Maskerade der Liebe
Vielleicht wäre es sogar gut. Randolph würde auf diese Weise dazu gezwungen werden, diese Farce zu beenden. Dann werde ich ihn überzeugen, St. Clair als Sophies Bewerber um ihre Hand zu akzeptieren.“ Die selbstzufrieden klingende Stimme der Countess ließ Emilys Herz vor Schreck schneller schlagen. „Glauben Sie das nur nicht! Ihr Bruder würde den Viscount ablehnen. Und mir würde er vorwerfen, ich hätte seine Pläne durchkreuzt. Niemals würde er mir das verzeihen!“
„Und wenn schon!“ Als sie Emilys Aufregung bemerkte, fügte sie hinzu: „Sollten Sie sich über den Lebensunterhalt Ihres Vaters Sorgen machen, ist das völlig unnötig. Ich vermute, dass Randolph gedroht hat, Ihren Vater zu entlassen. Das bedrückt Sie, nicht wahr?“
Emily sah sie an, während sie die Finger in das Polster des Sitzes krallte.
„Haben Sie keine Angst. Selbst wenn Randolph seine Drohung wahr macht, was ich mir nicht vorstellen kann, würde ich sicherstellen, dass Ihr Vater wieder eine ähnlich gute Position findet.“ Sie lächelte und tätschelte Emily die Hand. „Sie sehen also, dass Sie sich um nichts sorgen müssen. Überlassen Sie getrost alles mir.“
Keine Sorgen sollte sie sich machen! Lord Nesfield würde sie sogar der Justiz ausliefern - und sie sollte sich nicht aufregen? Wie sehr sie sich doch wünschte, der Countess alles erzählen zu können! Aber ihr Bruder hatte versprochen, nur dann zu schweigen, wenn auch Emily nichts verriet.
„Denken Sie also nicht mehr an Blackmores Drohungen, meine Liebe“, fuhr die Countess fort. Sie nahm wohl an, dass sie alle Schwierigkeiten auf einmal beheben könnte. „Wir werden den Sturm schon überstehen, wenn er mit Pollock oder Randolph sprechen sollte.“
Emily lächelte gequält und nickte zustimmend. Hier würde sie keine Hilfe bekommen. Sie musste allein einen Ausweg finden.
Aber wie?
Die Kutsche wurde langsamer, und man konnte das Schnauben von Pferden und laute Stimmen vernehmen. Neugierig schaute Lady Dundee aus dem Fenster. „Oje, der Ball bei Mrs. Crampton muss gut besucht sein. Überall blockieren Karossen und Droschken die Straße. Wir müssen leider den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen.“
Das Haus war bereits zu sehen. Ein Spaziergang dorthin war also nicht allzu beschwerlich. Emily war sogar froh, an die Luft zu kommen. Sie wünschte sich nur, dass diese genauso frisch und rein wie in Willow Crossing war. Sie musste dringend einige Dinge klären und sich einen Plan überlegen.
Vorsichtig schlängelten sie sich an den Pferden und Kutschen vorbei und bemühten sich darum, ihre Kleider nicht zu beschmutzen. „Es scheint so, als würde uns eine lange Nacht bevorstehen“, klagte Lady Dundee, als ein Fahrer einem seiner Bekannten etwas zurief. „Bei diesem Lärm werden wir wohl kaum Schlaf finden.
Wie ärgerlich! Morgen früh brauchten Sie einen klaren Kopf, um Blackmore zu treffen. “ Rasch warf sie Emily einen Blick zu. „Er quält Sie nur, weil Sie ihm etwas bedeuten, das wissen Sie doch, oder?“
„Ihm soll ich etwas bedeuten?“ erwiderte sie zornig. „Ich hielt Sie für eine kluge Frau. Da habe ich mich wohl getäuscht. Es ist wohl eher Wahnsinn, der Sie dies sagen lässt.“
„Manchmal liegen Klugheit und Wahnsinn nahe beieinander. Außerdem sind diejenigen, die die Wahrheit kennen, nicht immer glücklich, sie von anderen gesagt zu bekommen.“ Sie lächelte und senkte die Stimme. „Doch in diesem Fall bin ich weder klug noch wahnsinnig.
Ich spreche nur das aus, was eine Frau meines Alters weiß. Männer sind seltsame Wesen, die sich von uns ziemlich unterscheiden. Wenn sie etwas unbedingt wollen, geben sie das niemals zu. Keiner der Männer möchte gestehen, dass er eine Frau braucht. Aber weil sie es doch tun - und nicht nur fürs Bett - , jagen sie uns, während sie so tun, als wäre es nur die Begierde, die sie antreibt.“
„Lord Blackmore will nur sein Verlangen befriedigen“, flüsterte Emily. „Manchmal scheint er sogar wütend auf mich zu sein, weil er mich begehrt und mich nicht besitzen kann.“
„Ganz sicher trifft das zum Teil auch zu. Aber ich vermute, dass er auch dann noch unbefriedigt wäre, wenn Sie wirklich mit ihm das Bett teilten und ihm das gäben, was er verlangt.“
Emily errötete über diese offene Äußerung der Countess. Lady Dundee irrte sich. Jordan wollte sie besitzen. Hätte er sein Ziel erreicht, würde er sich zurückziehen und sie in Ruhe lassen.
Sie richtete sich auf. Ja, das würde er
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