Mass Effect 02 - Der Aufstieg
weil sein misshandelter Geist die Informationen in dem verzweifelten Versuch ausspuckte, die fortgesetzte Folter zu beenden.
„Es ist vorbei“, sagte Grayson leise und hoffte, den panischen Gefangen zu beruhigen. „Es ist vorbei.“
Seine Worte schienen den gegenteiligen Effekt zu haben, weil der Quarianer an den Fesseln zu zerren begann, die seine Hand- und Fußgelenke fixierten. Er schrie frustriert auf, dann begann er zu husten und zu spucken. Ein feiner Nebel von schwarzem, faulig riechendem Sekret kam über seine Lippen und drang aus der Wunde an seiner Wange. Grayson sprang zurück, um nichts davon abzubekommen.
Schließlich stieß der Quarianer eine Reihe gurgelnder Seufzer aus, dann verstummte er und rührte sich nicht mehr. Trotz des grausamen Gestanks, der jetzt dem ganzen Körper entströmte, war Grayson doch nahe genug, um feststellen zu können, dass der Quarianer nicht mehr atmete.
Er ließ den Leichnam in der Schwärze des Kellers zurück und kletterte die Stufen hinauf. Dann verschluss er die Luke hinter sich und nahm alles mit, was irgendeinen Wert hatte. Fünfzehn Minuten später saß er hinter dem Steuer von Pels zweitem Geländewagen und fuhr mit aufgefüllten Vorräten und einem Gewehr auf dem Sitz neben ihm durch die unbekannten Straßen von Omega.
Sich auf sein eigentliches Ziel zu konzentrieren half, die kleine Stimme in seinem Hinterkopf zu ignorieren, die ihm vorschlug, schnell zu einem Staub-Dealer zu gehen und sich eine Prise zu gönnen. Stattdessen suchte er eine Übermittlungsstation, an der er sich in das Comm-Netzwerk einloggen und eine Nachricht an den Erleuchteten schicken konnte, in der er ihm alles berichtete, was geschehen war.
Pel hatte Cerberus den Rücken gekehrt, aber Grayson war der Sache immer noch loyal ergeben … und er wusste, dass man ihm dort helfen konnte, Gillian zu finden.
18. Kapitel
Sechs Stunden waren vergangen, seit Kahlee und die anderen aus dem Lagerhaus auf Omega geflohen waren.
Lemm hatte es geschafft, die aktuelle Position der quarianischen Flotte zu ermitteln, indem er sich in das Comm-Netzwerk eingeklinkt und die Nachrichten überprüft hatte. Die Migrantenflotte flog durch ein abgelegenes, von Volusern kontrolliertes System nahe der Grenze zum Rats-Sektor. Laut der Nachrichten baten mehrere volusische Diplomaten die Citadel, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um den Abflug der Quarianer zu beschleunigen.
Kahlee bezweifelte, dass diese Bitte irgendeine nennenswerte Auswirkung haben würde. Die Citadel bekam die neue Lage nur allmählich in den Griff, die Saren und seine Armee von Geth verursacht hatten. Ihr primärer Fokus lag darauf, die wenigen verbleibenden Bereiche von den Geth zu befreien. Ein Ziel, um das sich eine Notfallkoalition kümmerte, angeführt von der Menschheit und der Allianz. Wenn die Geth erst jenseits des Perseus-Nebels zurückgeschlagen worden waren, vermutete sie, würde der nächste Schritt darin bestehen, den Rat zu restrukturieren. Und das würde ein heilloses politisches Chaos verursachen. Das Letzte, womit sich irgendjemand auf der Citadel momentan beschäftigen wollte, war die Migrantenflotte.
Kahlee wusste, dass selbst während der langen Periode des interstellaren Friedens vor der Ankunft der Menschen die einzelnen Spezies dazu tendiert hatten, die Aktivitäten der Flotte als kleinere Unannehmlichkeit zu betrachten … bis sie dann irgendwann durch das eigene System kam. Dann wurden der quarianischen Admiralität gern Ressourcen in Form von außer Dienst gestellten Schiffen, Rohmaterialien und Ersatzteilen angeboten, um sie wieder loszuwerden.
Die Quarianer waren sich für solche Geschäfte nicht zu schade und versprachen im Gegenzug, dass die Flotte schnell weiterfliegen würde. Kahlee hasste es, so etwas zu verurteilen. Dennoch konnte sie nicht umhin, dieses Vorgehen als interstellares Äquivalent zum Betteln zu sehen.
Und in weiteren vierzig Stunden hoffen wir, uns mit genau diesen Leuten zu treffen, dachte sie und schüttelte ungläubig den Kopf, während sie die Ereignisse der letzten Tage überdachte.
Lemm hatte den Kurs ins Navigationssystem eingegeben und sich, nachdem sie die Lichtmauer durchbrochen hatten, in die Kabine im hinteren Teil zum Schlafen zurückgezogen. Kahlee hatte noch viele Fragen an ihn. Woher wusste er zum Beispiel, wer sie war? Aber angesichts dessen, was er für sie getan hatte, fasste sie sich in Geduld. Sie gestand ihm ein paar Stunden der Erholung zu, damit er seine
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