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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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vorn ist ja ein Haus. Aber
wie
hast du ihn umgebracht?«
    Finkele hob die Brauen. »Mit einem Kissen. Warum?«
    Matzbach seufzte. »Er wußte zuviel, nehm ich an, wenn ich auch nicht genau weiß, was er gewußt hat.«
    Finkele lachte. »Mehr als du, aber nicht genug. Weiter.« Er bewegte die Waffe.
    Matzbach blickte noch einmal zurück zur Tür im Schott, dann drehte er sich gehorsam um und ging weiter. Vor ihm lag, ein paar Dutzend Schritte entfernt, ein weiteres Schott, mit Tür.
    »Was kommt dann?«
    Finkele schob ihn mit der freien Hand an, als er wieder stehenblieb. »Dahinter? Die Clubräume. Und eine Kamera. Los.«
    »Keine bis an die Zähne bewaffneten Wächter?«
    »Nee. Wozu? Dich erledige ich jetzt. Hier.«
    Aus den Augenwinkeln sah Matzbach die Bewegung; Finkele schien sie geahnt zu haben, fuhr herum und stieß einenerstickten Laut aus. Seine Waffe klirrte zu Boden, samt der Hand.
    Yüs langes Messer, eher eine Machete, beendete die Halbkreisbewegung. Finkele versuchte, mit dem Armstumpf, dann mit der heilen linken Hand, die Blutfontäne zurück in die Kehle zu schieben. So sah es jedenfalls aus, und damit war er noch immer beschäftigt, als er stürzte.
    Matzbach trat einen Schritt zurück; auf dem Boden bildete sich eine dunkle Pfütze. »War das nötig?«
    Yü bleckte die Zähne. »Er hätte geschrien. Und … ich hatte kein Kissen.« Er bückte sich, wischte die lange Klinge an einem trockenen Stück von Finkeles Jacke ab.
    »Das ändert unser Lage … Nun denn. Scheiße.«
    Genenger, Bergner und Jorinde kamen durch die Schottür. Bergner nickte, als er Finkeles Leiche sah. Genenger verzog das Gesicht.
    Jorinde schaute angestrengt weg; sie legte ihre Wange kurz an die von Matzbach, dann deutete sie auf die vor ihnen wartende Tür.
    Matzbach bückte sich, zog mit spitzen Fingern den Revolver, den Finkele ihm abgenommen hatte, aus dessen Jackentasche, reichte sie Yü und nahm seine Pistole aus der Hose. »Leichtsinniger Vogel«, sagte er halblaut.
    Er öffnete die Tür einen winzigen Spalt. Der helle, mit Teppichboden ausgelegte Gang dahinter war leer. Rechts, mit offener Tür, war eine gut beleuchtete Zentralkabine zu sehen, mit Telefonanlage und Steuerpulten aller Art, mindestens zehn Bildschirmen und allerlei sonstiger Technik. Ein Mann saß vor einem der Schirme; er schien aber nicht hinzusehen, sondern zu dösen, zu lesen oder andere Dinge in seinem Schoß zu begutachten. Genau war es nicht auszumachen; der Rücken seines Drehsessels versperrte den Blick.
    Links waren mehrere Türen am Gang, ebenso weit jenseits der Wachkabine, wo mindestens fünfzig Meter entfernt das nächste Schott glitzerte.
    Die Kamera mochte beweglich sein, rührte sich aber nicht. Auch hier war sie nicht auf den Durchgang, sondern so gerichtet, daß niemand unbeobachtet das vor und unter ihr liegende Gangsegment passieren konnte.
    Matzbach winkte Yü zu sich, flüsterte ihm etwas ins Ohr; der Chinese nickte. Genenger und Jorinde, beide mit kleinen Handwaffen, blieben neben der Tür, außerhalb des Binnentrakts. Bergner hielt eine Uzi in der rechten Ellenbeuge und hatte die ausgebeulte Sporttasche über die linke Schulter gehängt. Er zischelte etwas; Genenger wies mit dem Daumen auf seinen schweren Rucksack, dann auf den etwas leichteren, den Jorinde trug. Bergner lächelte matt, deutete mit der Mündung der Uzi zur Wachkabine und zeigte die Zähne. Genenger hielt mit der Linken die Tür fest; auf seiner kantigen Glatze standen Schweißteiche.
    Matzbach drückte sich geräuschlos die Wand entlang, stellte sich auf die Zehenspitzen und riß das Kabel aus der Buchse. In der gleichen Sekunde, in der die Kamera ausfiel, piepste hörbar etwas in der Wachkabine. Sie hörten den Mann im Sessel stöhnen und »Bockmist« sagen; er bewegte sich und streckte den Arm aus, aber da war Yü bereits in der Kabine, und Bergner stand mit erhobener Waffe neben der ersten Tür links am Gang.
    Matzbach winkte Genenger zu; der schob Jorinde durch die Tür, folgte und schloß geräuschlos den Durchgang.
    Yü kam aus der Wachkabine. Die lange Klinge war wieder sauber. Sein Gesicht schien ein wenig blaß, aber das mochte an der Beleuchtung liegen.
    »Wie Konfuzius sagt«, murmelte er, »werden Dinge auf Messers Schneide bisweilen halbiert. Was jetzt?«
    Matzbach bedeutete Jorinde, ihm zu folgen. »Tut mir leid, Liebste«, flüsterte er, »aber du kennst dich mit Computern besser aus.«
    Sie nickte, schluckte, folgte ihm in die Kabine, krampfhaft

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