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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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unpassend Herrenbesuch zur Zeit ist. Auf mich hört er ja schön lange nicht mehr.«
    »Ich werd’s versuchen«, versprach ich.
    Mally blies die Kerzen aus und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Ihr »Gute Nacht« hörte ich schon fast nicht mehr. Das Wort Hauptmann war in meinen Gedanken hängengeblieben. Sofort tauchten zwei dunkle Augen in meiner Erinnerung auf. Tiefschwarze, zärtliche, liebevolle, aufregende, verheißungsvolle Augen. Und dann schlief ich ein.

XIX.
    Ich hatte einige Stunden tief und fest geschlafen, als ich plötzlich aufgeweckt wurde. Es war mir, als würde ich Schritte vor meiner Zimmertür hören. Und Schreie, die von weit her zu klingen schienen und doch hell und klar in mein Zimmer drangen. Verwirrt setzte ich mich auf und griff nach den Streichhölzern. Als die Kerze brannte, blickte ich mich um. Zuerst hatte ich gedacht, ich sei noch auf der Reise. Ich läge im Zimmer irgendeines der Gasthäuser und die Schritte und Stimmen kämen vom Gangoder der Gaststube her. Laute Rufe und Geschrei waren dort zu später Stunde nichts Seltenes. Besonders dann nicht, wenn der Wirt die Sperrstunde ausgerufen hatte. Es ging ziemlich lautstark zu, wenn sich die Betrunkenen im Schankraum verabschiedeten, um johlend und wankend ihren Heimweg anzutreten.
    Ich blickte auf das wohlvertraute Fußteil meines Bettes und meine Verwunderung wuchs. Ich war ja wieder zu Hause! Schreie in der Nacht auf Matthews Manor waren etwas sehr Ungewöhnliches. Ich lauschte gespannt. Jetzt war alles wieder ruhig. Kein anderer Laut war zu hören, als das leise Ticken der Wanduhr über der Kommode. Ob ich die Schreie und die eiligen Schritte nur geträumt hatte? Und doch, irgend etwas mußte mich geweckt haben. Es war sehr seltsam. Gerade als ich mich vorbeugte, um die Kerze wieder auszublasen, hörte ich abermals Schritte. Leise, trippelnde Schritte, die an den Zimmern vorbeihuschten. So, als sollten die Schlafenden nicht geweckt werden. Mit einem Satz war ich aus dem Bett. Ich durchquerte in Windeseile mein geräumiges Zimmer und riß die Türe auf. Es war eines der neuen Mädchen, ich glaube Mally hatte es Lucy genannt, das da den langen Korridor hinunterschlich. Vermutlich war sie auf dem Weg in den rechten Flügel, wo die Gemächer der Hausherren lagen.
    »Was ist los?« rief ich ihr hinterher.
    Das Mädchen fuhr herum: »Mylady. Es ist Mylady, Miss«, stammelte sie. »Es ist soweit. Ich wollte Sie nicht wecken. Es tut mir so leid. Aber ich mußte das Riechsalz holen…« Sie zuckte zusammen, als abermals ein unterdrückter Schrei zu hören war. Es hatte wie ein Hilfeschrei, wie ein Hehentücher Ruf geklungen. Mit vor Schrecken geweiteten Augen blickte mich das Mädchen an.
    »Die Hebamme?« fragte ich, »hat schon jemand die Hebamme geholt?«
    Sie schüttelte den Kopf: »Nein, Miss, Mrs. Mally sagte…«
    Ich war mit einem Schlag hellwach. Alle Müdigkeit war von mir abgefallen. Es schien, als würde meine Hilfe gebraucht.
    »Gib mir das Riechsalz«, befahl ich, »ich werde es persönlich zu Mylady bringen. Und du laufe, so schnell du kannst, zu den Stallen und wecke Harry, den Stallburschen. Sag ihm, er soll die Hebamme hierher holen. Mit der Kutsche. Er weiß, wo sie wohnt. Und wenn sie nicht zu Hause ist, soll er sie so lange suchen, bis er sie gefunden hat.«
    Es schien, als wollte das Mädchen widersprechen. Für sie war ich ja nur Gast im Hause meines Bruders. Eine völlig neue Erfahrung für mich. »Nun geh schon«, sagte ich streng, »und sag Harry, er solle sich beeilen. Rasch, rasch!«
    »Ja, Miss.« Das Mädchen knickste und lief dann, so schnell es konnte, den Gang zurück, die Treppe hinunter.
    Ich kehrte geschwind in mein Zimmer zurück und zog meinen Morgenmantel an, den ich am Abend achdos über einen Stuhl geworfen hatte. Dann nahm ich meine Kerze vom Nachttisch, schlüpfte in die Fantöffelchen und machte mich auf den Weg ins das Schlafgemach, das Elizabeth und James bewohnten.
    Ich hatte das Zimmer als Kind immer bewundert. Seit Generationen war es für das Hausherrenehepaar bestimmt. Auch meine Eltern hatten dort geschlafen. Und meine Mutter hatte James und mich in eben demselben Bett zur Welt gebracht, in dem meine Schwägerin jetzt auf die Niederkunft wartete. Wie gut waren mir die honiggelben Samtvorhänge in Erinnerung. Über dem Beistelltisch hatte eine kunstvoll gehäkelte Decke gelegen, mit der ich manchmal heimlich gespielt hatte, wenn ich Mama beim Ankleiden zusehen durfte. Ich weiß noch, daß

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