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Matharis Kinder (German Edition)

Matharis Kinder (German Edition)

Titel: Matharis Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernadette Reichmuth
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ergebenes Gesicht gemacht und sich jeder Äußerung enthalten.  
    Das letzte Wegstück war ein steil ansteigender, sich in den Felsen verlierender Pfad.
    Janael spürte die Folgen seiner Vergiftung. Seine Knie fühlten sich an, als wären sie mit schlecht gepresstem Stroh gefüllt. Er taumelte, fing sich wieder, ging weiter. Die Hand seines jungen Ge fährten wies er freundlich aber bestimmt zurück. Diesen Weg musste er aus eigener Kraft gehen.
    Die ersten zartrosa gefärbten Schleier wehten in den nächtlichen Himmel, als die sieben Blumenhüter den Eingang zur „Höhle der Flüsternden Stimmen“ erreichten.
    Zuerst durchquerten sie ein nicht enden wollendes Labyrinth. Aufwärts und abwärts ging es. Bald wusste niemand mehr, ob er sich vom Ausgang weg oder darauf zu bewegte. 
    Der Versammlungsort war eine Tropfsteinhöhle von gigantischem Ausmaß. Als hätten die Erdgeister vor Urzeiten mit dem Bau eines Palastes begonnen. Zahllose Säulen senkten sich wie versteinerte Eiszapfen von der gewölbten Decke herab. Ihre kleineren Geschwister strebten ihnen von unten entgegen. Doch da sie blind waren, wuchsen die Meisten aneinander vorbei.
    Der Eingang zur Höhle befand sich gute drei Meter über dem Boden. Aus dem Felsen gehauene Stufen führten nach unten. Ein Eintretender konnte von oben den ganzen Raum bis zu den hinteren, sich in schwarzer Dunkelheit verlierenden Terrassen überblicken.
    Am hinteren Ende der Höhle nahm das Labyrinth seine verschlungenen Pfade wieder auf. Dort musste ein fließendes Gewässer sein, dessen Rauschen die Halle erfüllte. Gesehen hatte diesen Fluss noch niemand. Keiner wusste, was sich hinter den Terrassen befand. Noch nie hatte jemand gewagt, weiter ins Berginnere vorzudringen. Dort, in der Tiefe wohnten die Geister des Berges. Wem sein Leben lieb war, tat gut daran, sie nicht zu stören.
    Janael blickte in die Versammlungshalle hinunter.
    Sie waren alle anwesend. Die Alten. Die Hüter. Die Zeugen.
    Das vielstimmige Gemurmel verstummte, als die ersten Augenpaare zu ihm hoch blickten. 
    Ein langer Weg hatte endlich sein Ziel gefunden. Janaels Lebensbuch war wieder aufgeschlagen worden. Nun sollte das letzte Kapitel darin zu Ende geschrieben werden. Wie auch immer das Gerechte Urteil lautete, dieses Ende würde Frieden bedeuten. Frieden für den Geist und die Seele des Letzten Auserwählten .
    Langsam stieg der alte Mann die Stufen hinunter.
     
    Wie angewurzelt blieb Torian auf der Treppe stehen. Er bekam kaum Luft vor Aufregung. Der Große Rat! Zu allen unbeschreiblichen, unbegreiflichen Erlebnissen in diesem Land kam nun noch dieses hinzu: einer Versammlung des Großen Rates beizuwohnen. Als Fürsprecher! Zwar hatte Torian keine Ahnung, woraus die Aufgabe eines Fürsprechers bestand. Er nahm an, Pariko und Moyna, die kleine Frau mit dem großen Willen und dem noch größeren Herzen, wussten es ebenso wenig.  
    Auf einem aus dem Fels gehauenen, kreisrunden Tisch brannte in einer Vertiefung ein magisch anmutendes, blaugrün züngelndes Feuer. Es war die einzige Lichtquelle in dem riesigen Raum und gerade hell genug, die vorderste Reihe der Versammelten zu beleuchten: die Ältesten der Alten. Die meist gebeugt sitzenden Gestalten erfüllten den jungen Peonier mit tiefer Ehrfurcht. Hinter jeder faltigen Stirn ruhte die Erinnerung an ein langes Leben. Freuden und Leiden, Lachen, Tränen, Verstehen und Nicht-Verstehen hatte dieses Leben in die müde gewordenen Herzen gepresst.
    Bis davon nichts mehr übrig blieb war als die funkelnde Reinheit eines Diamanten.
    Torians Augen gingen auf die Suche. War die Alte Meisterin d er Berge ebenfalls hier? Die grau oder braun eingehüllten Gestalten sahen sich alle so ähnlich.
    Endlich sah er sie. Sein Herz tat einen kleinen Sprung. Dort saß sie, genau in der Mitte, auf leicht erhöhtem Sitz und wie immer auf ihrem Brett. Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, richtete sie sich auf und hob den Kopf. Torian konnte ihr Gesicht nicht erkennen, aber er spürte die Kraft ihres Geistes.
    Plötzlich war ihm, als stünde er mitten in einer warmen Quelle, die geradewegs aus dem Herzen der Großen Mutter entsprang.
    Zögernd, auf unsicheren Füßen, mit vor Aufregung beinahe schwindenden Sinnen tappte er die hohen, weit auseinander liegenden Stufen hinunter.
    Inzwischen hatte Janael die Mitte der Ver sammlungshalle erreicht. Neben dem Feuer war er stehen geblieben. Ein kaum merkliches Zittern lief über seinen Körper. Vielleicht war es nur der

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