Mass Effect 01 - Die Offenbarung
durch. Wir hätten absolut keine Chance mehr, dich von diesem Planeten zu bringen, ohne erkannt zu werden. Ich glaube dir, dass du unschuldig bist, Kahlee, aber alle anderen nicht. Die nehmen dich sofort fest."
„Dann bleibe ich eben einfach im Haus", sagte sie. „Niemand weiß, dass ich hier bin. Niemand weiß, dass wir überhaupt verwandt sind."
,,Ja, richtig. Niemand außer mir, dem Spectre, dem Kroganer ... Jeder von uns hat das rausgefunden. Wie lange dauert es wohl, bis jemand anderes das auch erkennt und hier herumschnüffelt? Früher war niemand an dir interessiert. Aber jetzt bist du eine gesuchte Verräterin. Dein Bild ist in jeder Nachrichtensendung. Reporter werden in deiner Vergangenheit rumwühlen, und früher oder später wird jemand die Wahrheit aufdecken."
„Was sollen wir also tun?"
Grissom fiel in das Gespräch ein. „Sieh zu, dass du von diesem Planeten verschwindest", murmelte er. „Ich kenne ein paar Leute, die dich an der Passkontrolle vorbeischmuggeln können. Ich rufe sie morgen früh an."
Kaum hatte er das gesagt, legte er sich wieder hin und schlief ein. Anderson und Kahlee verließen den Raum und gingen in die Küche.
„Dein Vater ist ein schlauer Mann", sagte Anderson.
Kahlee nickte, aber sie sagte nur: „Hast du Hunger? Wenn wir schon bis morgen früh hier festsitzen, können wir immerhin etwas essen."
Sie fanden Brot, kalten Aufschnitt und Senf in seinem Kühlschrank und sechsunddreißig Dosen Bier. Kahlee warf eine zu Anderson hinüber. „Vielleicht hat er auch noch was Stärkeres hier versteckt, wenn du Lust darauf hast."
„Bier ist okay", antwortete Anderson, öffnete die Dose und trank einen Schluck. Es stammte aus einer örtlichen Brauerei, von der er zuvor noch nie etwas gehört hatte. Es schmeckte streng, bitter, allerdings ohne einen Nachgeschmack zu hinterlassen. „Scheint gut zu einem Sandwich zu passen."
„Eine richtige Mahlzeit ist es nicht", entschuldigte sie sich, als sie am Tisch saßen.
„Es ist okay", antwortete er. „Schmeckt ein wenig ungewöhnlich mit dem kalten Brot. Wer bewahrt es schon im Kühlschrank auf?"
„Meine Mutter hat das immer so gemacht", antwortete sie. „Ich glaube, das ist das Einzige, worauf meine Eltern sich verständigen konnten. Zu schade, dass man einiges mehr tun muss, damit eine Ehe funktioniert."
Sie aßen schweigend und ließen ihre Gedanken schweifen. Als sie fertig waren, nahm Anderson die Teller und stellte sie weg. Er holte für jeden von ihnen ein weiteres Bier und setzte sich an den Tisch.
„Okay, Kahlee", sagte er und gab ihr die Dose. „Ich weiß, es war eine lange Nacht. Aber jetzt müssen wir über ein paar Dinge reden. Bist du bereit dafür?"
Sie nickte.
„Lass dir Zeit", sagte er. „Fang einfach am Anfang an und erzähl alles der Reihe nach. Ich muss alles wissen."
„Wir haben keine biotische Forschung betrieben", begann sie leise, dann lächelte sie. „Aber ich glaube, das hast du schon gewusst."
Sie hat ein schönes Lächeln, dachte Anderson. „Trotzdem war es eine gute Geschichte für den Spectre", sagte er laut.
„Wenn er herausgefunden hätte, was dort wirklich geschah ..."
Er führte den Gedanken nicht zu Ende, erinnerte sich aber an die Warnung von Botschafterin Goyle, die Spectres betreffend.
Saren hatte ihnen das Leben gerettet. Er fragte sich, ob er den Turianer hätte töten können, um das Geheimnis der Menschen zu wahren. Aber selbst wenn er sich dazu hätte überwinden können, hätte es auch geklappt?
„Lassen wir es dabei, dass es ein guter Einfall war", sagte er schließlich.
Kahlee lächelte angesichts des Kompliments, dann führte sie ihre Geschichte fort. Ihre Stimme gewann an Stärke und Selbstsicherheit, als sie sprach. „Sidon diente nur einem einzigen Zweck: der Entwicklung und dem Studium von künstlicher Intelligenz. Wir wussten, dass es gefährlich war. Aber wir hatten sehr strenge Sicherheitssysteme. Deshalb konnte gar nichts schiefgehen. Ich begann dort vor zwei Jahren als einfache Systemanalytikerin und arbeitete direkt mit Dr. Qian zusammen, dem Leiter des Projekts."
„Die Menschen benutzen ständig den Begriff Genie", sagte sie und gab sich keine Mühe, ihre Bewunderung zu verbergen. „Aber er war wirklich eins. Sein Geist - seine Forschung, die Art wie er denkt - steht so weit über unserem, dass wir es gar nicht erfassen können. Wie die meisten Leute dort habe ich einfach getan, was Dr. Qian mir aufgetragen hat. Oft hatte ich eigentlich keine
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