Maxine Sullivan
wirklich nur hinter Geld her war. Sie stand auf, duschte und zog sich schnell an. Da sie keine Lust hatte, das Kleid vom Vortag wieder anzuziehen, suchte sie sich etwas Bequemes von den Sachen aus, die Jarrod gekauft hatte.
Dann lief sie schnell in die Küche und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Nach dem ersten Schluck atmete sie auf. Das tat gut.
„Du siehst toll aus.“
Erschrocken fuhr sie zusammen und drehte sich um. Jarrod stand in der Tür. „Danke.“ Sie nahm wieder einen Schluck.
„Ich meine es ernst.“
„Ich weiß.“
„Und?“
„Was soll ich denn darauf erwidern, Jarrod? Dass ich mein ganzes Leben lang auf diesen Augenblick gewartet habe? Dass ich mich danach gesehnt habe, dass du mir sagst, wie gut ich aussehe?“
Irritiert sah er sie an. „Was ist denn los mit dir?“
Sie wandte den Blick ab und versuchte, sich zu beruhigen. Sicher, es hatte sich nichts verändert zwischen ihnen, was vielleicht doch etwas enttäuschend war. Aber war das nicht ganz in ihrem Sinn? Zumal sie sowieso felsenfest davon überzeugt war, dass sie ihn nicht vom Gegenteil überzeugen konnte. Er hielt sie nun mal für ein geldgieriges Luder, und damit basta.
Sie setzte ein künstliches Lächeln auf. „Was soll denn los sein? Alles ist wunderbar!“, säuselte sie.
„Den Eindruck habe ich nicht!“ Misstrauisch musterte er sie.
Sollte er etwa verunsichert sein? Umso besser. Briana stellte die Tasse ins Spülbecken. „Könnten wir noch kurz an meinem Apartment vorbeifahren? Ich möchte meinen Fotoapparat holen. Auf dem Festival gibt es bestimmt viele Motive.“
„Du kannst meine Kamera benutzen.“
„Danke, aber ich nehme lieber meine eigene. Es ist eine sehr gute und sehr teure Kamera.“
„Meine auch.“
„Das glaube ich. Aber ein Fotoapparat ist etwas Persönliches. Wie eine Armbanduhr zum Beispiel.“
„Findest du? Das habe ich so nie gesehen. Fotografierst du gern?“
„Irgendwie schon. Es ist ein gutes Gefühl, mal hinter, und nicht immer vor der Kamera zu stehen.“
„So?“ Die Antwort schien ihn zu verblüffen. „Okay, in fünf Minuten können wir los.“
Eine Stunde später standen sie an der Swanston Street, durch die der Umzug kommen sollte. Das Moomba-Festival war das größte Volksfest Australiens. Seit fünfzig Jahren fand es in Melbourne statt. Es war berühmt für sein Feuerwerk, für Kino im Freien, für die Moomba-Parade und jede Menge Wettkämpfe, die auf dem Fluss Yarra stattfanden.
Die Parade war ganz eindeutig der Höhepunkt, und die Straßen waren gesäumt von bunt gekleideten Menschen, die fröhlich winkten.
Danach schlenderten Jarrod und Briana am Fluss entlang. Briana machte viele Aufnahmen, besonders von Menschen, die nicht merkten, dass sie fotografiert wurden. Etwa von Kindern, die mit großen Augen staunend einem Zauberer zusahen, oder von Eltern, die ihr Kind liebevoll dabei beobachteten.
„Hängt es dir nicht manchmal zum Hals heraus, dass die Leute dich immer anstarren?“, fragte Jarrod plötzlich.
Überrascht blickte sie ihn an. „Tun sie das? Das habe ich gar nicht gemerkt. Vielleicht denken sie, ich sei eine berühmte Fotografin. Irgendeine wichtige Persönlichkeit.“
„Das bist du doch auch.“
Sie lachte. „Wichtig bin ich nur für meinen Vater.“
Wenige Sekunden lang sah er sie zärtlich an, und Brianas Herz tat einen Sprung. „Woran denkst du?“
„An dich.“
„Warum?“
Er lächelte. „Das werde ich dir vielleicht irgendwann erzählen.“
Dieses „Irgendwann“ würde nie kommen, das wusste sie genau. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, hob sie wieder die Kamera und fotografierte ein paar Kinder, deren Gesichter bunt bemalt waren. Dabei musste sie immer daran denken, dass Jarrod und sie sich Ende des Monats für immer trennen würden. Das Herz wurde ihr schwer.
„Arbeitest du gern als Model?“, fragte Jarrod nach einer kurzen Weile, während sie weiter im Sonnenschein dahinschlenderten.
Die Frage brachte sie buchstäblich aus dem Gleichgewicht, und sie stolperte. Er hielt sie am Arm fest, und sie spürte die Wärme seiner Hand durch den dünnen Stoff hindurch. „Das ist eine seltsame Frage“, sagte sie schließlich, leicht atemlos. „Warum willst du das wissen?“
„Ich habe den Eindruck, dass du auch hinter der Kamera sehr talentiert bist.“
Wie kam er darauf? „Danke, aber Fotografieren ist nur ein Hobby für mich.“
„Vielleicht könnte es mal mehr als nur ein Hobby sein.“
„Vielleicht.“ Wieder hob sie die
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