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Mathilda Savitch - Roman

Mathilda Savitch - Roman

Titel: Mathilda Savitch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Flatmore redet. Unglaublich. Ich tropfe immer noch, es sieht fast aus wie Pinkeln. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass mir womöglich jemand einen Streich spielt. Mir wird ganz übel. Dieses Standfoto war nicht meine beste Zeit, wie Sie sich denken können.
    Aber Anna kam tatsächlich wieder aus den Toiletten heraus. Ihr nasses Haar war gescheitelt und gekämmt. Sie lächelte mich sogar an. Wenn ich an diesen Tag zurückdenke, kommt es mir vor, als wäre Anna einfach
erschienen
. Irgendjemand musste sein, und es war sie.

    Wenn ich bei Anna übernachte, schlafe ich mit in ihrem Bett. Es ist riesig. Die Laken haben einen Milchgeruch. Ein paar Stunden nach der Hummel kuschelten wir uns also dort zusammen, redeten bei gelöschtem Licht. Heller Mondschein fiel durchs Fenster und bildete einen schönen Hof auf dem Teppich. Wir sprachen über die Herbstprojekte in der Schule, aber keine von uns hatte eine glänzende Idee. Ich schlug vor, wir könnten uns ausziehen und in den Mondschein legen.
    «Als Herbstprojekt?», fragte Anna. Sie kann nicht so schnell umschalten, wenn man das Thema wechselt.
    «Nein», sagte ich, «nur für heute Nacht.»
    «Warum?», fragte sie.
    Aber ich hatte keinen wirklichen Grund.
    «Ich strippe nicht», sagte sie, allerdings lachend.
    «Nymphen machen das», sagte ich.
    «Was machen die?»
    «Im Mondschein baden.»
    Annas Augen glühten in der Dunkelheit. «Ich weiß nicht einmal, was Nymphen sind», sagte sie.
    Ich erzählte ihr, Nymphen seien wunderschöne junge Mädchen, die in den Wäldern lebten. «Geister», sagte ich.
    Sie sagte, sie wolle kein Geist sein, und ich sagte, Nymphen-Geister seien etwas anderes. Ich erzählte ein bisschen von ihrer Beziehung zu den griechischen Göttern.
    «Sind Nymphen unsterblich?», fragte Anna. Mann, was konnte sie mich löchern.
    «Manchmal», sagte ich, «nicht immer.»
    «Die meisten leben sehr lange», erklärte ich, «außer sie haben Streit mit einem Gott. Ansonsten bleiben sie ewig schön und werden nie alt.»
    Ich sagte auch, die Brüste einer Frau seien dafür geschaffen, im Mondlicht zu atmen. Ich musste wirklich dick auftragen, bis ich Anna so weit hatte, dass sie errötend kicherte. Ich wusste, sie wollte es tun.
    «Nur eine Minute», sagte sie.
    Also taten wir es. Wir zogen unsere T-Shirts aus und ließen uns auf dem Boden nieder, legten uns auf den Rücken. Ein lauschiges Stündchen im Mondschein.
    «Ich glaube, die Tür ist nicht abgeschlossen», sagte Anna. Sie wollte schon aufstehen, aber ich packte ihre Hand.
    «Keine Sorge», sagte ich, «niemand kann reinkommen. Und wenn doch», sagte ich, «werden sie für ihren Blick auf uns bestraft.»
    «Nur die Tiere dürfen uns ansehen», sagte ich. Und das tat Annas Kater wirklich. Starrte vom Bett auf uns herab.
    Das Mondlicht fiel durchs Fenster und war fast wie ein Wesen. Nicht einfach nur leere Luft, es hatte Finger, es heftete sich an unsere Körper. Mir fiel auf, wie weiß Annas Haut gegen meine war, aber ich wollte nicht so hingucken, um sie nicht nervös zu machen.
    Ich sagte ihr, eines Tages werde es nicht bloß Mondschein sein, der sich auf uns lege.
    «Ich weiß», sagte sie, «manchmal denke ich daran.»
    «Ich denke fast so daran, als wären sie schon auf mir drauf», sagte sie.
    Einmal habe ich versucht, Luke zu bewegen, sich auf meinen Bauch zu legen, um zu probieren, wie es sich anfühlt. Ich meine nicht Sex. Ich war nicht nackt oder so. Es ging mir nur um das Gewicht eines anderen Körpers. Aber es hat nicht geklappt. Luke hat gerade mal den Kopf auf meinen Bauch gelegt, dann habe ich ihn gekrault, und darüber sind wir eingeschlafen.
    «Es wird wehtun», sagte Anna.
    «Vermutlich», sagte ich.
    Auf einmal prusteten wir vor Lachen. Dann war es eine Weile still, nur mein Herz pochte wie wild.
    «Wie findest du Kevin Ryder?», fragte ich.
    «Buuh», sagte Anna. «Grässlich.»
    «Warum?», fragte ich.
    Sie sah mich an, als tickte ich nicht richtig. «Wie der sich anzieht», sagte sie. «
Dieses Haar
. Was glaubt er, wer er ist? Der Teufel?»
    «Er ist echt nett», sagte ich.
    Anna zuckte mit den Schultern und gähnte. Sie begann sich auf dem Boden ziemlich wohlzufühlen, und so riskierte ich noch einen Blick auf ihren Bauch. Unglaublich, so etwas Weißes, ich konnte es nicht fassen. Wie mit Puder bestäubt. Wirklich.
    Die Hitze war drückend im Haus, aber ich spürte das kühle Mondlicht, es strich mir über die Haut wie die unsichtbaren Finger außerirdischer Wesen. Und dann

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