Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
ausgenutzt. Falls Sie sich in diesem Teufelkreis befinden und Ihre Familie Sie vor allem in der Rolle des selbst aufopfernden Märtyrers kennt, dann ist dieses Experiment wichtig für Sie. Wenn Sie regelmäßig Nein sagen und das Gefühl haben, dass Sie genug Zeit und Energie in Ihr eigenes Wohlbefinden investieren, dann ist dieses Experiment nicht so wichtig für Sie.
Wenn Sie anfangen, Nein zu sagen, werden Sie starke Schuldgefühle haben. Sie werden an sich selbst und Ihrer Entscheidung, dieses
Experiment durchzuführen, zweifeln. Ihre innere Stimme wird Ihnen sagen, dass eine gute Mutter/ein guter Vater/eine gute Freundin/ein guter Arbeitnehmer sich selbst aufopfern muss und dass es falsch ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Wenn Sie sich Zeit für sich nehmen, werden Sie anfangs Schwierigkeiten haben, diese auch zu genießen. Auch die Menschen um Sie herum werden Ihnen diese Veränderung übel nehmen. Schließlich waren Sie immer diejenige, die den Kuchen gebacken, das Abendessen gekocht, den Fahrdienst übernommen, die Jacke geflickt, die Wäsche gewaschen, die Küche geputzt und die Hausaufgaben überwacht hat. Geben Sie das Experiment nicht frühzeitig auf. Es wird einige Wochen dauern, bis sich Ihr Umfeld und Sie selbst daran gewöhnt haben, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse haben und Nein sagen, wenn Sie zu wenig Energie oder eigene Pläne haben. Anfangs werden Sie es vermissen, ständig gebraucht zu werden. Es wird eine gewisse Leere in Ihnen schaffen. Aber nach einer gewissen Zeit werden Sie es genießen, dass Sie nicht immer gebraucht werden, und Sie werden die leere Zeit mit neuen Hobbys, neuen Interessen und neuen Freundschaften füllen.
Karin hatte sich seit Jahren keine Zeit für sich selbst genommen. Sie kannte ihre eigenen Bedürfnisse kaum noch. Um sich im Rahmen dieses Experiments aus dem Teufelskreis zu befreien und etwas für sich selbst zu tun, belegte sie einen Fotografiekurs an der örtlichen Volkshochschule. Da der Kurs während der Abendbrotzeit stattfand, kochte Karin anfangs immer vor, damit ihre Familie ein warmes Essen hatte. Je mehr sie jedoch mit einigen der anderen Frauen, die den gleichen Kurs belegten, ins Gespräch kam, desto stärker wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich immer noch für ihre Familie aufopferte. Trotz aller Bedenken hörte Karin dann auf vorzukochen und überließ die Familie sich selbst. Die Kinder und auch Matthias beschwerten sich ein paarmal, bis Anja anbot, das Abendessen zu kochen. Karin nahm Anjas Angebot gerne an und fing an, Anja das Kochen beizubringen. Damit verbrachte Anja jede Woche mehrere Nachmittage mit ihrer Mutter in der Küche, statt sich in ihrem Zimmer zu verstecken, und wurde schnell zu einer guten Köchin.
Auch zu anderen Aufgaben sagte Karin immer öfter einmal Nein, um mehr Zeit für sich selbst zu haben. Nach anfänglichen Beschwerden lernte Kevin, wie man die Waschmaschine bedient. Einmal erledigte Matthias sogar den wöchentlichen Lebensmitteleinkauf für die
Familie, was bedeutete, dass es eine Woche lang Tiefkühlpizza gab. Je öfter Karin Nein sagte, desto leichter fiel es ihr, von Herzen Ja zu sagen. Sie fühlte sich immer weniger ausgelaugt und ausgenutzt. Stattdessen machte es ihr wieder Spaß, ihrer Familie etwas Gutes zu tun. Und die Familie drückte sogar manchmal etwas Dankbarkeit aus, wenn das Essen gekocht, die Wäsche gewaschen und der Kühlschrank gefüllt war.
Nicht alle Experimente sind für alle Beziehungen und Situationen angemessen. Suchen Sie sich die Experimente heraus, die Ihnen am hilfreichsten erscheinen. Wenn Sie ein Experiment durchführen, dann beobachten Sie unbedingt die Reaktion Ihres Partners, um zu entscheiden, ob Ihr Experiment erfolgreich war oder nicht. Manchmal werden Sie ein Experiment wiederholen müssen, um zu wissen, ob es eine positive Veränderung bewirkt hat oder nicht. Diese Experimente sind nur Vorschläge. Seien Sie kreativ und stellen Sie Ihre eigenen Experimente zusammen.
Schritt 6: Auswertung
Sehen Sie sich die Ergebnisse Ihrer Experimente an und ziehen Sie eine Schlussfolgerung:
• Inwieweit hat sich Ihre Beziehung verbessert?
• Wie haben Sie sich verändert?
• Haben Sie Ihre Ziele erreicht, die Sie in Schritt 2 formuliert haben?
• Falls Sie Ihre Ziele erreicht haben, gratulieren Sie sich und lesen Sie Schritt 7.
• Falls Sie Ihre Ziele noch nicht erreicht haben, lassen Sie sich nicht entmutigen. Geben Sie nicht auf. Analysieren Sie stattdessen, was Sie anders
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