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Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Titel: Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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London ab?«
    »Ich renn doch jetzt nich weg«, sagte der Junge. »Es macht viel mehr Spaß, hier Spione zu fangen.«
    Sie waren jetzt wieder in der Innenstadt. Der Junge war weiter hinter Wobbler hergerannt und hatte allen, denen sie begegnet waren, erzählt, daß Wobbler ein Spion sei. Zugegeben, es sah nicht so aus, als wollte ihn jemand verhaften, aber einige starrten ihn schon sehr seltsam an.
    »Mein Bruder Ron is’ Polizist«, sagte der Junge. »Er kommt aus London, un dann erschießt er dich.«
    »Hau ab!«
    »Nö.«
     
    Gegenüber der Zufahrt zur Paradise Street stand eine kleine Kirche. Yo-less sagte, es sei eine Nonkonformisten-Kapelle. Sie sah abgeschlossen und nach Sonntag aus. Ein paar immergrüne Büsche links und rechts des Eingangs wirkten, als bräuchte man Werkzeug, um ihnen den Ruß von den Blättern zu kratzen.
    Die drei saßen auf der Treppe und sahen auf die Straße. Eine Frau war nach draußen gekommen und schrubbte fleißig die Vordertreppe.
    »Ist die Kirche hier auch getroffen worden?« fragte Kirsty.
    »Du meinst, wird sie getroffen werden. Nein, ich glaube nicht.«
    »Schade.«
    »Sie ist immer noch da… Ich meine, 1996 wird sie immer noch da sein«, sagte Yo-less. »Aber dann ist sie so eine Art Gemeindezentrum. Ihr wißt schon, für Gymnastikkurse und so. Ich weiß das, weil ich jeden Mittwoch für die Moriskentanz-Gruppe herkomme. Ich
werde
herkommen, wollte ich sagen.«
    »Du?« fragte Kirsty. »Du machst Moriskentanz? Mit Stöcken und Tüchern und so?
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    »Ist irgendwas damit nicht in Ordnung?« fragte Yo-less kühl.
    »Na ja… nein… nein, selbstverständlich nicht… aber… es ist ein bißchen ungewöhnlich für jemanden deiner –«
    Yo-less ließ sie sich ein bißchen winden und sagte dann: »Größe?« Er ließ das Wort fallen wie ein Gewicht. Kirsty schloß den Mund.
    »Ja«, sagte sie.
    Im Nachbarhaus von dem Haus, dessen Vordertreppe schon geputzt war, tauchte eine andere Frau auf und fing an,
ihre
Treppe zu putzen.
    »Was sollen wir tun?« fragte Kirsty.
    »Ich denke drüber nach«, erklärte Yo-less.
    Irgendwo weit entfernt ertönte eine Klingel und schrillte und schrillte.
    »Ich denke auch nach«, sagte Johnny. »Ich denke gerade: Wir haben Bigmac lange nicht mehr gesehen.«
    »Gut«, meinte Kirsty.
    »Könnte sein, daß er Probleme hat«, sagte Johnny.
    »Was meinst du mit ›könnte sein‹?« fragte Yo-less.
    »Und Wobbler haben wir auch nicht gesehen«, fügte Johnny hinzu.
    »Ach, du kennst doch Wobbler. Der versteckt sich vermutlich irgendwo.«
    Auf der anderen Straßenseite trat eine weitere Frau vor ihr Haus und beteiligte sich an dem Treppenschrubb-Wettbewerb.
    Kirsty richtete sich auf.
    »Warum lassen wir uns so hängen?« fragte sie. »Wir sind Leute der Neunziger Jahre. Wir sollten imstande sein, etwas zu unternehmen. Wir könnten… wir könnten…«
    »Wir könnten Adolf Hitler anrufen«, schlug Yo-less vor. »Ich kann mich leider nicht an seine Telefonnummer erinnern, aber die Auskunft in Deutschland
sollte
sie eigentlich kennen.«
    Johnny starrte den Einkaufswagen finster an. Er hatte nicht gedacht, daß Zeitreisen so schwierig sein konnte. Er dachte an all die verschwendeten Schulstunden, in denen man ihm vielleicht auch hätte beibringen können, was man tun sollte, wenn einem eine Verrückte einen Einkaufswagen voller Zeit überließ. In der Schule lernte man nie etwas, was man im wirklichen Leben gebrauchen konnte. Vermutlich gab es nicht ein einziges Schulbuch, in dem stand, was man tun sollte, wenn man feststellte, daß man neben Elvis Presley wohnte.
    Er schaute die Paradise Street hinunter und spürte, wie die Zeit an ihm vorüberging. Yo-less und Kirsty verblaßten. Er konnte sie allerdings noch spüren, so vage wie Träume, während es langsam dunkler wurde und die fußballspielenden Kinder nach Hause gingen und Wind aufkam und Wolken von Südwesten heranzogen und die Stadt sich schlafen legte und die Bomber aus dem Osten heranflogen und Feuer auf die Häuser niederregnete und auf die Schrebergärten und die Menschen und die Torpfosten, die auf das Fabriktor gemalt waren, und all die hübschen sauberen weißen Treppen vor den Häusern…
     
    Captain Harris drehte Bigmacs Armbanduhr herum.
    »Erstaunlich«, sagte er. »Hier steht: Made in Japan.«
    »Teuflisch gerissen«, sagte der Polizeisergeant.
    Der Captain griff nach dem Radio.
    »Auch japanisch«, sagte er. »Warum? Warum schreiben die das hintendrauf? Sehen Sie? Made in

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