Maxine Sullivan
dunklen Brauen zusammen, ließ dann aber den Motor an. Während der Fahrt musste er immer daran denken, was sich da eben in Ray Davenports Haus abgespielt hatte. Er hatte ein schlechtes Gewissen Briana gegenüber. Nicht weil er so sehr darauf bestanden hatte, den Diebstahl der Diamanten aufzuklären. Das musste sein. Nein, weil er eine so schlechte Meinung von ihr gehabt hatte.
Sie hatte all die hässlichen Dinge, die er über sie gedacht und manchmal auch geäußert hatte, wirklich nicht verdient. Ihm war klar geworden, dass er ihr vertrauen konnte, dass ihr die Familie wichtiger war als die eigene Person. Sie war ein selbstloser Mensch, der im Wesentlichen an andere dachte. Denn auf den Deal mit der Million hatte sie sich nur eingelassen, weil sie ihrem Vater helfen wollte.
Sie war ganz anders als Marise.
Ganz anders als seine biologische Mutter.
Er musste sich bei ihr entschuldigen, musste irgendwie wiedergutmachen, dass er sie so verkannt hatte, jetzt gleich. Wenn sie ihn doch nur mit in ihr Apartment nehmen würde.
Doch als er vor dem Apartmentgebäude hielt, meinte sie wieder, er sollte sie nur absetzen. Aber diesmal gab er nicht nach. Sie mussten unbedingt miteinander reden. Sein Gewissen drückte ihn.
So ließ sie ihn schließlich achselzuckend ein. Im Wohnzimmer dann blieb sie stehen, drehte sich zu Jarrod um und sah ihn kühl an. „Ich fand es ziemlich schäbig von dir, dass du meinen Vater so unter Druck gesetzt hast, Jarrod. So blieb ihm gar nichts anderes übrig, als zu gestehen.“
„Wenn ich das nicht getan hätte, dann hätte die Polizei ihn sich vorgenommen. Und ich kann dir versichern, die wären anders mit ihm umgegangen.“ Er schwieg und versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu ergründen. Denn was er jetzt sagen musste, fiel ihm schwer. „Aber ich hatte keine Ahnung, dass ich ihn damit auch zwingen würde, eine Unterschlagung zuzugeben.“
„Vielleicht hättest du genauer zuhören sollen, als ich dich bat, das Ganze auf sich beruhen zu lassen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. „Aber du hörst mir ja nie zu. Es geht immer nur um das, was du willst. Andere Menschen sind dir vollkommen egal.“
Bedauernd neigte er den Kopf. „Da mag was dran sein.“
„Du gibst es zu?“
„Nicht ganz. Aber was mich viel mehr interessiert … die Million Dollar brauchtest du also für deinen Vater?“
„Ja“, erwiderte sie, und plötzlich brachen sich all ihre Gefühle Bahn. Verzweifelt ließ sie die Schultern sinken, und Tränen strömten ihr über die Wangen. „Und jetzt verliere ich ihn“, schluchzte sie. „Es war alles umsonst.“
Mit zwei Schritten war er bei ihr und nahm sie in die Arme. „Nicht weinen … beruhige dich.“ Doch Briana klammerte sich an ihn und konnte nicht aufhören zu weinen. „Sch … sch … ich werde ihm helfen“, flüsterte Jarrod. „Ich werde tun, was ich kann.“ Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und reichte es ihr. Wahrscheinlich hatte Briana ihrem Vater gegenüber immer Stärke und Zuversicht demonstrieren müssen, und das forderte jetzt seinen Preis. Doch er bewunderte sie dafür. Aber heute, das war einfach zu viel gewesen, selbst für sie mit ihrer Selbstdisziplin.
Wieder drückte er sie fest an sich. „Glaub mir, Briana, du bist nicht allein. Es gibt Menschen, denen du sehr wichtig bist.“ Ihm zum Beispiel, das wurde ihm plötzlich klar. Aber noch konnte er seinen Gefühlen für sie nicht auf den Grund gehen, noch wusste er nicht, wie er sich dazu verhalten sollte. Das Beste war, vorläufig vorsichtige Zurückhaltung zu üben.
Allmählich beruhigte sie sich. Sie tupfte sich die Augen trocken und schnäuzte sich kräftig. Zögernd löste sie sich aus seinen Armen und sah Jarrod mit ihren großen blauen Augen an. Sie war immer noch wunderschön. „Da ist noch etwas, das ich dir sagen muss.“
Am liebsten hätte er sie wieder an sich gezogen. Aber er ließ die Arme sinken. „Noch mehr Eröffnungen? Ich muss zugeben, dass ich im Augenblick nicht scharf auf neue Überraschungen bin.“
Sie schniefte leise. „In diesem Fall geht es um Patrick.“
Jarrods Herz schlug plötzlich wie verrückt. „Patrick? Was hast du denn noch mit dem zu tun?“
„Er erpresst mich.“
Er packte sie bei den Unterarmen. „Er erpresst dich? Womit denn?“
„Damit, dass mein Vater Geld von Howards Geheimkonto genommen hat. Ich weiß nicht genau, wie, aber er hat es irgendwie herausbekommen.“ Vorsichtig löste sie sich
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