MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
an.
„ Du solltest lieber Angst vor den Anderen haben.“
Auf der Straße tauchten plötzlich Scheinwerfer auf. Sie kamen direkt auf uns zu. Der Pkw wurde immer langsamer. Ich kannte das Auto. Es war derselbe dunkle Jeep, den ich auch schon neulich Abend aus meinem Zimmer beobachtet hatte. Als er mit uns auf gleicher Höhe war, hörte ich wie die elektrischen Fensterheber arbeiteten, traute mich aber nicht den Blick von Marc zu wenden. Marc blieb stehen und schaute auf die Straße.
„ Du kannst weiterfahren!“, sagte er zu dem Fahrer des Jeeps.
Noch immer die Augen auf Marc gerichtet, hörte ich wie der Motor ausgeschaltet wurde.
„ Das würde ich gern von Maya hören!“, antwortete eine männliche Stimme. Ich erkannte sie sofort. Ich drehte mein Kopf und sah Kevin aus dem Jeep steigen.
„ Mann, hau einfach ab, du hast schon genug angerichtet“, sagte Marc in einem ernsten Tonfall.
Kevin blickte mich an.
„ Maya, ist alles okay bei dir? Soll ich weiterfahren?“ Er schien ernsthaft besorgt.
„ Ich ... keine Ahnung ... bin mir nicht sicher“, antwortete ich mit zittriger Stimme.
Kevin wandte sich an Marc, ging auf ihn zu und schaute ihn düster an.
„ Das hört sich für mich nicht so an, als wäre alles in Ordnung, oder?“
Die Zwei standen sich nun gegenüber. Auge in Auge. Ihre Anspannung und gegenseitige Missbilligung war fast greifbar.
„ Soll ich dich nach Hause bringen, Maya?“, fragte Kevin, ohne den Blick von Marc zu nehmen.
„ Welch Wunder, dass der tapfere Retter wieder mal zum perfekten Zeitpunkt auf der Bildfläche erscheint, was? Also denk nicht mal dran, Kevin, oder du wirst es bitter bereuen! Wenn nicht jetzt und hier, dann eben ein anderes Mal!“, warnte Marc ihn.
Ich schaute zum Jeep und erkannte Dala auf dem Beifahrersitz. Kevin schien sofort zu wissen, dass ich ihretwegen zögerte. Er drehte sich zum Auto und warf ihr die Schlüssel durch das offene Fenster zu.
„ Dala, fahrt ihr schon mal vor, ich komme nach, sobald ich Maya nach Hause gebracht habe.“
„ Verschwinde Kevin, das hier ist meine Sache!“ Sein Blick war hasserfüllt.
„ Du hast mir gar nichts zu sagen!“
Ehe ich mich versah, gingen sie aufeinander los. Sie standen sich jetzt so nah, dass nur noch ein Löschblatt zwischen ihre Nasen passte. Ich rannte auf sie zu und versuchte, sie mit aller Kraft auseinander zu drücken, aber sie verharrten dort wie zwei Steinstatuen.
„ Verflucht noch mal hört auf damit.“
Ich zerrte an ihnen herum, jedoch gab keiner der beiden auch nur im Geringsten nach. Hinter mir wurden Autotüren zugeschlagen. Ich wusste, ohne mich umzudrehen, dass die anderen aus dem Auto ausgestiegen waren. Ich war zwar sauer auf Marc, deshalb wollte ich trotzdem nicht, dass er sich mit den WAUs anlegte. Zudem waren sie auch noch in der Überzahl. Hysterisch schrie ich sie an. Sie murmelten irgendetwas, bis sie schließlich voneinander abließen. Ich drehte mich um und sah, wie die anderen wieder in den Jeep stiegen, Dala auf der Fahrerseite das Auto startete und losfuhr. Meine Hysterie legte sich etwas, aber meine Beine zitterten weiterhin. In Marc und Kevins Augen konnte man ein Funkeln sehen. Wortlos standen sie da, bis Marc sich zu mir drehte. Seine Augen wirkten traurig, aber dennoch äußerst aufmerksam.
„ Ich werde auf dich aufpassen!“, flüsterte er kaum hörbar, wandte sich ab und ging davon. Völlig aufgewühlt schaute ich ihm hinterher. Kevin kam auf mich zu und lächelte, als wäre nichts gewesen.
„ Alles in Ordnung bei dir?“
„ Ja, geht schon.“ Ich schnaufte einmal tief aus. „Vielen Dank, dass du mich nach Hause begleitest!“
„ Das mache ich doch gerne. Ich habe sowie so versucht dich anzurufen, nur bist du leider nicht an dein Handy gegangen.“
Ich schaute verdutzt. Doch dann fiel mir ein, dass ich mein Handy kurz vor dem Treffen mit Marc lautlos gestellt hatte. Ich nahm es aus meiner Jackentasche. Fünf entgangene Anrufe. Einen von Kevin und vier von Nina.
„ Ich hatte es stumm“, nuschelte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
„ Deshalb konnte ich dich nicht erreichen! Was war hier eigentlich gerade los?“
„ Wenn ich ehrlich bin, möchte ich nicht darüber reden.“
„ Wie du willst. Dann lass uns gehen“, erwiderte er.
Ein Mann, der meine Entscheidung einfach so hinnahm? Das hatte ich die letzten Tage schon vermisst. Wieder und wieder huschten meine Gedanken zu Marc, aber ich wollte ihm keine Chance geben, diesen kurzen Moment mit
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