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Matharis Kinder (German Edition)

Matharis Kinder (German Edition)

Titel: Matharis Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernadette Reichmuth
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Teller, verzehrte die für ihn zurückbehaltene Portion des Gemüseeintopfes, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. Das Essen war längst kalt geworden. Er bemerkte es kaum. Zu sehr war er damit beschäftigt, das Durcheinander von Bildern und Gefühlen in seinem Gemüt unter Kontrolle zu bringen. Ein ebenso schwieriges Unterfangen, wie eine Schar junger Hunde einzufangen und einzusperren. 
    „So, nun könnt ihr euren Kameraden in ein richtiges Bett verfrachten“, verkündete Punja, nachdem sie auch die Schlafkammer zu ihrer Zufriedenheit hergerichtet hatte, „ich mache inzwischen noch eine Wärmeflasche zurecht.“
    Bald darauf lag Pariko, bis zur Nasenspitze zugedeckt, in einem der beiden, die winzige Kammer nahezu ausfüllenden Betten.
    Torian wollte gerade das Zimmer wieder verlassen, als Janaels Hand ihn sanft, aber nachdrücklich zurückhielt. Mit wissenden Augen musterte der alte Lopunier seinen jungen Gefährten.
    „Ich vermute, dass meine Warnung zu spät kommt“, sagte er. Über sein Gesicht huschte ein feines Lächeln. „Immer wieder scheinen sich Geschichten zu wiederholen. Immer und immer wieder.“
    Er umschloss Torians Arm fester, zog ihn mit sich auf den Rand des zweiten Bettes. Es war offensichtlich, dass der alte Mann ein ernstes Wort mit ihm zu reden wünschte. Die Regeln der Höflichkeit geboten Torian, ihm zuzuhören. Nur wollte er im Augenblick alles andere als ein ernstes Wort hören. Er wusste gar nicht, was er wollte. Allein sein wahrscheinlich. Wieder einen klaren Kopf bekommen. Ordnung bringen in das heillose Chaos, das ein groß gewachsenes Mädchen mit rotgoldenem Haar und rauchblauen Augen in seinem Herzen angerichtet hatte.              
    Aber die Worte des alten Mannes gingen in eine unerwartete Richtung.
    „Es gibt keine größere Macht als die Liebe, mein Freund. Und sie kümmert sich nicht um Grenzen oder Regeln, egal welcher Art diese auch sein mögen. Gerade in Zeiten wie dieser findet sie oft neue, undenkbare Wege. Maritas Liebe ließ den Widerstand gegen die Tyrannei entstehen. Diera Lobar hätte es vielleicht nie gegeben, wenn wir uns nicht begegnet wären. Nun hat ihre Enkelin ebenfalls das Herz eines Blumenhüters berührt. Wer weiß, was aus dieser Begegnung entstehen wird.“
    Der alte Mann nickte, mehr zu sich selbst, als zu Torian. Dann beugte er sich nach vorne, um seine Schuhe aufzunesteln. 
    Torians Verwirrung war keineswegs gemildert. Jetzt wusste er überhaupt nicht mehr, was er sollte, oder durfte. Oder besser nicht sollte. Oder auf keinen Fall durfte. Ihm war schwindlig, als er die Kammer verließ. 
    In der Küche brannte noch ein kleines Licht. Der Tisch war abgeräumt. An der rundlichen Erhebung unter einer der Bettdecken erkannte Torian, dass Punja sich bereits schlafen gelegt hatte. Die zweite Lagerstätte war flach und unberührt. Das bedeutete, dass Janis draußen war. Irgendwo. Und dass auch ihr nicht ums Schlafen war. Ob er ihr begegnen würde, wenn er nun ebenfalls das Haus verließ? Wollte er das über haupt? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er hinaus musste in die Weite und Stille der Nacht.
    Leise zog er die Haustüre hinter sich ins Schloss.
    Die nicht mehr ganz runde Mondin goss ihr silbernes Licht über die Halde, zeichnete von jedem Stein scharf umrissene Schatten. Tief zog Torian die kühle Nachtluft ein, während er den Berg hinauf stieg.
    Eine Viertelstunde später entdeckte er sie. Winzig und aus dieser Entfernung kaum erkennbar, schmiegte sich Janis‘ Gestalt in das Gewebe der Nacht. Er hielt inne und gestand sich ein, dass er tatsächlich nach ihr gesucht hatte.
    Langsam ging Torian weiter.
    Sie saß mit dem Rücken zu ihm auf einem großen, länglichen Stein. Blickte geradeaus. Ihre jetzt dunkel erscheinenden Locken nickten, schienen ihn heimlich willkommen zu heißen. Dabei war es nur der Nachtwind, der mit ihnen spielte. Sie waren ein wunder bares Spielzeug für den Wind, diese Locken.
    Nach einer Weile wandte sie Torian ihr Gesicht entgegen, ein weißes Oval, in dem zwei abgrunds chwarze Seen das Licht der Sterne einfingen. Wortlos rutschte sie ein Stück zur Seite. Das frei gewordene Stück auf dem Stein war zu schmal, als dass er sich neben sie hätte setzen können, ohne seinen Oberschenkel an ihr Bein zu pressen. Wenn es doch nur das Bein eines Blumenhüter-Mädchens gewesen wäre! Wie wunderbar einfach hätte alles sein können! Aber hier war nichts einfach. Die Haut, von der ihn zwei Schichten

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