der Art und Weise ausging, wie sie ihre vollen Brüste immer wieder herausdrückte und sich an Jordans Arm lehnte. Nun, sie konnte ihn haben. Da Jordan sich nur für leichtfertige Frauen interessierte, hatte er nichts anderes verdient.
„Ich weiß, dass wir unsere Bekanntschaft nicht unter den besten Vorzeichen begonnen haben“, flüsterte Pollock. „Aber wir können neu anfangen. Ich wäre besser für Sie als Blackmore.“ Er legte seinen verbundenen Arm auf ihr Bein. „Ein Mann, der gewöhnliches Geschirr feinem Porzellan vorzieht, ist ein Narr.“
Dieser Mr. Pollock gab auch nie auf! Sie legte ihr Messer nieder, tastete unter den Tisch und nahm seine verwundete Hand. Sie drückte so lange zu, bis sie ihn leise fluchen hörte. „Mr. Pollock, wenn Sie mich noch einmal anfassen, werde ich ein Stück feinstes Porzellan auf Ihrem Kopf zerschlagen. Verstehen wir einander?“
Sie ließ seine Hand los und wandte sich wieder ihrem Stück Fleisch zu.
„Sie möchten sich wahrscheinlich für ihn aufbewahren“, sagte ihr Tischnachbar in einem bösen Ton. „Er wird Sie aber bestimmt nicht heiraten.“
„Das ist auch das Letzte, was ich will.“
Was für eine offenkundige Lüge! Seit Tagen versuchte sie sich nun selbst davon zu überzeugen, dass es ihr ganz gleichgültig war, was er dachte oder was er tat. Sie redete sich ein, es mache ihr nichts aus, dass er sich nicht für sie als seine mögliche Gattin interessierte.
Doch tief im Inneren wusste sie, dass er ihr viel bedeutete. Am liebsten hätte sie sich auf die Frau ihr gegenüber gestürzt, die das Glück hatte, eine anziehende Witwe zu sein. Sie wollte Jordan seine Kälte und seine beherrschten Gefühle Vorhalten und ihn dafür hassen, dass er die schrecklichen Dinge, die Pollock von ihr behauptet hatte, glaubte.
Aber sie konnte ihn nicht hassen. Wenn sie in einer anderen Zeit und unter anderen Umständen gelebt hätten, wenn sie den gleichen Stand und dasselbe Vermögen wie er besessen hätte, würde sie alles
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