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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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anderen, Ecken aus den gebrannten Flachsteinen. An einer Stelle, an der Tannenzweige bis an das Mauerwerk heranreichten, entdeckte er einen Ziegel, der kaum noch von Mörtel gehalten wurde. Er rückte einen Baumstumpf herbei und begann, die Schicht mit einem Draht herauszukratzen. Mit dem Ergebnis war er zufrieden, der Ziegel lag außen bereits frei in der Wand, wurde lediglich noch von innen oder dem Innenputz gehalten. Den Baumstumpf versteckte er so unter der Tanne, dass er nicht gesehen werden konnte.
    Beim nächsten Waldausflug steckte er Messer und zwei Gabeln ein, mit deren Hilfe es gelang, den restlichen Mörtel wegzukratzen, den Ziegel an jeder Seite zu lockern und herauszuziehen. Er war auch von der anderen Seite unverputzt. Natürlich würde es auffallen, wenn er ihn ganz zum Beobachten entfernen würde, er musste ihn teilen, so dass nur eine kleine Lücke entstehen würde, die man von innen nicht bemerkte. Ein Glück, dass die Tannenzweige Schatten an diese Stelle warfen, so dass tagsüber kein verräterischer Sonnenstrahl nach innen fallen könnte. Aber wie sollte er den Ziegel ohne splittern in ungleiche Teile spalten? Der Zufall half … An der Einfassung des Petersilienbeetes entdeckte er zwei Ziegelstücke, sauber gekantet, die genau seiner Vorstellung entsprachen. Er ließ sie in die Tasche gleiten. Jetzt würde sein Vorhaben gelingen. Vor Aufregung konnte er kaum noch schlafen. Die gefundenen Stücke polierte er glatt und ersetzte damit den Wandziegel. Sie passten exakt. Die Premiere konnte er kaum erwarten. Der Freitag kam, alles war vorbereitet, aber es regnete in Strömen, die Attacke musste abgeblasen werden. Eine ganze Woche warten: Die Zeit verging quälend langsam. Endlich war es soweit. Er hatte sich Fett aus der Küche besorgt, mit dem er die untere Fläche der Stücke einrieb, damit ein geräuschloses Verschieben gewährleistet war, dann blickte er hindurch.
    Noch konnte er im Wasserdampf nur schemenhafte Umrisse erkennen, die sich erst langsam verdeutlichten. Jetzt sah er, wie die Mädchen ihre Bademäntel auszogen, sich unter der kalten Dusche wuschen, heraustraten, mit vor Kälte erhabenen Brustwarzen, in das warme Wasser stiegen und ihre nackten Körper anschließend in großen Tüchern trockneten. Wieder überfiel ihn das aufregende Gefühl, ein Fieber, das in ihm wütete, wie bei der Jagd, dachte er, wenn plötzlich ein Reh in voller Anmut vor dem Jäger steht und dieser kaum mehr zu atmen wagt, aus Angst, den unwiederbringlichen Anblick und die Chance zum Schuss zu verlieren. Andere kamen, ältere, mit voll entwickelten Brüsten und kräftigerer Intimbehaarung. Obwohl sie in ihrer natürlichen Nacktheit alle anmutig und schön waren, gefielen ihm nur einige; manche Figuren waren nicht für die ästhetische Präsentation nach seinen strengen Maßstäben geschaffen. Die dünnen, deren Knochen sich vorwitzig zeigten, die übermäßig dicken, deren Körperkonturen in Molligkeit verschwammen, die schwarzhaarigen, wenn Arme und Beine so mit Haaren bedeckt waren, dass sie, dem Wasser entstiegen, wie dünne Würmer auf der Haut lagen. Bei manchem Anblick musste er sich sofort abwenden, um seine bekannten allergischen Reaktionen zu vermeiden. Einige jedoch gefielen ihm so sehr, dass er sie tagelang hätte beobachten können, ihre erhitzten Gesichter, jede Biegung ihres Körpers, jede Stelle der glatten rosigen Haut, jede Bewegung, jedes Härchen. »Wie unbeschreiblich reizvoll hat Gott doch die Frauen erschaffen«, stöhnte er leise vor sich hin, »als ewig lockende Versuchung, als Belohnung unserer Augen.« Einige Male konnte er das Schauspiel, auf das er die ganze Woche mit wachsender Ungeduld wartete, heimlich genießen und sich unbemerkt davonschleichen.
    Gerade hatte er eine Schönheit im Blick, die seine Augen förmlich verschlangen und heftige Erregung auslöste, nicht vergleichbar mit der vollkommenen Sina, als er unsanft am Bein gepackt wurde. Erschrocken fuhr er herum, das Ziegelstück, das er in der Hand hielt, fiel zu Boden. Er drehte sich um, Konrad Steinbrech, sein Zimmergefährte, war ihm nachgeschlichen.
    »Was machst du denn da, hast du Geheimnisse?«, rief er laut und zornig.
    »Psst, Ruhe«, besänftigte er ihn, »ich wollte alles erst mal ausloten, bevor ich dir Bescheid sage. Ich bin eben erst fertig geworden, den Stein sauber zu lösen.«
    »Und, kannst du tatsächlich etwas von den Mädchen sehen?«
    »Komm rauf und überzeuge dich selbst, aber nicht den großen

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