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Matharis Kinder (German Edition)

Matharis Kinder (German Edition)

Titel: Matharis Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernadette Reichmuth
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neben ihr stehen, wartete, ohne zu wissen, worauf.                  
    „Was wollt ihr von uns?“ fragte sie nach einer Weile kaum hörbar. „Warum ist der alte Mann zurückgekommen? Nach so langer Zeit?“
    Torian brauchte zwei Anläufe, um seine Stimme wieder zu finden. Dann begann er zu erzählen. Von der Katastrophe, der Aussendung, der Reise.
    Janis hörte ihm aufmerksam zu. Als der junge Blumenhüter seine Geschichte beendet hatte, nickte sie mit ernsten, verstehenden Augen.
    Danach standen die beiden jungen Menschen eine kleine, zeitverlorene Ewigkeit nebeneinander, blickten auf die beiden Gräber und schwiegen.
    Als Janis sich Torian zuwandte, wagte er nicht, sich zu rühren, wagte nicht einmal, sie anzusehen.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Etwas Weiches, Warmes streifte seine Wange. Zart, flüchtig, wie der Flügel eines Schmetterlings.
    „Danke“, flüsterte sie leise.
    Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und schritt den Hang hinunter.
    Zurück blieb ein völlig verwirrter Torian.
    Was war das eben gewesen? Er schloss die Augen, um sich deutlicher an die Berührung ihrer Lippen zu erinnern. Verwundert stellte er fest, dass er schwankte wie ein Grashalm im Wind.
    Und der Wind sang.
    Janis ... Janis ... sang der Wind.
    Und wieder ... Janis ... Janis ... Janis ...
    Plötzlich riss Torian die Augen auf. Himmel, was geschah da gerade? Um aller guten Geister willen! Hatte er den Verstand verloren? Nein, nein und nochmals nein!! Ein Sturm war dieses Nein, es fegte Janis’ Namen fort. Versuchte es zumindest.
    Aber dieser Name ließ sich nicht einfach wegfegen. Neckisch flatterte er zurück, tanzte um das Nein herum, spielte mit ihm ... Janis ... Nein! ... Janis ... Nein!! ... Janis ...
    Torian begann zu laufen, nicht ins Haus zurück, wo das Mädchen hingegangen war. Den Berg hinauf rannte er, weiter, weiter, hinauf, immer weiter hinauf. Er lief, als müsste er vor einem Dämon davon rennen. Doch es war kein Dämon, vor dem er floh. Es war nur sein störrisches, unbelehrbares Herz, dem er zu entfliehen suchte.
    Schon hatte er die ersten Schneefelder erreicht, als er nach Atem ringend stehen blieb. Keuchend stützte er seine Hände auf die zitternden Oberschenkel. Doch der Sturm in ihm tobte weiter. Unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Außer diesem einen: Sie ist keine Blumenhüterin! Langsam richtete er sich wieder auf. Sie ist keine Blumenhüterin! Mit gesenktem Kopf trottete er den Berg hinunter.
    Sie ist keine Blumenhüterin!
    Schließlich stand er wieder vor den Gräbern.
    Von den beiden Hügeln ging ein stiller Friede aus. Die zarten Blütenköpfchen wiegten sich im Abend wind. 
    Torian sank auf die Knie und schloss die Augen.
    Auf einmal war es wieder da: dasselbe Empfinden wie am Nachmittag, als er allein in Punjas Küche gesessen hatte … Maritas Geist. Zart, wie eine federleichte Umarmung umfing ihn ihre Erinnerung an Liebe, Erfüllung und Abschied. Mit sanften Geisterhänden strich sie über seine Seele, wiegte tröstend die darin erwachte, unmögliche Sehnsucht.
     
    Es war bereits dunkel, als Torian in das Haus zurückkehrte. Janael und Pariko saßen am Tisch. Dem Wandler schien es ein wenig besser zu gehen. Er hatte sich so weit erholt, dass er sich auf einem Stuhl halten konnte, brauchte dazu jedoch die Unterstützung des Gefährten an seiner Seite und der Tischplatte vor ihm.
    Bevor Torian fragen konnte, wo die beiden Frauen hin gegangen waren, öffnete sich die Türe zum Nebenraum. Mit einem Stapel Felle auf den Armen betrat Punja die Küche. Hinter ihr folgte die bis unter die Kinnspitze mit Bettzeug beladene Janis.
    „In unserem Zimmer wird es vielleicht ein bisschen eng für euch drei werden, aber dafür schön warm. Und das ist es, was euer Freund vor allem braucht: Wärme“, erklärte Punja und ließ sich mit ihrer Last auf die Knie nieder, „bis es ihm wieder besser geht, schlafen wir zwei in der Küche.“
    Schwerfällig begriff Torian, dass die Lagerstätten, die unter Punjas flinken Händen entstanden, nicht für die Gäste, sondern für sie selbst und ihre Tochter gedacht waren. Den resoluten Worten der Hausherrin wagte keiner der drei Männer zu widersprechen. 
    Janis hatte in dem Augenblick, als sie die Küche betrat, Torians Augen gesucht und nicht mehr losgelassen. In ihrem Blick war keine Scheu, keine Verlegenheit. Nur ein rätselhaftes Leuchten, das der junge Peonier nicht zu deuten wagte.
    Da beugte er den Kopf über seinen

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