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Matharis Kinder (German Edition)

Matharis Kinder (German Edition)

Titel: Matharis Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernadette Reichmuth
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Erinnerung in seinen Augen auf. Feuer hatte er eingeatmet, das war das Letzte gewesen … davor Wege ... endlose Wege. Wie auf einer Schnur aufgereiht kehrten die Ereignisse der vergangenen Tage zurück.     
    Sein Blick wandte sich den vier Gesichtern zu. Zwei davon kannte er nicht. Ein Mann und eine Frau. Blumenhüter. Warum wohnten sie in einem Haus der ‚Anderen‘? Eine Frage, über die er jetzt nicht nachdenken mochte. Es war so schwer, die Augen offen zu halten. Die Blicke der vier Gesichter hielten ihn gefangen.
    Sie wussten es. Wussten, was er all die Jahre in seinem Herzen verschlossen hatte. Seine beiden Gefährten wussten es ebenso, wie der unbekannte Bruder und die Schwester. 
    Hastig wollte Janael sich aufrichten. Die Hände der Frau hielten ihn sanft aber nachdrücklich zurück. Da floh er sich an den einzigen Ort, der ihm Zuflucht bot: hinter seine geschlossenen Augenlider. Doch seine Ohren konnte er nicht ver schließen. so hörte er die tiefe, grollende Stimme des unbekannten Bruders.
    „Zwei Tage! Warum sollen wir ausgerechnet diesen Ver räter zwei Tage lang verstecken? Sollen ihn die Anderen doch finden ...“
    Die bitteren Worte wurden abgeschnitten von einer warmen Stimme mit einem kristallharten Unterton.               
    „Wir sollten nicht urteilen, bevor er nicht für sich selbst hat sprechen können. Und der Junge hat gesagt, die Alte der Berge hat ihn nicht verurteilt. Auch das sollten wir bedenken.“
    Als wäre es ein Traumgebilde, strich Janael eine feder leichte Hand über die Wange. Bevor er wieder einschlief, hörte er noch einmal die Stimme:
    „Er hat ein gutes Gesicht. Ich sehe weder Falschheit noch Feigheit darin. Ich glaube, der Junge hat recht, wenn er ihn verteidigt.“
     
    Wie der Heiler vorausgesagt hatte, brauchte Janael zwei Tage, um sich zu erholen.
    Die drei Blumenhüter hatten sich für diese Zeit in einer Ecke der Scheune eingerichtet. Da Pariko sich nicht vor Spionen oder Jägern zu verstecken brauchte, konnte er bei der Feldarbeit helfen. Torian hingegen machte sich im Haus nützlich und schrubbte und fegte, was das Zeug hielt.
    Das Verhältnis zu ihren Rettern blieb weiterhin gespannt. Während Moyna sich ihren Schützlingen gegenüber unverändert freundlich zeigte, konnte ihr Mann seine Enttäuschung und sein Misstrauen nicht verbergen. Seine Miene zeigte unmissverständlich, dass er seinen Gästen keine Minute länger Obdach gewährt hätte, wenn es nach ihm gegangen wäre.   
     
       Zum zweiten Mal unter Erntesäcken und Reisig versteckt reisten die drei Blumenhüter aus Peona zwei Tage später einem unbekannten Ziel entgegen. Sie wussten nicht, was sie dort erwarten würde, wussten nur, dass sich ihre Heimreise dadurch möglicherweise auf unbestimmte Zeit verzögerte.

     SECHS
     
     
    Janael stöhnte. Das wenige Fleisch zwischen seinen Knochen auf der harten Ladefläche tat unsäglich weh. Wenn der Wagen doch endlich still stehen würde!
    Vor dem Großen Rat fürchtete er sich nicht.
    Dreißig Jahre lang hatten die Schicksalshüter Janael in Ruhe gelassen. Vergessen hatte sie ihn nicht. Sie vergaßen nie jemanden. Sie warteten. Ihre Geduld war ebenso zeitlos wie sie selbst. Irgendwann erhoben sie sich, streckten ih re fahlen Hände nach dem fallengelassenen Faden aus. Fügten ihn wieder ein in das Gewebe eines Menschenlebens.   
    Auch vor dem Gerechten Urteil fürchtete Janael sich nicht . Die herbeigerufenen Alten würden beschließen, was ihnen ihre Weisheit gebot. Er würde sich dem Urteil beugen.   
    Weiter ging die rüttelnde Fahrt. Janael wusste nicht, wie lange die Reise dauern würde, doch ihr Ziel kannte er. Es war die „Höhle der Flüsternden Stimmen“.
    Dort würde sich der Große Rat treffen, um über das Schicksal des Letzten Auserwählten zu bestimmen.
     
    Im Morgengrauen war das Ende des befahrbaren Weges erreicht.
    Die beiden Wandler stellten Pferd und Wagen in einer Scheune ab. Ihr Besitzer – wohl ein Verbündeter – zeigte sich kurz als flüchtiger Sc hatten und verschwand gleich wieder im Haus.
    Die Reisenden wurden von zwei anderen, ebenso schattenhaften Gestalten erwartet: Abgesandte des Großen Rates , die gekommen waren, um den Vorgeladenen und seine Begleiter zum Versammlungsort zu führen.
    Torian und Pariko wollten sich als Fürsprecher für ihren Gefährten zur Verfügung stellen. Moyna hatte beschlossen, es ihnen gleich zu tun. Ihr Mann Barnar hatte vor sich hin gebrummt, ein

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