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Massiv: Solange mein Herz schlägt

Massiv: Solange mein Herz schlägt

Titel: Massiv: Solange mein Herz schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massiv mit Mariam Noori
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niedergetrampelt werden will. Wirklich schlechte Rapper, leider erinnere ich mich nicht mehr an einzelne Namen (keiner erinnert sich noch an die), bekamen erst durch einen Song über mich ihre fünf Minuten Ruhm, den sie so sehnlich erhofft hatten.
    Ein besonders unbedeutender Rapper schaffte es sogar, einen kurzen Auftritt bei Spiegel TV zu kriegen, nur weil er einen Disstrack über mich gemacht hatte. Mich runterzumachen sahen viele als willkommene Gelegenheit, ihren eigenen Wert zu steigern. Ich wurde teilweise regelrecht seziert, ein Rapper spottete in einem Vers, George Bush sei ein besserer Muslim als ich, ein anderer begrub mich in einem Video. Natürlich war ich mir darüber im Klaren, dass die meisten nur hinter den schützenden Wänden ihres Studios eine dicke Lippe riskierten und im wahren Leben noch nie ihre Fäuste benutzt hatten.
    Dennoch gingen mir die Provokationen auf die Nerven, besonders weil sie öffentlich stattfanden. Ich hatte mein Gesicht verloren und fühlte mich gedemütigt – ich musste die alte Ordnung wiederherstellen. Darum geht es nun mal bei der Rache: dem Feind das anzutun, was einem selbst angetan wurde – oder Schlimmeres –, um sein eigenes Gesicht zu wahren. Ich wusste, Worte konnten schmerzhafter sein als jeder Fausthieb, besonders Worte, die jeder hörte – die Bekannten, Freunde oder die eigene Mutter. Meine größte Waffe war meine Zunge, sie war schärfer als jedes Schwert, sie war in der Lage gewesen, ein gesamtes Land zu spalten. Je nachdem wie ich sie einsetzte, konnte ich Menschen schwächen oder stärken, ihnen Hoffnung schenken oder nehmen. Als ich Ashraf davon erzählte, verbale Rache nehmen zu wollen, war er natürlich auf meiner Seite. »Du bist Massiv und kein kleiner Junge, den man herumschubsen kann. Meiner Meinung nach hast du viel zu lange gewartet. Mein Lebensmotto ist, angreifen, bevor du selbst angegriffen wirst.«
    Also ging ich nach Hause und misshandelte zunächst ein Blatt Papier mit meinen Wörtern, im Wissen darüber, dass jeder , über den ich schreiben würde, für immer gebrandmarkt sein würde. Dann geschah das, was ich als zweitgrößten Fehler meiner Karriere bezeichnen würde: Ich ging ins Studio und nahm die »Stellungnahme« auf.
    Ich schrie ins Mikrofon, als würde mein Leben davon abhängen. Warum sollte ich jemanden verprügeln? Blaue Flecken würden heilen, doch mit meiner Stimme war ich fähig, einen Menschen derart zuzurichten, dass er sich nie wieder aus dem Haus trauen würde. Ich wusste, mit meiner Stimme und meinen Songs konnte ich eine Atmosphäre erzeugen, die meine Fans in den Bann zog – warum sollte ich dieses Talent nicht einmal gegen jemanden verwenden? Am Ende stand ein wütender Song, und weil einer der Rapper, die mich gedisst hatten, aus dem Ruhrpott stammte, haute ich den Satz »Ich bin der, der achtzig Prozent aller Schalker Mütter fickt« raus.
    Nachdem ich den Track im Internet veröffentlicht hatte, bekam ich Drohanrufe und E-Mails mit Mordankündigungen. All das war keine Überraschung, daran hatte ich mich längst gewöhnt. Das Üble an der Geschichte war, dass sich viele meiner Fans von mir abwendeten und andere Jugendliche, die sich vorher nicht für mich interessiert hatten, die Zahl meiner Feinde vergrößerten. Es hagelte Kritiken und Beleidigungen – der Ruhrpott war anscheinend doch ziemlich groß. Anstatt die Situation aufzuklären und Besänftigungsmaßnahmen einzuleiten, verhielt ich mich wie ein trotziges Kind. Ich ging wieder ins Studio und tat das, was ich als den größten Fehler meiner Karriere bezeichnen würde – ich nahm »Die Antwort« auf. Und damit Vorhang auf für Platz eins der Sätze, die man keinesfalls sagen sollte, denn an einer Stelle rappte ich jetzt: »Ich bin der, der hundert Prozent aller Schalker Mütter fickt.«
    Anfangs sah ich darin kein großes Problem, immerhin besteht Deutschland nicht nur aus dem Ruhrgebiet, und schon gar nicht hatte ich alle Mütter gemeint; doch durch diesen einen Satz hatte ich einen Tsunami des Missmuts in Bewegung gesetzt. Fortan wurde ich von zornigen Anrufen und wütenden Kommentaren unter meinen YouTube -Videos geradezu überschwemmt. Viele Jugendliche aus dem Ruhrgebiet fühlten sich von meinen Worten persönlich angegriffen. Jeder fühlte sich plötzlich dazu berufen, im Namen aller Schalker Mütter Rache an mir zu üben. Es kursierten im Internet Gerüchte, kriminelle Jugendbanden hätten ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt.
    Das

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