Maurice, der Kater
denn
heute gab es viele Klagen. Eure zahmen Ratten schaffen ziemliche
Unruhe. Ihr könnt zufrieden sein.«
»Es sind nicht unsere Ratten«, sagte Keith. »Es sind ihre Ratten.«
»Und sie arbeiten immer schnel «, fügte Maurice stolz hinzu. »Sie
machen keinen Unsinn, wenn es darum geht, äh, Unsinn zu machen.«
»Eine Stadt, in die wir im letzten Monat kamen, begann schon am
nächsten Tag, einen magischen Flötenspieler zu suchen«, sagte Keith.
»Das war das Werk von Sardinen.«
»Mein Vater hat gewettert und dann nach Blunnich und Spottel
schicken lassen«, meinte Malizia. »Das sind die beiden Rattenfänger! Und
wisst ihr, was das bedeutet?«
Maurice und Keith wechselten einen Blick. »Tun wir so, als wüssten wir
es nicht«, sagte die Katze.
»Es bedeutet, dass wir in ihren Schuppen einbrechen und das Rätsel der
falschen Rattenschwänze lösen können!« Malizia bedachte Maurice mit
einem kritischen Blick. »Natürlich sol ten wir eigentlich vier Kinder und
ein Hund sein, das ist die richtige Anzahl für ein Abenteuer, aber wir
müssen es eben mit dem schaffen, was wir haben.«
»He, wir stehlen nur von Regierungen«, sagte Maurice.
»Äh, natürlich nur von Regierungen, die nicht die Väter von Leuten
sind«, fügte Keith hinzu.
»Und?«, fragte Malizia und sah Keith seltsam an.
»Deshalb sind wir noch lange keine Verbrecher!«, sagte Maurice.
»Ah, aber wenn wir Beweise haben, können wir sie dem Stadtrat zeigen,
und dann sind wir keine Kriminellen mehr, sondern Helden«, sagte
Malizia mit müder Geduld. »Natürlich könnte es auch sein, dass Stadtrat,
Wächter und Rattenfänger unter einer Decke stecken, deshalb sol ten wir
niemandem trauen. Lieber Himmel, habt ihr denn nie ein Buch gelesen? Es wird bald dunkel. Ich komme hierher und hole euch ab, und dann
können wir das dicke Ding knacken.«
»Können wir das?«, fragte Keith.
»Ja, mit einer Haarnadel«, sagte Malizia. »Ich weiß, dass es möglich ist,
denn ich habe hundertmal davon gelesen.«
»Was für ein dickes Ding meinst du?«, fragte Maurice.
»Ein dickes«, antwortete Malizia. »Das macht es natürlich einfacher.«
Sie drehte sich abrupt um und lief aus dem Stal .
»Maurice?«, fragte Keith.
»Ja?«, erwiderte die Katze.
»Was ist ein dickes Ding? Und wie knackt man es?«
»Keine Ahnung. Viel eicht meint sie ein Schloss.«
»Aber du hast gesagt…«
»Ja, aber ich habe nur versucht, sie reden zu lassen, um zu verhindern,
dass sie auf dumme Gedanken kommt«, sagte Maurice. »Sie hat sie nicht
mehr al e, wenn du mich fragst. Sie ist wie… wie eine Schauspielerin. Du
weißt schon. Wie jemand, der die ganze Zeit über eine Rolle spielt. Sie
lebt überhaupt nicht in der wirklichen Welt. Für sie ist alles eine große
Geschichte. In dieser Hinsicht ähnelt sie Gefährliche Bohnen. Eine sehr
gefährliche Person, meiner Meinung nach.«
»Er ist eine sehr freundliche und nachdenkliche Ratte!«
»Ah, ja , aber das Problem ist, dass er glaubt, alle wären wie er. Solche Leute bringen einen in Schwierigkeiten, Junge. Und was Malizia betrifft:
Sie glaubt, das Leben funktioniert wie ein Märchen.«
»Nun, das ist harmlos, oder?«, fragte Keith.
»Ja, aber wenn in einem Märchen jemand stirbt… so ist es nur ein
Wort.«
Der dritte Trupp der Schweren Pinkler genehmigte sich eine Pause – ihm
war ohnehin die Munition ausgegangen. Niemand von ihnen wol te an
der Fal e vorbei zur Wand gehen, an der Wasser herabrann. Und
niemand wollte das betrachten, was in der Falle lag.
»Armer alter Frisch«, sagte eine Ratte. »Er war eine gute Ratte.«
»Hätte besser aufpassen sol en, wohin er ging«, meinte eine andere
Ratte.
»Glaubte, alles zu wissen«, warf eine dritte Ratte ein. »Eine anständige
Ratte. Obgleich er ein wenig roch.«
»Wir sollten ihn besser aus der Falle holen«, sagte die erste Ratte.
»Scheint nicht richtig zu sein, ihn dort liegen zu lassen.«
»Ja. Zumal wir Hunger haben.«
Eine Ratte sagte: »Gefährliche Bohnen meint, wir sollten keine Ratten
fressen.«
Eine andere Ratte entgegnete: »Nein, wir sol en keine Ratten fressen,
von denen wir nicht wissen, woran sie gestorben sind. Weil sie vergiftet
sein könnten.«
Eine dritte Ratte sagte: »Und wir wissen, woran er gestorben ist. Er starb an Zerquetschung. Und so was ist nicht ansteckend.«
Sie sahen zum verstorbenen Frisch.
»Was passiert mit einem, wenn man tot ist?«, fragte eine Ratte langsam.
»Man wird gefressen.
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