Maxine Sullivan
den Kampf. Für Brant.
Kaum waren sie eingestiegen und hatten es sich in dem kleinen Jet bequem gemacht, drehte Brant sich zu ihr um. „Vielleicht kannst du mir jetzt endlich etwas erklären.“
Sie ahnte, was kommen würde. „Was denn?“
„Warum hast du deiner Familie nichts von Phillip erzählt?“
„Ach, das meinst du.“
„Ja, das meine ich.“
Sie wurde rot. „Ich wollte erst ganz sicher sein.“
„Du bist nicht ganz sicher?“
„Doch, natürlich“, sagte sie schnell. „Es ist nur alles so überraschend gekommen, und ich wollte nicht, dass meine Familie sich Sorgen macht.“
Er setzte sich zurück und schwieg. „Sag mir nur eins“, begann er dann erneut, „liebst du Phillip?“
„Ja“, antwortete sie sofort, denn sie wusste, wenn sie nur das geringste Zögern erkennen ließ, war sie verloren.
Seine Miene versteinerte. „Wann willst du es ihnen denn erzählen?“
„Das weiß ich noch nicht. Danke, dass du nichts gesagt hast. Irgendwie hätte es heute nicht gepasst.“
Wie sie diese ganze Lügerei hasste! Aber ihr blieb nichts anderes übrig. Wenn sie Brant die Wahrheit sagte, würde er bestimmt sofort versuchen, sie zu verführen. Sie wäre Wachs in seinen Händen, und er hätte ein leichtes Spiel mit ihr. Ganz sicher würde sie die Situation auch genießen, aber dann? Ihr körperliches Verlangen wäre befriedigt, aber sie wusste, das würde ihr nicht genügen. Sie erwartete mehr von einem Mann als ein heißes Sexabenteuer.
Außerdem ging es hier nicht nur um sie. Sie konnte noch nicht die Wahrheit sagen, ohne Phillip in eine üble Lage zu bringen. Wo sollte sie ihn erreichen, um ihn vorzuwarnen? Sicher, er hatte sie auch in eine fatale Situation gebracht, ohne sich vorher mit ihr zu besprechen. Aber sie wollte nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Nein, sie musste noch zwei Wochen warten, dann würde er wieder im Büro sein. Hoffentlich hielt sie das bloß durch.
„Deine Familie wird sich sicher mit dir freuen“, sagte Brant. „Phillip ist ein guter Fang.“
„Ja.“ Den ironischen Tonfall überhörte sie absichtlich. Sie hatte momentan nicht die Nerven, sich mit Brant auseinanderzusetzen. Doch als sie ihn vorsichtig von der Seite her ansah, bemerkte sie einen verlorenen Ausdruck in seinen Augen. Sofort tat er ihr wieder leid. Hatte sein Kommen noch andere Gründe? Hatte er sich vielleicht sehr einsam gefühlt? Trotz der Einladung zum Weihnachtsessen?
„Wie war denn dein Weihnachten, Brant?“
„Warum fragst du?“
„Nur so.“
„Nicht schlecht. Ich hatte nicht viel Zeit für mich.“
„Ich verstehe.“ Hätte sie bloß nicht gefragt. Ganz sicher war er mit einer Frau zusammen gewesen. Das hätte sie sich denken können. Schließlich war er ihrem Vater sehr ähnlich.
Um neun Uhr abends lehnte Brant sich erschöpft in seinem Schreibtischsessel zurück und streckte die Beine von sich. Aus dem Vorzimmer war noch schnelles Tippen zu hören, und Brant war sich einer Sache nur zu sehr bewusst. So müde er auch war, Kia Benton würde er immer begehren.
Auch heute, als er sie bei ihrer Mutter im Garten überraschte, war ihm heiß geworden, sobald er sie erblickte. Wie anders sie ausgesehen hatte in der engen Jeans und dem verblichenen Top, so unbeschwert und entspannt.
Und als er sie mit ihrem Neffen spielen sah, hatte er plötzlich das Gefühl gehabt, er könne in die Zukunft sehen.
In seine und Kias Zukunft.
Zum ersten Mal seit dem Bruch mit Julia konnte er sich eine dauerhafte Beziehung wieder vorstellen. Eine Beziehung, in der es nicht nur um Sex ging. Aber selbst Julia gegenüber hatte er nie dieses Verlangen gespürt, das ihn bei Kias Anblick überkam.
Doch Kia war nur an einer Sache interessiert: Sie wollte Geld. Ihre Beteuerung, sie liebe Phillip, klang verlogen. Und davon abgesehen, selbst wenn ihr schöner Mund log, die Kamera tat es nicht. Und er würde nie das Bild in der Zeitung vergessen, das sie zusammen mit Phillip zeigte. Sie lächelte so zufrieden wie eine Katze, die gerade einen Sahnetopf ausgeschleckt hatte. Offenbar hatte sie ihr Opfer gefunden.
Das war einfach widerlich. Woher kam dann plötzlich die Sehnsucht, mit ihr eine Familie zu gründen? Wahrscheinlich war dieser ganze sentimentale Weihnachtskitsch daran schuld. Dadurch wurden automatisch Erinnerungen an die Kindheit und die Familie wach.
Denn er hatte eine sehr schöne Kindheit gehabt. Seine Eltern hatten ihn sehr geliebt, hatten aber auch für andere Kinder immer ein offenes Haus
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