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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vor sich hin. Zumindest scheinbar ohne Strom. Wer wußte schon, wo die Elektrizität hinging, wenn das Licht ausgeschaltet war?
    »Wow!«
    Er stand auf und zeigte auf die dreckiggrüne Oberfläche des Kanals.
    »Irgendwo da unten ist ein alter Ford Capri«, sagte er. »Wobbler sagt, er hat gesehen, wie ein paar Männer ihn hineingeschoben haben.«
    »Ich werde gleich nachsehen«, meinte Mr. Fletcher. »Der Verbrennungsmotor könnte wahrhaftig noch ein paar Verbesserungen gebrauchen.«
    »Aber… ich meine… Maschinen leben nicht – wie können sie dann Geister haben?«
    »Aber sie
existieren
«, sagte Solomon Einstein. »Von Augenblick zu Augenblick. Und wir müssen nur den richtigen Augenblick finden, nicht wahr?«
    »Klingt wie Okkultismus«, sagte Johnny.
    »Nein! Es ist
Physik!
Genauer gesagt,
mehr
als Physik. Es ist –« er fuchtelte aufgeregt herum, »Metaphysik. Vom griechischen
meta,
das bedeutet außerhalb, und
physika,
das heißt… ähm…«
    »Physik«, sagte Mr. Vicenti.
    »Genau!«
    »Nichts hört wirklich auf. Nichts ist wirklich vorbei.«
    Es war Johnny, der das gesagt hatte. Er war über sich selbst überrascht.
    »Korrekt! Bist du Physiker?«
    »Ich?« fragte Johnny. »Ich habe von Naturwissenschaften keine Ahnung.«
    »Wunderbar! Die ideale Voraussetzung!« sagte Einstein.
    »Was?«
    »Unwissen ist sehr wichtig! Es ist absolut
unabdingbar
für den Lernprozeß!«
    Mr. Fletcher drehte am Geist eines Sendersuchknopfes.
    »Nun, jetzt ist alles in Ordnung«, sagte er und sah sich ein offenbar spanisches Programm an. »Alle herkommen!«
    »Wie interessant«, sagte Mrs. Liberty und zog sich in Sekundenschnelle an. »Miniatur-Cinematographie?«
    Als Johnny ging, saßen alle vor dem kaputten Fernseher und stritten sich, was sie anschauen wollten…
    Außer Mr. Grimm. Er stand etwas abseits, die Hände brav gefaltet, und sah ihnen zu.
    »Das wird Ärger geben«, sagte er. »Das ist Ungehorsam. Einmischung in die Physik.«
    Er hatte einen kleinen Schnurrbart und trug eine Brille. Jetzt, im Tageslicht, konnte Johnny erkennen, daß die Gläser so dick waren, daß man die Augen kaum sehen konnte.
    »Das wird Ärger geben«, sagte er noch einmal. »Und es wird
deine
Schuld sein, John Maxwell. Du versetzt sie in Aufruhr. Ist das etwa eine Art, wie Tote sich verhalten sollten?«
    Zwei unsichtbare Augen folgten ihm.
    »Mr. Grimm?« sagte Johnny.
    »Ja?«
    »Wer sind Sie?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Nein, aber alle anderen reden immer über –«
    »Ich glaube zufällig an Anstand. Ich glaube daran, daß man das Leben ernst nehmen sollte. Es gibt so etwas wie Regeln. Ich habe ganz sicher nicht vor, mich diesen Albernheiten hinzugeben.«
    »Ich wollte Sie nicht –«
    Mr. Grimm drehte sich um und ging steif zu seinem kleinen Grabstein unter den Bäumen. Er setzte sich mit verschränkten Armen hin und starrte Johnny an.
    »Das wird schlimme Folgen haben«, sagte er.
     
    Er sagte, er hätte zum Facharzt gemußt. Das funktionierte immer. Die Lehrer stellten dann für gewöhnlich keine weiteren Fragen.
    In der Pause hatte Wobbler Neuigkeiten.
    »Meine Ma sagt, heute abend wird es eine große Versammlung im Bürgerhaus geben, mit Leuten vom Fernsehen und allem Drum und Dran.«
    »Das bringt doch nichts«, meinte Yo-less. »Das geht doch schon seit einer Ewigkeit so. Es ist zu spät. Es wurden schon alle möglichen Untersuchungen und Zeugs gemacht.«
    »Ich habe meine Mutter gefragt, wie das ist, wenn man Gebäude auf alten Friedhöfen bauen will. Sie sagt, man muß zuerst den Pfarrer holen, damit er den Ort entweihen kann«, sagte Wobbler. »Das ist bestimmt sehenswert.«
    »Trotzdem, ich werde heute abend hingehen«, sagte Johnny. »Und ihr solltet mitkommen.«
    »Das bringt doch nichts«, meinte Yo-less.
    »Doch«, sagte Johnny.
    »Aber der Platz ist doch schon verkauft«, sagte Yo-less. »Ich weiß, daß du deswegen irgendwie traurig bist, aber die Sache ist gelaufen.«
    »Es wird trotzdem gut sein, wenn wir hingehen.« Er wußte es, genau wie er gewußt hatte, daß die Kameraden von Blackbury wichtig waren. Den Grund dafür wußte er auch nicht. Es
war
einfach so.
    »Wird es irgendwelche… ungewöhnlichen Windstöße geben?« fragte Bigmac.
    »Woher soll ich das wissen? Ich denke nicht. Im Augenblick hocken sie alle vorm Fernseher.«
    Die anderen drei warfen einander Blicke zu.
    »Die
Toten
sehen fern?« fragte Wobbler.
    »Ganz richtig. Und ich weiß, daß ihr jetzt alle nachdenkt, was ihr Komisches sagen

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