Matthews Schatten: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
sie stärker und ungezügelter zu werden – sie konnte ihn kaum noch von sich losreißen. Bei jeder Gelegenheit und bis tief in die Nacht fiel er über sie her. Im Schlaf jedoch zuckte er vor ihrer Berührung zurück und sprach in seinen Träumen. Außerdem wurde ihr Haarvorrat knapp. Sie war schon mehrmals in Krähengestalt in das Tal geflogen, aber das elende Mädchen ging immer noch diesem lächerlichen Trauerritual nach, und ihr Schädel war kahl. Zornig und besorgt ließ die Königin ihren Hochzeitstag vorverlegen. Sobald er ihr durch einen Eid verbunden war, wäre der Zauber besiegelt, und sie bräuchte das Haar der kleinen Schlampe nicht mehr.
Auch der Schwarze Ritter war beunruhigt. Der Trank der Königin verwirrte seinen Verstand in jedem wachen Augenblick, bis er weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft denken konnte, und in der Gegenwart war es sein einziger Wunsch, sie brutal in Besitz zu nehmen. Dennoch war da ein Misston, den er immer früh am Morgen, bevor er ganz wach war, am stärksten empfand. Wenn er sie vögelte, huldigte er ihrer Schönheit und sehnte sich nach nichts anderem, aber ein Teil von ihm schien sie auch zu strafen. Jedes Mal, wenn er versuchte, darüber nachzudenken, umwölkte sich sein Geist, und er wusste nur noch, dass er sie anbetete und es nicht abwarten konnte, sich erneut in ihr zu vergraben. Seine Nächte waren unruhig. Mehrmals wachte er auf und stellte fest, dass er im Schloss umhergegangen war, einmal auf den Wällen und einmal sogar draußen im freien Gelände. Ein Traum hatte ihn herausgelockt; eine Vision von einem hübschen, rennenden Mädchen. Verwirrt stand er im Dunkel, und ihm kam der Gedanke, dass er sich an einem schrecklichen Ort befand und augenblicklich fliehen musste. Als er dann ganz wach wurde, erinnerte er sich an die Königin und eilte zurück in ihr Bett. Doch die ganze Zeit über empfand er eine andere, träumerische Sehnsucht, die sich ihm gerade eben entzog, und sein Schwanz stieß härter zu, auf der Suche nach diesem unerreichbaren Ideal.
In dem stillen Tal magerte Lily ab und träumte nur noch. Jede Nach vermengten sie und ihre Mutter ihre spezielle Kräutermischung mit dem dünnen Flaum, den sie am Morgen von Lilys Kopf rasiert hatten, und einem Schnipsel von der Locke des Schwarzen Ritters. Als praktische Frauen häuften sie Kissen, Decken und Polster auf, damit sie es bequem hatte, und dann zog sich die Mutter in ihre Kammer zurück und verstopfte alle Ritzen in der Tür mit alten Lumpen. Es ging nicht an, dass sie beide auf diese Art durch die Geisterwelt getragen wurden. Lily zündete dann das Kohlenbecken an und ließ sich von dem Rauch einhüllen, der sie in Trance versetzte. Eines Nachts hörte die Mutter Lily aufschreien und saß kerzengerade im Bett. All ihre Mutterinstinkte setzten ein. Wenn ihr Kind in Gefahr war … Doch dann ließ sich der Schrei wieder hören und sank von einem hohen, schrillen Ton über die ganze Skala zu einem atemlosen, bebenden Keuchen herab, das zittrig verklang. Da legte die Mutter sich wieder hin und zog ihre Decken wieder zurecht. Lily hatte ihre wahre Liebe gefunden und sich durch den Nebel, den der Zauber der Hexe warf, einen Weg in sein sehnsuchtsvolles Herz gesucht. Die ganze Nacht hindurch keuchte und stöhnte Lily in ihrer Trance. Als es hell wurde, nahm ihre Mutter die Lumpen fort und öffnete die Tür. Ihre Tochter lag ausgestreckt, mit zerrissenem Nachthemd und einem Lächeln auf dem Gesicht vor dem Feuer. Nach ihrer Reise durch das Geisterreich war sie in echten Schlaf gefallen. Und so ging es weiter, Nacht für Nacht: Die Mutter schlief mit Kissen über dem Kopf, und ihre Tochter schickte ihren Geist auf die Suche nach ihrer wahren Liebe.
Als die Kunde von den Heiratsplänen der Königin das Tal erreichte, hatten ihre Anstrengungen Lily so geschwächt, dass sie kaum noch stehen konnte. Die Mutter war besorgt – sicherlich, Lily erreichte ihren Ritter, aber nur im Traum. Sie hielt ihre Liebe am Leben, aber das verlieh dem mit ihrem Haar gebrauten Trank der Königin nur noch größere Macht.
»Die Erinnerung allein kann den Zauber nicht brechen«, erklärte ihre Mutter, »genau wie die Erinnerung eine Liebe nicht ewig lebendig erhalten kann. Früher ist er dafür so oft und so weit gereist, und jetzt bist du an der Reihe.«
Und so liehen sie sich das Pferd eines Nachbarn, ein schwerfälliges, aber zuverlässiges Tier, und verließen das Dorf. Die Mutter führte das Pferd, denn Lily war
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