Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
Vom Netzwerk:
in Begleitung der Kammerfrau das Schlafzimmer betrat, eilte ich mit raschen Schritten den Gang entlang. Jetzt aber nichts wie zu George! Ich würde ihm ordentlich meine Meinung sagen. Und dann würde ich nicht länger ruhen, bis er seine Großmutter aufsuchte und ihr die Wahrheit gestand. Ich wußte auch schon, wo ich George finden würde. Hatte er nicht das Mittagessen für sich und seine Schwester in sein Zimmer bestellt? Entschlossen raffte ich die Röcke und eilte den Gang entlang, quer durch das Haupthaus, in den linken Flügel, in dem unsere Schlafzimmer lagen.
    Atemlos erreichte ich Georges Zimmertür und klopfte energisch dagegen. Sofort hörte ich sich nähernde Schritte, und die Tür wurde geöffnet. Heraus trat jedoch nicht George, sondern die unauffällige Gestalt seines Kammerdieners Beaman.
    »Ja, bitte, Miss Matthews?« fragte er mit seiner eigenartig hohen Stimme und mit unbewegtem Gesicht. Und doch hatte ich das Gefühl, aus seinem Ton Unbehagen zu erkennen. Irrte ich mich oder war ihm mein Erscheinen alles andere als angenehm?
    »Sagen Sie Ihrem Herrn, daß ich ihn zu sprechen wünsche«, befahl ich.
    »Bedaure, Miss«, entgegnete der Diener. »Mr. Willowby ist nicht auf seinem Zimmer.«
    »Natürlich ist er das!« fuhr ich ihn an. »Ich habe es mit eigenen Ohren gehört, wie Mr. Willowby sein Lunch nach oben bestellte.«
    »Das ist richtig«, bestätigte der Kammerdiener höflich, »doch leider hat mein Herr sein Zimmer in der Zwischenzeit schon wieder verlassen.«
    »Ach, tatsächlich?« Ich schob den überraschten Mann mit einer schroffen Handbewegung zur Seite und trat ein. Doch der Raum war tatsächlich leer. Es war offensichtlich, daß George nach seinem Ausritt hiergewesen war. Der Reitanzug, den er getragen hatte, lag ordentlich über einem breiten Lehnstuhl. Eine Kleiderbürste lag daneben auf der Kommode. Es schien, alshätte ich Beaman beim Ausbürsten unterbrochen. Wie kam bloß das Heu auf Georges Hose?
    »Wo ist Ihr Herr?« begehrte ich zu wissen.
    »Bedaure, Miss«, lautete die abermals mit unbewegtem Gesicht vorgebrachte Antwort, »das entzieht sich meiner Kenntnis.«
    Ich glaubte ihm nicht. Langjährige Diener wußten im allgemeinen immer, wo sich ihre Herrschaft: aufhielt. Doch langjährige Diener waren im allgemeinen auch besonders verschwiegen. Ich wußte, daß es wenig Sinn hatte, weiter in den Mann zu dringen. Ich würde mich nur vor ihm lächerlich machen und zudem kostbare Zeit verlieren. Meine schlechte Laune wurde durch diese Verzögerung nicht gerade gehoben. Ob George in der Bibliothek war? Im Stall? Im Park? Er konnte überall sein. Ich wußte nicht, wo ich ihn zuerst suchen sollte. Ich beschloß Hetty zu fragen. Sie würde sicher wissen, wo ich ihren Bruder finden würde. Hettys Zimmer war einige Türen den Gang hinunter gelegen. Ich eilte an meinem Zimmer vorbei zu ihrer Tür. Vielleicht hatte ich Glück und Hetty war anwesend.
    Auf mein Klopfen kam keine Antwort. Vorsichtig drückte ich die Klinke hinunter. Es war nicht abgeschlossen.
    »Hetty, bist du da?« fragte ich durch den Türspalt. Ich wollte mich nur vergewissern, daß das Zimmer wirklich leer war. Ohne einzutreten, warf ich einen oberflächlichen Blick ins Zimmer. Da fiel mein Blick auf Hettys Himmelbett, und ich erstarrte. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, und die Decke gab den Blick frei auf einen nackten, muskulösen Rücken. Kein Zweifel, der Rücken gehörte einem männlichen Wesen. Einem männlichen Wesen mit blonden Locken. Und auf diesem Rücken befanden sich, ebenso unzweifelhaft, die schmalen Hände einer Frau!
    Ich mußte wohl vor Entsetzen laut aufgeschrien haben, denn die beiden in Hettys Himmelbett hatten mein Kommen bisher noch nicht wahrgenommen. Erschrocken fuhren sie in die Höhe.
    Ich stand wie angewurzelt in der offenen Tür, nicht fähig auch nur ein Wort zu sagen. George sprang mit einem Satz aus demBett Er schnappte seinen Morgenmantel und wickelte diesen um seine nackten Hüften. Darauf eilte er mit großen Schritten zu mir und zog mich ins Zimmer, schloß die Tür ab und drehte den Schlüssel zweimal im Schloß um.
    Hetty war leichenblaß und hatte sich die Decke bis zum Kinn heraufgezogen. Ich klammerte mich mit einer Hand an einem Sessel, mit der zweiten an der Tischkante fest. Mir war, als würde ich jeden Halt verlieren. So, als habe mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.
    »Ich dachte, du hättest abgeschlossen«, warf George Hetty vor, und es klang nicht gerade

Weitere Kostenlose Bücher