Maskerade der Liebe
zerstören.“
Lady Dundee winkte ruhig ab. „Ach, Blackmore wird so etwas nicht machen. Darauf können Sie sich verlassen. Er droht, aber er wird nicht handeln. Nicht so lange es um Sie geht.“
„Ich befürchte, dass Sie in diesem Fall Unrecht haben. Vor allem nach dem, was ich heute Abend erfahren habe.“ Emily wandte sich zu Lady Dundee. „Sie müssten doch etwa im selben Alter wie Lord Blackmores Mutter sein, wenn sie noch am Leben wäre. Kannten Sie sie? Was für eine Frau war sie?“
„Lavinia? Sie war sehr kokett, wurde von vielen Männern umworben und genoss es. Und auf Bällen wurde sie häufig gesehen. Niemals kümmerte sie sich darum, was ihre Eltern dazu sagten. Aber so war ich in gewisser Hinsicht auch in diesem Alter.“
„Und sein Vater?“
„Oh, er war ganz und gar anders. Sie passten überhaupt nicht zueinander. Er war ein sehr nüchterner Mann. Im Gegensatz zu seinem Sohn verbrachte er niemals Zeit mit den . .. den entsprechenden Damen. Andererseits sind sich Vater und Sohn recht ähnlich. Er war sehr um Reformen bemüht und tauchte kaum bei gesellschaftlichen Anlässen auf. Jedermann war ausgesprochen überrascht, als gerade Lavinia ihn so in Bann zog, dass er sie heiratete.“
Emily zögerte einen Augenblick und überlegte sich, ob sie Lady Dundee erzählen sollte, was sie von Ian erfahren hatte. Sie benötigte jedoch dringend ihren Rat und wusste, dass sie ihr vertrauen konnte. Außerdem wollte sie ihr den Ernst der Lage deutlich machen. „Er musste sie heiraten. Eines Tages, als sie allein war, überkam den Earl ein solches Verlangen, dass . . . Nun, Sie wissen schon. Dann stellte sie fest, dass sie guter Hoffnung war, und so war sie gezwungen, den Earl zu ehelichen. “
„Unsinn!“
„Das stimmt! Lord St. Clair hat es mir erzählt. Blackmore hat es ihm gesagt, als sie beide noch Jungen waren. Angeblich hasste Lady Blackmore ihre erzwungene Ehe so sehr, dass sie zu trinken begann und ihrem Sohn das Leben zur Hölle machte.“
„Ich bezweifle gar nicht, dass Blackmores Vater Lavinia wahrscheinlich beigewohnt hat. Sie war eine hübsche junge Dame und genoss das Mädchenleben. Sicher war sie auch eine Mutter, wie Sie sie beschrieben haben. Mit einem Mann verheiratet zu sein, der seine Abende am liebsten mit Horaz verbrachte und Empfänge mied, war natürlich nicht einfach für sie. Lavinia brauchte immer andere, die sie unterhielten.“
Lady Dundees Tonfall wurde grimmiger. „Aber ich bin überzeugt, dass sie den Earl verführte und nicht umgekehrt. Lavinias Vater war nur ein Baronet und besaß wenig Geld. Der Earl war eine ziemlich gute Partie für sie. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich ausmalte, was für einen Spaß es bedeuten würde, einen Earl zu heiraten - bis sie es dann tatsächlich tat.“
Emily dachte einen Moment darüber nach. Man konnte nur das Ächzen der Federn in der Kutsche vernehmen. Dann seufzte sie. „Wenn das wahr ist, wird das Ganze nur noch schlimmer. Lord St. Clair meinte, dass sie stets ihren Sohn und seine unpassende Empfängnis für ihr unglückliches Leben verantwortlich machte. Sie sagte ihm immer wieder, er habe ihr Leben zerstört und schmore seinetwegen in der Hölle.“
Lady Dundee spitzte die Lippen. „Was für ein entsetzlicher Vorwurf! So etwas einem unschuldigen Kind zu sagen! Lavinia wollte nie die Verantwortung für ihre Taten selbst übernehmen.“
„Deshalb vertraut er niemandem seine Gefühle an. Nach seiner Erfahrung ist es gefährlich, wenn nicht sogar katastrophal, einem Menschen sein Herz zu öffnen.“ Sicherlich hielt er Emilys Maskenspiel für äußerst bedenklich. Es sah für ihn wahrscheinlich wie die Ränkeschmiede seiner Mutter aus. In gewisser Weise war es das ja auch. „Er wird also nicht zögern, seine Drohungen wahr zu machen. Davon bin ich überzeugt.“
„Aber er hat Ihnen gegenüber sein Herz schon ein wenig geöffnet, nicht wahr? Er muss Ihr Geheimnis erst noch verraten, doch ich glaube nicht, dass er das tun wird.“ Erneut lächelte sie Emily rätselhaft an. „Selbst wenn er es tut, wird es nicht so schrecklich sein. Das kann die Dinge nur schneller vorantreiben.“
„Sie verstehen das nicht. Ich habe versucht, ihm einzureden, dass es mir gleichgültig ist, wenn er Mr. Pollock davon erzählt, doch da meinte er nur, er würde auch von Ihrem Bruder die Wahrheit erfahren wollen. Nun, er ist sehr beharrlich! “
„Dann, soll er eben mit Randolph sprechen. Was kann das schon für Folgen haben?
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