Matharis Kinder (German Edition)
Mitgebrachte seiner Frau entgegen, während sich der Hund an ihm vorbei in die Stube drängte. Das Tier tappte zur Ofenbank, auf der Janael gebettet lag. Es beschnupperte ihn kurz und trollte sich dann in eine Ecke. Den struppigen Kopf auf den großen Pfoten, beäugte der Hund aufmerksam die Menschen in der Stube.
Die Frau nickte, stand auf, nahm den Sack und verschwand damit in der Küche.
Langsam wurde Torian die Gastfreundschaft dieses merkwürdigen Paares unheimlich. Drei bewusstlose Blumenhüter aufzulesen und zu sich nach Hause zu bringen war schon unbegreiflich genug. Nun teilten sie gar noch eines ihrer Hühner mit ihnen!
Der Bauer setzte sich zu seinen Gästen und musterte sie aufmerksam.
„Euch kenne ich nicht“, brummte er nachdenklich, „aus den Bergen kommt ihr nicht, und auch sonst habe ich euch noch nirgendwo gesehen. Meine Frau und ich kommen viel herum. Sehr viel herum. Also wer seid ihr? Und woher kommt ihr?“
Bestimmt war es nicht mehr als recht, auf diese Fragen zu antworten, fand Torian und setzte schon zur Antwort an. Ein schmerzhafter Tritt gegen das Schienbein stoppte ihn.
Pariko hatte sich offenbar seine eigenen Gedanken über die Rettung gemacht. Seinem finsteren Gesicht nach zu schließen, war er dabei zu einem nicht besonders erfreulichen Schluss ge kommen.
„Und wer seid ihr denn?“ fuhr er den Bauern an, „warum habt ihr uns geholfen? Ich habe noch nie gehört, dass sich jemand von den Anderen um uns gekümmert hat. Kriegt ihr dafür eine Belohnung, oder was?“
Der Mann starrte seinen ungehobelten Gast zunächst mit offenem Mund an. Dann lehnte er sich zurück und begann dröhnend zu lachen.
„Haha, der ist gut! der ist wirklich gut!“ prustete er. „Ihr müsst wirklich von ziemlich weit her kommen, dass ihr uns nicht kennt“, grölte er in Richtung Küche und schlug auf den Tisch, „Moyna, hast du das gehört? Die beiden glauben, dass wir sie verkaufen wollen!“
Im nächsten Augenblick war es Pariko, der seine Kiefer nicht mehr zusammen brachte.
Während er lachte, war das Gesicht des Bauern rot angelaufen, was weiter nicht erstaunte. Doch gleichzeitig begann seine Haut in einem Schimmer aufzuleuchten, der unverkennbar war: das Zeichen aller Blumenhüter auf der ganzen Welt. Der Bauer war ein Wandler, ein lopunischer Blumenhüter! Ebenso wie seine Frau, die in diesem Augenblick den Kopf zur Türe herein streckte.
Wandler können ihre wahre Zugehörigkeit verbergen, solange ihre Mien en ernst sind. Sobald sie lachen, geben sie ihr wahres Wesen preis.
„Nun versteht ihr unsere Neugier vielleicht besser“, meinte der Mann noch immer grinsend, „und sicher habt auch ihr einige Fragen an uns. Aber zuerst will ich meine gute Moyna fragen, wie lange das noch dauert mit der Hühnersuppe. Und dann glaube ich, müssen wir einen Heiler rufen. Euer Gefährte sollte längst wieder wach sein. Dass er noch immer ohnmächtig ist, gefällt mir gar nicht.“
Während Torian sich fragte, wie es in Lopunien möglich war, einen Heiler zu bestellen, löste sich das Rätsel.
Ein leiser Befehl zu dem Hund ließ das Tier sofort aufstehen und schwanzwedelnd näher kommen. Freund lich klopfte ihm der Bauer den schwarzen Rücken.
„So, mein Junge, es gibt noch einmal Arbeit für dich. Da freust du dich, nicht wahr? Dann geh jetzt los. Du weißt ja, was du zu tun hast.“
Mit den letzten Worten öffnete er die Tür und entließ das Tier in die Dunkelheit.
„Ein guter Bote“, erklärte er. „Wem fällt schon ein streunen der Hund auf? Bis er wieder zurück ist, können wir einander unsere Geschichten erzählen.“
Pariko schämte sich für seinen Irrtum. Er murmelte eine Entschuldigung, die der Gastgeber jedoch groß mütig beiseite wischte.
„Schon gut. Da haben wir wenigstens wieder ein mal etwas zum Lachen gehabt. Kommt ja nicht gerade häufig vor in diesen Zeiten.“ Und als wollte er die Gelegenheit gleich noch einmal nutzen, prustete er von neuem los.
Bald ve rbreitete Moynas Hühnersuppe einen herzhaften Duft im ganzen Haus. Die Bäuerin hatte sich inzwischen wieder zu ihnen gesellt und wartete nun zusammen mit ihrem Mann auf die Erzählung ihrer Gäste.
Plötzlich begann Torians Magen hemmungslos zu rumoren. Das Geräusch kollerte wie ein verhaltener Donner in die plötzlich drückend gewordene Stille. Der Urheber dieser Stille war Pariko. Der Wandler starrte auf die Tischplatte, als hinge von den Bildern, die er dort in dem Holz zu finden hoffte,
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