Maxine Sullivan
seufzte leise. Er hätte ihr ja wenigstens Bescheid sagen können. Sie legte die geschriebenen Seiten auf den Schreibtisch und wandte sich zum Gehen. Doch dann fuhr sie erschreckt zusammen. Jemand stand im Türrahmen. Zuerst dachte sie, es sei Brant. Doch dann erkannte sie Lynette Kelly.
„Lynette, was machen Sie denn hier?“
Lynette errötete und kam ein paar Schritte näher. „Hallo, Kia.“
Sie wirkte so nervös, dass sie Kia leidtat. „Kann ich irgendetwas für Sie tun?“, fragte sie in einem sehr viel freundlicheren Tonfall.
„Ich … ich muss unbedingt mit Phillip sprechen. Ich habe versucht, ihn zu Hause zu erreichen, aber er war nicht da. Da dachte ich, er sei vielleicht im Büro.“
„Leider nein. Er ist für zwei Wochen nach Queensland geflogen.“
Lynette riss die Augen auf. „Ohne Sie?“
„Äh … ja. Ich musste hierbleiben. Es gibt zu viel zu tun.“
„Ach so.“ Lynette ließ die Schultern sinken und wandte sich zum Gehen. „Dann werde ich wohl lieber …“ Doch dann drehte sie sich wieder ganz schnell um und trat auf Kia zu. „Kia, ich muss es wissen, lieben Sie Phillip wirklich? Ich meine, so wie eine Frau einen Mann lieben sollte? Bitte, sagen Sie es mir!“
Sie sah so verzweifelt aus, dass Kia ein schlechtes Gewissen bekam.
„Kia, er braucht mich, ich weiß, dass er mich braucht! Ich liebe ihn so sehr, dass mir egal ist, was Sie von mir denken. Ich flehe Sie nur an, sagen Sie mir die Wahrheit!“
Kia hielt es nicht länger aus. Es war nicht fair, Lynette etwas vorzumachen. Sie war es ihr und auch Phillip schuldig, mit der ewigen Lügerei aufzuhören. „Nein, Lynette, ich liebe Phillip nicht, nicht auf diese Art und Weise.“
„Gott sei Dank!“ Lynette atmete sichtlich erleichtert auf. Doch dann hob sie fragend die Augenbrauen. „Aber warum haben Sie sich dann mit ihm verlobt?“
„Das war nicht geplant.“ Kia erklärte ihr die Situation, die sich durch Lynettes Auftauchen plötzlich verselbstständigt hatte. „Es tut mir so leid, dass Sie unseretwegen so viel haben ertragen müssen. Ich wollte Phillip im Grunde nur helfen.“
„Dann meinen Sie“, Lynette musste schlucken, „dass er mich immer noch liebt?“
„Ich weiß, dass er Sie liebt.“
Lynettes Augen leuchteten. „Ich muss unbedingt zu ihm.“
„Gute Idee.“ Kia musste lächeln. So zerbrechlich Lynette auch wirkte, sie schien einen eisernen Willen zu haben und genau zu wissen, was sie wollte. „Wenn er irgendwelche Zicken macht, dann richten Sie ihm von mir aus, er sei ein Dummkopf.“
Lynette umarmte sie. „Ich hoffe, dass Sie auch bald den Richtigen finden.“
Kia lachte. „Ich weiß gar nicht, ob ich das will.“ Der einzige Mann, der wirklich einen Eindruck auf sie machte, war Brant. Und der … nun, dazu war nicht mehr zu sagen.
Lynette verließ beschwingt den Raum. Kia war sehr erleichtert, dass sie ihr von Phillips Liebe erzählt hatte. Nun kam es auf Lynette an, wie es weiterging.
Plötzlich spürte sie, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten. Noch bevor sie sich der Verbindungstür zu dem kleinen Konferenzraum zuwandte, wusste sie, dass Brant da stand.
Die ganze Zeit war er in dem kleinen Konferenzraum gewesen. Kia geriet in Panik. Ganz sicher hatte er das Gespräch mit angehört. Ein Blick in seine Augen genügte. Er war wütend. Kia wurde kalt vor Angst. Sie fühlte sich in die Enge getrieben und ihm ausgeliefert.
„Oh, Brant … ich wusste nicht, dass du hier bist.“
Er schwieg und starrte sie an. Dann holte er tief Luft. „Dann hat das schlechte Gewissen also doch die Habgier besiegt?“, fragte er in einem schneidenden Ton und lehnte sich gegen den Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Habgier?“ Hatte er noch alle Tassen im Schrank? „Wen hältst du für habgierig? Etwa mich?“
„Tut mir echt leid für dich, Darling, dass es diesmal nicht mit der Hochzeit geklappt hat. Aber du findest sicher bald ein neues Opfer, das auf dein unschuldiges Getue reinfällt.“
„Was?“ Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
„Tu doch nicht so. Ich habe das Foto in der Zeitschrift gesehen. Selbst der Reporter erkannte sofort, worauf es dir ankam. Seine Bemerkung, du hättest dir einen von Australiens reichsten Junggesellen geangelt, war durchaus zutreffend.“
Das konnte doch wohl nicht wahr sein! „Dieser Reporter, wenn du ihn überhaupt als solchen bezeichnen willst, hat sich so schäbig geäußert, weil ich nicht mit ihm ausgehen wollte. Er war beleidigt,
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