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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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nahm an, der Inhalt war es auch. Die beiden hatten also ihre Tage auch damit verbracht, sich neu einzukleiden. Ob sie wohl bereits einen Vorgriff auf das zu erwartende Erbe gemacht und sich bei den Schneidern in Schulden gestürzt hatten? Hoffentlich war das nicht allzu leichtsinnig. Noch konnte es sich die alte Dame anders überlegen.
    Nachdem Hetty im oberen Geschoß verschwunden war,beschloß ich, mich in den Empfangssalon zurückzuziehen, um dort auf George zu warten. Er würde mich sicher suchen, wenn das Testament errichtet worden war oder auch, wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gab.
    Und noch bevor ich mein Vorhaben ausführen konnte, stellte ich fest, daß es tatsächlich Schwierigkeiten zu geben schien. In diesem Moment kam nämlich Myladys kleine Kammerfrau eiligen Schrittes die Treppe hinunter. Sie hatte es so eilig, daß sie beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert wäre. Ich atmete auf, als sie heil die lange Treppe hinter sich gebracht hatte.
    Sie erblickte mich und blieb kurz wie angewurzelt stehen. Es war, als würde sie sich nicht entscheiden können, ob sie mir den Grund für die Aufregung berichten sollte. Oder ob sie, ohne weiteren Aufschub, ihren Auftrag ausführen sollte, der augenscheinlich äußerst dringend war. Pflichtbewußt entschied sie sich für letzteres.
    »Ist das nicht schrecklich, Miss Matthews?« war alles was sie ausrief, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte.
    »Aber was ist denn los?« rief ich ihr hinterher.
    »Sie entschuldigen, ich muß zu den Ställen. Ihre Gnaden wünscht, daß er sofort kommt …«
    Mit diesen Worten enteilte sie, und die schwere Eichentür fiel mit einem lauten Krachen ins Schloß.
    Was konnte das nur bedeuten? Wurde ein Bursche aus dem Stall ausgschickt, um jemanden zu holen? Wen wollte man holen? Einen Arzt für den kranken Notar vielleicht? Oder wollte man die Kutsche umgehend vorfahren lassen, um den alten Herrn wieder in sein warmes Krankenlager zurückzubringen? Doch warum sollte die Herzogin zu diesem Zweck ihre eigene Kammerfrau durch das halbe Haus jagen? Ich entschied, daß es keinen Sinn hatte, in der zugigen Halle zu verweilen. Ich würde ja doch zur Zeit keine Antwort auf meine Fragen erhalten.
    Und so begab ich mich in den kleinen Empfangssalon und hoffte, daß ein wärmendes Feuer dafür sorgen würde, daß ich nicht in kürzester Zeit ebenso verkühlt war wie der alte Notar.
    Zu meinem Erstaunen fand ich den Empfangssalon nicht leervor. Ein großgewachsener Mann, in einem korrekten braunen Tagesanzug, die dunklen Locken zu einer Windstoßfrisur gebürstet, stand mit dem Rücken zur Türe. Er schien in die Betrachtung eines der Landschaftsbilder vertieft zu sein. Bei meinem Eintreten blickte er sich um und sah mir erwartungsvoll entgegen.
    Dieses Gesicht! Es schien mir bekannt, und doch wußte ich nicht, wo ich es schon einmal gesehen hatte. Und doch, diese Mundpartie, die breite Nase, das lange, ovale Gesicht, die blaßblauen Augen …
    »Guten Morgen, Miss Matthews!« sagte er.
    Ich erkannte seine Stimme sofort wieder. Der Mann war niemand anderer als der Earl of Cristlemaine. Ich sah ihn noch deutlich vor mir, wie wir in der Ballnacht zusammen tanzten. Damals hatte er diese schillernde, schwarze Maske getragen. Kein Wunder, daß ich ihn jetzt nicht sofort erkannte.
    »Ich muß mich für unser Gespräch in der Ballnacht entschuldigen«, begann er und verbeugte sich steif. »Es war einfach unverzeihlich, aber ich hatte Sie tatsächlich mit einer anderen Dame verwechselt. Ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung an, Miss Matthews.«
    Ich war gar nicht erfreut, ihn hier zu sehen, und nickte schweigend.
    »Sie gestatten nun, daß ich mich vorstelle«, fuhr er fort und setzte abermals zu einer Verbeugung an.
    »Oh, das ist wirklich nicht notwendig«, unterbrach ich ihn nicht gerade höflich. »Ich weiß, wer Sie sind.« Dachte er denn, ich hätte unsere Unterhaltung im Ballsaal vergessen?
    »Wie sind Sie denn hier hereingekommen?« wollte ich wissen. Diese vorwurfsvolle Frage war nicht ganz berechtigt. Schließlich befanden wir uns im Hause seiner Großmutter. Und dort hatte er sicher mindestens eben dasselbe Recht sich aufzuhalten wie ich. Glücklicherweise nahm er mir die Frage nicht krumm.
    »Ein Diener hat mich hereingelassen«, erklärte er. »Ich warte eigentlich auf George. Man sagte mir, er werde heutezurückerwartet. Gerade vorhin schien es mir, als hätte ich seine Stimme in der Halle vernommen.«
    »So lange hat man Sie

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