Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)
der Tür bimmelten, bestimmt würde jeden Moment die Floristin kommen, um uns zu fragen, was wir haben wollten. Und das machte mich nervös. Denn ich hatte gar kein Geld mehr, weil ich seit meiner Flucht nach Köln pleite war. »Aber, Scott, was sollen wir denn hier?«, flüsterte ich und sah mich rasch um. »Wir haben doch schon ein Geschenk für …« Weiter kam ich nicht.
Scott zog mich an sich und küsste mich. So plötzlich, dass ich auch den zweiten Kuss meines Lebens glatt verpasste. Ich schnappte nach Luft und muss ihn so verwundert angesehen haben, dass er grinsend nach oben deutete. Über uns hing von der Decke ein grüner Zweig mit weißen Beeren. »Alter englischer Weihnachtsbrauch«, Scott strahlte mich an. »Wer sich unter einem Mistelzweig trifft, muss sich küssen. Das bringt Glück!«
»Was darf es denn sein?«, schnarrte eine Stimme hinter den hohen Blumentöpfen.
»Glück!«, kreischte ich und zog Scott aus dem Laden. Lachend rannten wir die Straße hinunter, bis wir atemlos vor Hannahs Haus standen. Aber ich drückte noch nicht ihren Klingelknopf. »Scott, das ist echt schön mir dir«, rief ich schnell und gab ihm einen ebenso schnellen Kuss.
Hand in Hand liefen wir die Treppen bis in die vierte Etage zu Hannahs Wohnung hinauf. Sie stand über das Geländer gebeugt und ihre langen schwarzen Haare fielen fast bis zu ihren Ellenbogen. Ich finde, Hannah ist das hübscheste Mädchen, das ich kenne. Ihre Mutter kommt aus Tibet. Wie sie hat Hannah honigfarbene Haut und einen Teint, um den sie selbst die stets perfekt gestylte Vivienne beneiden würde.
»Hey, Geburtstagskind«, rief ich und umarmte meine abf. »Alles, alles Gute und das ist Scott!«
Der sah Hannah mit großen Augen und so verwundert an, als ob plötzlich Asterix und Oberlix vor ihm auf dem Treppenabsatz stehen würden. Auch Hannah wirkte überrascht. Keiner der beiden sagte etwas. Warum eigentlich, überlegte ich, als plötzlich das automatische Treppenhauslicht ausging. Hannah drückte im Dunkeln auf den Lichtschalter, es wurde wieder hell. Sie warf ihre langen Haare zurück und rief lachend. »Was ist jetzt? Kommt ihr rein oder wollt ihr hier im Treppenhaus feiern?«
Scott grinste, so dass das Grübchen in seiner Wange sichtbar wurde. »Nicht schlecht so ein Treppenhaus«, er nickte anerkennend. »Aber was hältst du vom Kölner Dom? Da gäbe es noch mehr Stufen.«
»Weißt du, dann doch lieber den Eiffelturm«, erwiderte Hannah schlagfertig. »Nur für den Fall, dass ich doch noch ein paar Leute mehr einladen will.«
Endlich, ich atmete auf. Ich hatte es doch gewusst, dass sich meine abf und mein Freund super verstehen würden. Es wurde eine super Party. Scott und Hannah brachten abwechselnd alle mit ihren Sprüchen zum Lachen. Aber als Mama uns abholte, kam Hannah mit uns bis ins Treppenhaus, sie umarmte mich zum Abschied und dann stand sie ernst vor Scott. »Schön, dass du da warst«, sagte sie mit einer Stimme, die so klang, als ob sie gleich anfangen würde zu weinen. Vielleicht war auf der Party etwas passiert, das ich nicht mitbekommen hatte?
Scott blickte Hannah an und alles, was er herausbrachte, war ein: »Ja, tschüss dann.«
Sofort schauten beide wieder auf ihre Schuhe. Das war ja nicht zum Aushalten. »Hannah, wir telefonieren«, sagte ich entschieden. Denn eines stand fest. Ich wollte wissen, was hier los war!
Auf der Rückfahrt saß Scott neben mir auf dem Rücksitz von Mamas kleinem Auto, doch trotzdem kam es mir vor, als sei er weit entfernt. Ich stupste ihn an, um ihn aus seinen Gedanken zu holen. »Jetzt sag doch mal, Scott. Wie fandest du denn Hannah?«
Ich konnte sein Gesicht im Dunkeln nicht besonders gut sehen, aber seine Stimme klang ganz gedankenverloren, als er antwortete: »Ja, ähm, total nett, ich hatte sie mir irgendwie ganz anders vorgestellt.«
Das wollte ich genauer wissen: »Wie denn anders?«, fragte ich. »Wie meinst du das?«
Scott wand sich in dem Sitz. »Na ja, eher so typisch deutsch, mit blauen Augen und blonden Haaren. Ich habe nicht gedacht, dass Hannah so …« Er kam ins Stocken.
»Du willst doch wohl jetzt nicht sagen, dass sie ›so exotisch‹ ist?«, fiel ich ihm ins Wort. Ich wollte es nicht, aber meine Stimme klang ziemlich genervt. »Du glaubst gar nicht, wie oft das Hannah und auch ihre Mutter zu hören kriegen. Und wie sehr sie das hasst!«
Scott schüttelte entsetzt den Kopf. »Nein, so habe ich es nicht gemeint. Überhaupt nicht, ach, das kann ich nicht
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