Maxine Sullivan
das schlechte Gewissen. Vielleicht sollte sie doch nicht so einfach verschwinden, sondern ihm wenigstens noch etwas zum Frühstück hinstellen.
Fünf Minuten später ließ sie gerade ein lockeres Rührei auf einen Teller gleiten, als sie ein Geräusch hinter sich hörte. Erschrocken fuhr sie herum.
„So …“, sagte Jarrod drohend und stemmte die Hände in die Seiten. „Mit Patrick ist alles vorbei, hast du das nicht behauptet?“
Er hielt ihr die Zeitung hin, die er wohl gerade von draußen hereingeholt hatte. Wie gelähmt starrte sie auf seine Hand. Stand da etwas drin wegen ihres Vaters? Hatte Patrick nicht dichtgehalten?
Jarrod machte ein paar Schritte auf sie zu und wedelte mit der Zeitung vor ihrem Gesicht herum. „Das nennst du vorbei ?“
Sie stellte die Pfanne ab und griff nach dem Blatt. Gott sei Dank, nichts über ihren Vater! Ein Foto zeigte sie und Patrick in der Bar des Flughafens. Darunter stand: „Ist Briana wieder mit ihrem Ex zusammen?“
„Jarrod, das ist nicht so, wie du denkst. Ich …“
„Du machst einen Narren aus mir!“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Nein!“
„Du kannst doch nicht abstreiten, dass du gestern mit Patrick zusammen warst.“
„Nein, das will ich auch gar nicht.“ Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu sammeln. „Patrick war gestern auf dem Flughafen. Aber er hat mich nur abgeholt, weil er etwas mit mir besprechen wollte.“
„Ich kann mir schon vorstellen, was er mit dir besprechen wollte.“
Sie versuchte, sich von seinem Sarkasmus nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Es musste ihr schnell etwas einfallen. „Es geht um einen Auftrag Ende des Monats, mit dem wir beide zu tun haben. Ich musste noch ein paar Papiere unterschreiben.“ Sie wies auf das Foto. „Hier, da habe ich sogar den Stift noch in der Hand. Und du siehst die Papiere auf dem Tisch.“
Misstrauisch sah er sie an. „Warum hast du das denn nicht gestern erwähnt?“
Sie gab ihm die Zeitung zurück. „Weiß ich nicht. Ich hielt es wohl nicht für wichtig. Außerdem bin ich doch nicht verpflichtet, dir Rechenschaft abzulegen.“
„Und das war wirklich alles?“
Sie sah ihn an. „Ja“, log sie.
„Es gibt nichts, was du mir darüber hinaus erzählen willst?“
„Nein“, log sie wieder und versuchte, sich ihre Erregung nicht anmerken zu lassen. „Glaubst du wirklich, dass ich mir ausgerechnet eine gut besuchte Bar im Flughafen aussuchen würde, wenn ich etwas zu verheimlichen hätte?“
„Vielleicht seid ihr hinterher zu ihm gegangen.“ Offenbar war er von ihrer Unschuld noch nicht ganz überzeugt.
„Ich bin danach gleich zu dir gekommen. Du kannst ja überprüfen, wann mein Flugzeug gelandet ist. Dann wirst du feststellen, dass du selbst mein Alibi bist, Jarrod.“
Stirnrunzelnd sah er sie an, sagte aber nichts.
Sie hob leicht die Augenbrauen an. „Nun, wie lautet das Urteil?“
„Hm, darüber muss ich noch ein wenig nachdenken.“
Plötzlich hatte Briana das Gefühl, dass es hier für sie um mehr ging als darum, ihn zu überzeugen, dass nichts zwischen ihr und Patrick war. Sie musste ihm klarmachen, dass sie anders war als Marise. Dass er ihr vertrauen musste, auch wenn sie in seinem Leben nur vorübergehend eine Rolle spielte.
„Das genügt mir nicht“, sagte sie und sah ihn offen an. „Bin ich schuldig oder nicht schuldig?“
Er hielt ihrem Blick stand und schwieg ein paar endlose Sekunden lang. „Nicht schuldig“, sagte er dann.
Ihr wurde ganz warm vor Freude. Wenn er ihr nicht geglaubt hätte, hätte sie sich umgedreht und wäre gegangen. Für immer, gleichgültig, ob sie ihm eine Million schuldete oder nicht.
„Ich verstehe nur nicht“, fuhr er fort, „wie du mit jemandem zusammenarbeiten kannst, der dir so übel mitgespielt hat.“
„Wieso? Hast du nie mit jemandem Geschäfte gemacht, den du nicht leiden kannst?“, gab sie schnell zurück.
Er schmunzelte, dann nickte er. „Doch, oft. Meine Welt ist voll mit Menschen, die ich nicht ausstehen kann. Das hat wohl mit meinem Beruf zu tun. Denn mein Rat als Anwalt ist ja nur gefragt, wenn einer von jemand anderem übers Ohr gehauen wird.“
„Eben. Was ich mit Patrick zu tun habe, ist rein geschäftlich. Er hat zwar mein Geld falsch investiert, aber er hat mich schließlich nicht bestohlen.“
Noch einmal warf er ihr einen skeptischen Blick zu. „Okay“, sagte er dann.
Sie ließ sich ihre Erleichterung nicht anmerken und wies auf den Teller. „Dein Rührei
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