Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
nicht richtig wohlfühlen. Man konnte bestenfalls abhängen.
Die vier Jungs hingen also in der Burger-Bar ab. Yo-less las aufmerksam das Flugblatt durch, auf dem stand, daß keine Regenwälder sterben mußten, damit Hamburger gemacht werden konnten. Wobbler aß seine geliebten Megajumbo Pommes-frites mit fünfzehn Packungen Soße.
»Ob ich wohl hier einen Job bekommen könnte?«
»Vergiß es«, sagte Bigmac. »Der Manager würde dich nur kurz ansehen und sofort wissen, daß er mit dir keinen Gewinn machen könnte.«
»Willst du damit etwa andeuten, daß ich fett bin?« fragte Wobbler.
»Umfangmäßig benachteiligt«, sagte Yo-less, ohne aufzublicken.
»Potenziert«, sagte Bigmac.
Wobbler ließ diese Begriffe einen Augenblick auf sich wirken.
»Da bin ich lieber fett«, sagte er. »Kann ich deine Zwiebelringe haben?«
»Außerdem wollen massenweise Leute einen Job hier haben«, sagte Bigmac. »Du brauchst mindestens Abitur.«
»Was? Bloß, um Burger zu verkaufen?«
»Es gibt doch sonst keine Jobs hier in der Gegend«, sagte Bigmac. »Alle Fabriken werden geschlossen. Nichts zu tun. Niemand stellt mehr irgendwas her.«
»Ein paar Leute schon«, meinte Wobbler. »Was ist mit all dem Zeugs in den Läden?«
»Das kommt alles aus Taiwanaland oder von sonstwo. Ha! Wie sieht es eigentlich mit
unserer
Zukunft aus? Was meinst du? Johnny?«
»Was?«
»Du hast die ganze Zeit vor dich hingestarrt, weißt du das?«
»Ja; was ist denn passiert?« fragte Wobbler. »Sind ein paar Tote reingekommen, um sich was zum Essen zu holen?«
»Nein«, sagte Johnny.
»Woran denkst du dann?«
»Daumen«, sagte Johnny und starrte weiter die Wand an.
»Was?«
»Wie?« Johnny schien langsam aufzuwachen.
»Was für Daumen?«
»Oh… nichts.«
»Meine Mutter sagte gestern abend, daß einige Leute ziemlich sauer sind, weil der Friedhof verkauft wird«, erzählte Yo-less. »Jeder beklagt sich darüber. Und Pastor William sagt, jeder, der darauf baut, wird bis zur siebten Generation verflucht sein.«
»Ach, so was sagt der doch immer«, meinte Wobbler. »Außerdem kümmert sich die Vereinigte Holding GmbH wahrscheinlich einen Dreck um solche Dinge. Die haben vermutlich einen Vizepräsidenten, der nur fürs Verfluchtwerden zuständig ist.«
»Und der überläßt den Fluch wahrscheinlich seiner Sekretärin«, sagte Bigmac.
»Wir können sowieso nichts mehr tun«, sagte Yo-less. »Die Bulldozer stehen schon vor dem Zaun.«
»Weiß jemand von euch, was die Vereinigte Holding GmbH eigentlich
macht
?« sagte Wobbler.
»In der Zeitung stand, es sei eine multinationale Einrichtung für Informationsbeschaffung und Wertsteigerung«, sagte Yo-less. »In den Nachrichten haben sie gesagt, sie würden dreihundert neue Arbeitsplätze schaffen.«
»Für die Leute, die in der alten Gummistiefelfabrik gearbeitet haben?« sagte Bigmac.
Yo-less zuckte die Achseln. »So ist das Leben«, sagte er. »Johnny, bist du okay?«
»Was?«
»Geht’s dir gut? Du starrst immer noch die Wand an.«
»Er ist traurig wegen der toten Soldaten«, sagte Wobbler.
Yo-less beugte sich über den Tisch. »Schau… das ist doch alles Vergangenheit. Es ist
vorbei.
Es ist traurig, daß sie gestorben sind, aber… nun… sie wären jetzt doch sowieso tot, oder? Es ist ein Teil der Geschichte. Es hat nichts mit… na, mit
heute
zu tun.«
Mrs. Ivy Witherslade stand in der Telefonzelle an der Friedhofsstraße und unterhielt sich mit ihrer Schwester, als jemand ungeduldig an die Glasscheibe klopfte. Das war allerdings seltsam, denn draußen stand gar niemand. Aber es wurde plötzlich sehr kalt und ungemütlich, als ob sie auf einem Grab stünde. Sie hörte auf, ihrer Schwester von ihren Beinen zu erzählen und was der Arzt darüber gesagt hatte, und ging schnell nach Hause.
Wenn Johnny dort gewesen wäre, hätte er gehört, was als nächstes geschah. Aber er war nicht da, und jeder andere hätte nur den Wind vernommen und vielleicht, aber auch nur vielleicht, kleine Gesprächsfetzen:
»Sie müßten es wissen, Mr. Fletcher. SIE haben es schließlich erfunden.«
»Eigentlich war es Alexander Graham Bell, Mrs. Liberty. Ich habe es nur verbe
s
sert.«
»Also… dann sehen Sie zu, daß es funktioniert. Lassen Sie mich mit dem Mann vom drahtlosen Telegraphen sprechen.«
»War es wirklich Alexander Graham Bell?«
»Ja, Mr. Bowler.«
»Ich dachte, es wäre Sir Humphrey Telephone gewesen.«
Das Telefon blieb auf der Gabel, aber irgendwo im Gerät rauschte und
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