Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)
musste sofort da raus.
Auf die Feuerwehr konnte ich nicht warten. Ich stürmte die Treppen hinauf, rannte in meinen dreckigen Gartencloggs durch den Flur der Krones und riss die Küchentür auf. Dichte Rauchwolken quollen aus dem Herd, während Philippa versuchte, sie mit dem Handtuch durch das aufgerissene Küchenfenster nach draußen zu wedeln.
»Philippa, raus hier«, schrie ich gegen die Sirene an, deren lautes Schrillen mich immer hektischer werden ließ. »Schnell, es brennt! Komm jetzt!« Ich packte Philippa am Arm. Zu allem entschlossen. Notfalls würde ich sie aus dem Haus herauszerren.
Doch Philippa schüttelte nur den Kopf. »Moment«, schrie sie. Sie kletterte auf einen Küchenstuhl, drehte einen runden Deckel ab, der unter der Küchendecke hing, und der Sirenenton verstummte.
Ich atmete auf. Mal abgesehen von dem ganzen Rauch war das eine echte Erleichterung. »Bist du sicher, dass es nicht brennt?«, fragte ich und musste husten. So dicht waren die Rauchwolken in der Küche.
»Nein, mir sind diese verdammten Pizzen angebrannt, obwohl ich nur ganz kurz die Ponys gefüttert habe«, schimpfte Philippa und ich merkte, dass sie richtig wütend auf sich selbst war. Sie riss eine Schublade auf, zog einen Backhandschuh an und holte etwas aus dem Backofen, das aussah wie eine Frisbeescheibe aus Holzkohle. »Dass diese blöde Pizza so schnell verbrennt, hätte ich auch nicht gedacht!« Mit zwei Schritten war Philippa am geöffneten Küchenfenster, holte aus und dann flog die verkohlte Pizza Richtung Misthaufen. Das sah so komisch aus, dass ich lachen musste.
Aber Philippa lachte nicht. Sie frisbeete auch die zweite verkohlte Pizza aus dem Fenster und dann drückte sie mir ein Handtuch in die Hände. »Lach nicht, sondern wedele lieber den Rauch raus«, befahl sie knapp.
Also, das passte mir ganz und gar nicht. Da stürzte ich todesmutig ins brennende Haus, na gut, ins womöglich brennende Haus, um meine beste Freundin zu retten, die mich dann auch noch anzickte. Fast hätte ich das Handtuch auf den Küchentisch gepfeffert und wäre gegangen. Aber als ich die Geschirrstapel auf der Spüle, das wilde Durcheinander von Geschäftsordern, Notizzetteln und einem vertrockneten Butterbrot auf dem Küchentisch und den überquellenden Mülleimer sah, tat Philippa mir echt leid. Ich wedelte, bis mein Arm fast abfiel, trotzdem lag der Rauchgeruch im ganzen Haus. Durch die aufgerissenen Fenster war es mittlerweile in der Küche der Krones so gemütlich warm wie in einem Kühlschrank.
Ich pustete in meine kalten Hände und klappte meinen Jackenkragen hoch. »Kann ich dir sonst noch was helfen?«, fragte ich, hoffte aber, dass die Antwort Nein sein würde. Immerhin musste ich unbedingt noch mein Zimmer stylen.
Philippa blickte sich ziemlich verzweifelt in dem Küchenchaos um. »Ach, ich weiß echt nicht, wo ich anfangen soll.« Fröstelnd legte sie die Arme um die Schultern und schloss die Fenster.
»Ruf mich an, wenn was ist«, sagte ich, bevor ich nach Hause lief. Das war wirklich alles, was ich tun konnte, oder?
Rettung in der Not
F ast hätte ich mir den Lipgloss über die Wange geschmiert, als es an der Haustür schellte. Um 7:35 Uhr! Noch nie zuvor hatte jemand so früh morgens bei uns geschellt. Um die Zeit kam sonst niemand zu uns. Das musste etwas bedeuten! Etwas Gutes oder etwas Schlechtes?
Natürlich war meine neugierige Schwester als Erste an der Haustür, riss sie auf und schrie dann durchs Haus: »Mathilda, hier ist Philippa!« Sie betonte Philippas Namen in einer Art, als ob sie sagen würde: ›Hier ist zwar Philippa, aber sie sieht nicht wirklich so aus.‹
Und damit hatte sie ausnahmsweise Recht. Vor unserer Haustür stand eine verfrorene Philippa und selbst im Schein von unserer mickrigen Außenlampe sahen ihre Augen rot verweint aus. Sie trug eine leichte Jacke, die schön für einen Frühlingstag war, aber viel zu dünn für einen frostigen Dezembermorgen. Warum hatte sie nur nicht ihren warmen Wintermantel an? Es gab nur eine Erklärung: Es musste noch etwas auf dem Krone-Hof passiert sein. Nur was?!?
Ich räusperte mich und fragte vorsichtig: »Ist … etwas passiert?«, während mich mein schlechtes Gewissen wie ein Bumerang einholte – und das mit voller Wucht. Vielleicht hätte ich gestern Abend doch noch Philippa helfen müssen, statt mein Zimmer aufzuräumen und umzustylen, schoss es mir durch den Kopf. Andererseits, sagte ich mir zu meiner eigenen Entschuldigung, hatte sie mich auch
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