Mass Effect 01 - Die Offenbarung

unzähligen Steinformationen. Am entfernten Ende der Höhle befand sich der einzige Ausgang, ein langer Tunnel, der irgendwann um eine Ecke führte.
    Die feindlichen Truppen, annähernd ein Dutzend bewaffnete und gepanzerte Söldner, näherten sich ihnen. Sie scherzten und lachten, ihre Waffen hielten sie gesenkt, als sie Richtung Aufzug gingen, der sie zurück zur Oberfläche bringen sollte.
    Anderson benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu erkennen, dass es sich um mordende Banditen und nicht um Mitglieder der Allianz handelte. Deshalb gab er den Feuerbefehl. Sein Team war bereit gewesen, seit sich die Aufzugstüren geöffnet hatten. Deshalb reagierten sie blitzschnell und stürmten unter Sperrfeuer vorwärts. Die erste Salve traf mitten in die Gruppe der nichts ahnenden Söldner. Der Kampf wäre bereits vorbeigewesen, wären sie nicht durch ihre Panzerung und die kinetischen Schilde geschützt gewesen.
    Drei Männer gingen zu Boden, doch viele der tödlichen Projektile wurden abgelenkt oder absorbiert, weshalb der Rest von ihnen sich zurückfallen lassen konnte und Deckung hinter Felsen und Stalagmiten fand.
    Die nächsten paar Sekunden waren ein heilloses Durcheinander. Andersons Team drang weiter vor und verteilte sich, um die Steinformationen in der Höhle als Deckung nutzen zu können. Sie mussten schnell sein, bevor das Kreuzfeuer die gesamte Gruppe an einer Stelle festnageln konnte. Stakkatohaft hallte das Hämmern der Sturmgewehre durch die Höhle und das scharfe Zing-zing-zing, wenn Kugeln an Felsen abprallten. Die Leuchtspurgeschosse, die automatisch bei jedem fünfzigsten Schuss abgefeuert wurden, durchzogen den Raum mit einem gespenstischen Nachleuchten.
    Als er zu einem nahe gelegenen Stalagmiten lief, spürte Anderson ein nur allzu vertrautes Zittern. Verursacht von seinem kinetischen Schild, der mehrere Treffer absorbiert hatte, die sonst ihr Ziel gefunden hätten. Er fiel hin und rollte zur Seite, als eine Reihe von Geschossen direkt vor ihm in den Boden schlug. Der Fels zerbarst. Wasserspritzer und Staub drangen unter seinen Sichtschutz und trafen sein Gesicht.
    Er sprang auf, spuckte den fauligen Staub aus und überprüfte instinktiv den Ladezustand seines Schildes. Nur noch zwanzig Prozent waren übrig - nicht einmal annähernd genug, wenn er noch mal direkt durchs feindliche Feuer laufen musste.
    „Schildstatus!", brüllte Anderson. Die Antworten kamen wie aus der Pistole geschossen: „Zwanzig!", „Fünfundzwanzig!", „Zwanzig!", „Zehn!"
    Sein Team besaß nach wie vor die volle Stärke, nur die Schilde hatten gelitten. Aber das Überraschungsmoment war verloren. Sie standen jetzt einer feindlichen Gruppe von annähernd der doppelten Stärke gegenüber. Aber die Soldaten der Allianz waren dazu ausgebildet, zusammenzuarbeiten, einander Deckung zu geben und auf den anderen aufzupassen. Sie vertrauten ihren Kameraden, und sie vertrauten ihrem Vorgesetzten. Er war überzeugt, dass ihnen das den entscheidenden Vorteil über jede Gruppe von Söldnern verschaffen würde.
    „Dah, Lee - nach rechts!", rief er. „Versucht sie zu umgehen!"
    Der Lieutenant rollte nach rechts aus der Deckung des Stalagmiten und gab einen Feuerstoß in Richtung Feind ab. Er versuchte gar nicht zu treffen. Selbst mit der eingebauten Zielhilfe war es fast unmöglich, ein Ziel von der Größe eines Menschen zu erwi-schen, ohne zumindest eine halbe Sekunde gezielt zu haben. Aber er wollte auch gar keinen Schaden verursachen. Er wollte nur den Feind ablenken, damit der nicht auf Dah und Lee feuerte, während die sich abwechselnd vorarbeiteten und immer wieder in Deckung warfen.
    Nachdem er zwei Sekunden lang gefeuert hatte, rollte er zurück in Deckung. Es war nicht gut, sich zu lange an derselben Stelle aufzuhalten. Während er das tat, verließ Shay seine Deckung hinter einem großen Felsen und gab seinen Teamkameraden Feuerschutz. Nachdem er zurück in Deckung war, übernahm O'Reilly diese Aufgabe.
    Sobald der Corporal sich wieder duckte, hob Anderson den Kopf und feuerte erneut. Diesmal lief er nach links. Zweimal hintereinander in dieselbe Position zu springen, war der beste Weg, sich eine Kugel einzufangen.
    Er duckte sich und hörte, wie Dah Uber Funk sagte: „Wir sind in Position. Bereit für Feuerschutz."
    Jetzt war er an der Reihe. „Ich bin unterwegs!", rief er, bevor er geduckt zu einem weiteren Felsen stürmte, der groß genug war, um ihm Schutz vor den gegnerischen Kugeln zu geben.
    Rutschend kam